Untersuchung des britischen Energie- und Klimawandelausschusses zum 5. Klimazustandsbericht des IPCC

Von Marcel Crok

Das UK Energy and Climate Change Committee hat jeden mit Interesse am AR 5 des IPCC eingeladen, Antworten auf eine lange Liste von Fragen einzusenden. Der letzte Termin hierfür ist nun verstrichen, und viele Kommentatoren haben ihre Beiträge jetzt veröffentlicht (Richard Tol, Paul Matthews, Mike Haseler, Nic Lewis). Da früher oder später ohnehin alle Einsendungen veröffentlicht werden, habe ich mich entschlossen, dies auch zu tun (kann hier als pdf heruntergeladen werden):

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Untersuchung des Energy and Climate Change Committees zum 5. Klimazustandsbericht des IPCC
Schriftliche Eingabe von Marcel Crok

Laufbahn und Begründung meines Interesses

Ich bin ein niederländischer, in Amsterdam ansässiger selbständiger Wissenschaftsautor. Seit 2005 habe ich mich auf die Debatte um die globale Erwärmung konzentriert. Als Herausgeber der niederländischen Monatszeitschrift Natuurwetenschap & Techniek (jüngst wurde daraus die holländische Ausgabe des New Scientist) habe ich im Jahr 2005 einen langen und kritischen Artikel über den infamen Hockeyschläger geschrieben, wobei ich mich maßgeblich auf die Kritik von Stephen McIntyre und Ross McKitrick bezogen habe. Vieles in diesem Artikel Beschriebene tauchte in den Klimagate-E-Mails wieder auf.

Im Jahre 2010 habe ich ein kritisches Buch veröffentlicht, das sich mit dem dritten und vierten Zustandsbericht des IPCC (TAR und AR 4) befasste. Das holländische Ministerium für Infrastruktur und Umwelt hat mir dann Mittel zukommen lassen für eine kritische Begutachtung des AR 5 als Experten-Begutachter.

Seit Klimagate bin ich sehr für eine konstruktivere Wechselwirkung zwischen Klimawissenschaftlern mit entgegen gesetzten Ansichten. Ende 2012 hat dieses holländische Ministerium eine internationale Diskussions-Plattform finanziert, nämlich www.ClimateDialog.org, die konstruktive Dialoge zwischen Klimawissenschaftlern mit anderen Standpunkten organisiert. Dies wurde von den führenden holländischen Klimainstituten KNMI und PBL sowie von mir selbst mit Leben erfüllt [1]. Wir decken kontroverse Themen ab und laden Wissenschaftler ein, die eine ganze Bandbreite von Ansichten repräsentieren.

Im Jahre 2013 war ich Ko-Autor meiner ersten wissenschaftlich begutachteten Studie, in der eine europäische Temperaturverschiebung im Jahre 1988 beschrieben wird.

Wie belastbar sind die Ergebnisse im AR 5-Bericht hinsichtlich der physikalischen wissenschaftlichen Grundlagen?

Die Antwort auf diese Frage ist m. E. nicht Gegenstand dieser Erhebung. Allerdings bietet Ihre eigene Introduction eine gute Gelegenheit, sich damit zu befassen. Sie schrieben: „Laut Bericht ist es ‚extrem wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss der dominante Grund für die seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtete Erwärmung ist‘. Aber die untere Grenze der wahrscheinlichen Klimasensitivität wurde reduziert, und zum ersten Mal wurde auch keine beste Schätzung davon veröffentlicht, weil es dazu keine Übereinstimmung gab“.

Es ist gut, dass Sie auf dieses offensichtliche Paradoxon hingewiesen haben. Der AR 5 selbst konzentrierte sich auf die 95%-Sicherheit, dass die Menschen den Hauptteil (>50%) an der Erwärmung seit 1950 haben. Die meisten Medien machten dies zu einer wichtigen Nachricht über den AR 5 und schrieben ‚wie viel zusätzliche Sicherheit braucht man denn noch, bevor Maßnahmen ergriffen werden?‘.

Allerdings ist diese Interpretation der 95%-Behauptung irreführend. In gewisser Hinsicht ist die 95%-Behauptung des AR 5 (der selbst auch das Ergebnis einer Experten-Beurteilung ist und keine Art mathematischer Berechnung enthält) ein Kinderkram.

Um dies zu verstehen, konzentrieren wir uns auf diesen anderen wichtigen Parameter, die Klimasensitivität. Vor kurzem wurden viele Studien veröffentlicht, in denen die Klimasensitivität aus gemessenen Daten seit 1850 abgeleitet worden ist. Diese Studien legen nahe, dass nahezu die gesamte Erwärmung seit 1850 aufgrund von Treibhausgasen erfolgt ist. Danach kommen diese Studien zu einer besten Schätzung der Klimasensitivität von 1,5 bis 2,0°C, was deutlich unter dem Wert von 3,0°C des IPCC in allen seinen bisherigen Zustandsberichten liegt.

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Nicola Scafetta in Earth Science Reviews: Die Hälfte der Erwärmung der letzten Jahrzehnte wurde durch einen natürlichen Zyklus hervorgerufen

Vor einigen Wochen ging mal wieder der Extremwetterkongress in Hamburg über die Bühne. Mit freundlicher Unterstützung der Versicherungsindustrie. Die Hamburger Lokalausgabe der Welt berichtete am 29. September 2013:

Düstere Szenarien der Zukunft des Planeten Erde hat der 8. Extremwetterkongress mit über 3000 Teilnehmern gezeichnet, der am Freitag in Hamburg zu Ende ging. […] Das grönländische Eis schmelze mit einer Rate von 100 bis 350 Milliarden Tonnen pro Jahr, sagte Professor Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Auch der Rückgang des arktischen Meereises sei dramatisch, und selbst der antarktische Eisschild reagiere inzwischen mit Eisverlusten auf das globale Temperaturniveau. Die Prognosen für den künftigen Meeresspiegel seien „wesentlich pessimistischer geworden“ als noch im letzten Bericht des Weltklimarats.

Und so geht es munter weiter. Man möchte es kaum glauben. Offenbar wurden sämtliche neuen Forschungsergebnisse zur Grönlandforschung ausgeklammert, da sie nicht in das fest verankerte alarmistische Grundbild passten. Die seriöse Wissenschaft sieht die Dinge nämlich mittlerweile viel weniger dramatisch als es die Anhänger des IPCC sowie aktivistische Politiker gerne hätten. Anstatt auf Kongressen die Menschen scharf zu machen, sollte Peter Lemke lieber ein wenig mehr Zeit auf die Lektüre der neuesten Fachliteratur verwenden. Hier nur eine kleine Auswahl der jüngsten Studien:

 

Unethisch ist es zudem, den Rückgang des arktischen Meereises in den Vordergrund zu stellen und die neuen Eisrekorde in der Antarktis einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Und auch der antarktische Eisschild ist viel stabiler als ehemals angenommen. Auf dem Extremwetterkongress scheint das genaue Gegenteil behauptet worden zu sein. Wiederum lohnt es sich, die Originalpublikationen zu lesen, anstatt sich auf einem kommerziellen Klimaalarmkongress aus zweiter Hand „informieren“ zu lassen:

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Vor anderthalb Jahren stand es bei uns im Buch „Die kalte Sonne“ als Gastbeitrag, mittlerweile hat Autor Nicola Scafetta seine Analyse der Temperaturentwicklung der letzten 150 Jahre weiter ausgebaut und in etlichen begutachteten Artikeln publiziert. Seine jüngste Arbeit erschien im November 2013 in der angesehenen Fachzeitschrift Earth Science Reviews (in der übrigens auch Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning zwei Arbeiten zu anderen Themen veröffentlicht hat). Unter anderem erläutert Scafetta in der Arbeit, dass etwa die Hälfte der Erwärmung der letzten Jahrzehnte auf eine zyklische natürliche Komponente eines 60-Jahreszyklus zurückgeht. Diese Ansicht wird mittlerweile von einer Reihe von Arbeiten anderer Autoren unterstützt. In den IPCC-Klimamodellen fehlt dieser wichtige Zyklus jedoch. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit (Fettsetzung ergänzt):

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Fragwürdige Finte: Neuer IPCC-Bericht behauptet Verschärfung des Meeresspiegelanstiegs, während neue Studien das genaue Gegenteil fanden

Vor kurzem gab der Weltklimarat seinen neuen Klimazustandsbericht heraus. Das Tausende von Seiten umfassende Werk zahlreicher Wissenschaftler wurde allerdings in der Öffentlichkeit unterschiedlich interpretiert. Wohl kaum einer der zahlreichen Kommentatoren hat sich die Mühe gemacht, sich durch den Wust der Informationen zu wühlen. Daher ist einigen Medienvertretern in der Klimaalarm-Euphorie doch offenbar entgangen, dass der IPCC erstmals zugegeben hat, dass seine Modelle bei der Vorhersage und Modellierung der Erwärmungspause der letzten 15 Jahre glatt versagt haben und es auch noch keinen Konsens darüber gibt, wo denn der Fehler eigentlich stecken könnte. Unter diesem Hintergrund wäre es konsequent gewesen, auch von weiteren Zukunftsprojektionen vorerst abzusehen. Bei einem systematischen technischen Versagen an einem bestimmten Flugzeugtyp würden die entsprechenden Flieger ja auch am Boden bleiben, bis die Ursache aufgeklärt ist. Nicht so beim IPCC. Hier startet und landet man einfach munter weiter, als wäre nichts gewesen.

Der Bericht enthält zudem weitere interessante Aspekte, die von Journalisten der Alarmschule einfach unter den Tisch gekehrt wurden. So ist nun endlich Vernunft bei den Klimarekonstruktionen eingekehrt und die Mittelalterliche Wärmeperiode offiziell anerkannt worden (siehe „Fritz Vahrenholt im MDR-Hörfunk über den neuen Klima-Bericht: IPCC erkennt erstmals die Mittelalterliche Wärmeperiode an„). Die Tagesschau ist bereits in der Vergangenheit mehrfach als Sprachrohr des Klimaalarmismus aufgefallen (siehe z.B. „Peinliche Nachrichtenpanne im Ersten: Tagesschau.de auf klimatischem Holzweg„). Analysieren wir daher, wie Deutschlands wichtigste Fernsehnachrichten-Redaktion mit dem Bericht umging. Am 27. September 2013 erschien auf der Webseite der Tagesschau folgender Beitrag zum neuen IPCC-Bericht (Auszug):

Bericht des Weltklimarats: Meeresspiegel steigt stärker an
Der Meeresspiegel steigt stärker als bislang gedacht. Davor warnt der Weltklimarat IPCC im ersten Teil seines neuen Reports, dessen Kernthesen in Stockholm präsentiert wurden. Bei größten Klimaanstrengungen erhöht er sich sich danach bis 2100 wahrscheinlich um 26 Zentimeter, im ungünstigsten Fall um 82 Zentimeter. „Während sich die Ozeane erwärmen und Gletscher und Eisdecken schmelzen, wird der globale Meeresspiegel weiter steigen, aber schneller, als wir es in den letzten 40 Jahren erlebt haben“, sagte einer der Co-Vorsitzenden, Qin Dahe. In seinem vierten Sachstandsbericht von 2007 hatte der IPCC noch Anstiege zwischen von 18 bis 59 Zentimetern vorhergesagt. Durch den höheren Meeresspiegel könnten Inseln und flache Küstengebiete dauerhaft überflutet werden.

Der klimatische Laie denkt aufgrund dieser Meldung, dass sich in der Wissenschaft eine grundlegende Neubewertung zum Meeresspiegelanstieg ergeben hätte. Es hört sich so an, als wenn es nun endlich Beweise für einen schneller ansteigenden Meeresspiegel geben würde und alles viel gefährlicher werden würde als noch zuvor angenommen. Stimmt dies wirklich? Was sagen die jüngsten Forschungsergebnisse hierzu?

1) Im Rahmen eines mit insgesamt 10 Millionen Euro geförderten europäischen Forschungsprogrammes untersuchte ein Verbund von 24 Instituten Szenarien für die zukünftige Meeresspiegelentwicklung. Beteiligt war unter anderem auch das Bremerhavener Alfred Wegener Institut (AWI). Im Mai 2013 haben die Forscher nun ihren Abschlussbericht vorgelegt. Das Forschungskonsortium kommt zu dem Schluss, dass im wahrscheinlichsten Szenario der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen 16,5 cm und 69 cm ansteigen wird. Schnell wird klar: Gegenüber dem IPCC-Bericht von 2007 hat sich kaum etwas geändert. Siehe unseren Blogbeitrag „Europäisches Forschungskonsortium verwirft extreme Meeresspiegelprognosen„.

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