Nicola Scafetta in Earth Science Reviews: Die Hälfte der Erwärmung der letzten Jahrzehnte wurde durch einen natürlichen Zyklus hervorgerufen

Vor einigen Wochen ging mal wieder der Extremwetterkongress in Hamburg über die Bühne. Mit freundlicher Unterstützung der Versicherungsindustrie. Die Hamburger Lokalausgabe der Welt berichtete am 29. September 2013:

Düstere Szenarien der Zukunft des Planeten Erde hat der 8. Extremwetterkongress mit über 3000 Teilnehmern gezeichnet, der am Freitag in Hamburg zu Ende ging. […] Das grönländische Eis schmelze mit einer Rate von 100 bis 350 Milliarden Tonnen pro Jahr, sagte Professor Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Auch der Rückgang des arktischen Meereises sei dramatisch, und selbst der antarktische Eisschild reagiere inzwischen mit Eisverlusten auf das globale Temperaturniveau. Die Prognosen für den künftigen Meeresspiegel seien „wesentlich pessimistischer geworden“ als noch im letzten Bericht des Weltklimarats.

Und so geht es munter weiter. Man möchte es kaum glauben. Offenbar wurden sämtliche neuen Forschungsergebnisse zur Grönlandforschung ausgeklammert, da sie nicht in das fest verankerte alarmistische Grundbild passten. Die seriöse Wissenschaft sieht die Dinge nämlich mittlerweile viel weniger dramatisch als es die Anhänger des IPCC sowie aktivistische Politiker gerne hätten. Anstatt auf Kongressen die Menschen scharf zu machen, sollte Peter Lemke lieber ein wenig mehr Zeit auf die Lektüre der neuesten Fachliteratur verwenden. Hier nur eine kleine Auswahl der jüngsten Studien:

 

Unethisch ist es zudem, den Rückgang des arktischen Meereises in den Vordergrund zu stellen und die neuen Eisrekorde in der Antarktis einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Und auch der antarktische Eisschild ist viel stabiler als ehemals angenommen. Auf dem Extremwetterkongress scheint das genaue Gegenteil behauptet worden zu sein. Wiederum lohnt es sich, die Originalpublikationen zu lesen, anstatt sich auf einem kommerziellen Klimaalarmkongress aus zweiter Hand „informieren“ zu lassen:

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Vor anderthalb Jahren stand es bei uns im Buch „Die kalte Sonne“ als Gastbeitrag, mittlerweile hat Autor Nicola Scafetta seine Analyse der Temperaturentwicklung der letzten 150 Jahre weiter ausgebaut und in etlichen begutachteten Artikeln publiziert. Seine jüngste Arbeit erschien im November 2013 in der angesehenen Fachzeitschrift Earth Science Reviews (in der übrigens auch Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning zwei Arbeiten zu anderen Themen veröffentlicht hat). Unter anderem erläutert Scafetta in der Arbeit, dass etwa die Hälfte der Erwärmung der letzten Jahrzehnte auf eine zyklische natürliche Komponente eines 60-Jahreszyklus zurückgeht. Diese Ansicht wird mittlerweile von einer Reihe von Arbeiten anderer Autoren unterstützt. In den IPCC-Klimamodellen fehlt dieser wichtige Zyklus jedoch. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit (Fettsetzung ergänzt):

Power spectra of global surface temperature (GST) records (available since 1850) reveal major periodicities at about 9.1, 10–11, 19–22 and 59–62 years. Equivalent oscillations are found in numerous multisecular paleoclimatic records. The Coupled Model Intercomparison Project 5 (CMIP5) general circulation models (GCMs), to be used in the IPCC Fifth Assessment Report (AR5, 2013), are analyzed and found not able to reconstruct this variability. In particular, from 2000 to 2013.5 a GST plateau is observed while the GCMs predicted a warming rate of about 2 °C/century. In contrast, the hypothesis that the climate is regulated by specific natural oscillations more accurately fits the GST records at multiple time scales. For example, a quasi 60-year natural oscillation simultaneously explains the 1850–1880, 1910–1940 and 1970–2000 warming periods, the 1880–1910 and 1940–1970 cooling periods and the post 2000 GST plateau. This hypothesis implies that about 50% of the ~ 0.5 °C global surface warming observed from 1970 to 2000 was due to natural oscillations of the climate system, not to anthropogenic forcing as modeled by the CMIP3 and CMIP5 GCMs.

Und noch eine weitere Studie teilt die Einschätzung von Scafetta. In der Novemberausgabe (2013) des Fachmagazins Asia-Pacific Journal of Atmospheric Sciences schreiben Roy Spencer und William Braswell den Ozeanzyklen eine ähnlich starke Wirkung zu. Entsprechend verringert sich die CO2-Klimasensitivität. In einer Pressemitteilung hierzu heißt es:

“Our modeling shows that natural climate cycles explain at least part of the ocean warming we’ve seen since the 1950s,” said Dr. Roy Spencer, a principal research scientist in UAH’s Earth System Science Center and the new study’s lead author. […] The results also suggest the world will warm by 1.3 C (about 2.34° F) from a doubling of atmospheric CO2, which is only one-half of the warming expected by most climate researchers.

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Am 28. September 2013 kommentierte der Chefredakteur der Basler Zeitung, Markus Somm, den neuen IPCC-Klimazustandsbericht (Auszug):

Unsicherheit in einer unsicheren Welt
Wenn dieses «Summary for Policymakers» etwas auszeichnet, dann eine unerreichte Eleganz darin, wie man Wahrscheinlichkeit, Vorhersage und Zweifel in allen Nuancen ausdrückt – damit einen später, dieser Verdacht stellt sich ein, niemand zur Rechenschaft ziehen kann. Es wirkt defensiv. Es ist ein Meisterwerk der dosierten Prophezeiung. Wäre Moses so vorgegangen: er hätte keinen Juden davon überzeugt, Ägypten zu verlassen, um sich ins gelobte Land aufzumachen. In keinem Papier der Wissenschaft oder der Politik habe ich je so oft das Wort «wahrscheinlich» oder «unwahrscheinlich» gelesen. Womit wir beim Thema wären: Wie sicher sind sich die Klimaforscher ihrer Sache – und können wir ihnen vertrauen? Angesichts der Tatsache, dass es um unvorstellbare Milliardenbeträge geht, welche die Menschheit benötigte, um ihren CO2 auch nur auf dem aktuellen Niveau zu halten, kommt dieser Frage eine fast existenzielle Bedeutung zu. Dass sich die Leute vom IPCC dessen bewusst sind: Es ist zwischen allen Zeilen zu spüren, wenn man sich diesem Text zuwendet. Dass manche Forscher der Mut (und Übermut) verlassen hat, nachdem die ungeliebten Klimaskeptiker ihnen doch einige peinliche Fehler in ihrem letzten Bericht nachgewiesen haben: man riecht gerade­­zu den Angstschweiss der Autoren – und ab und zu beschleicht einen Mitleid. Bei allen Computermodellen und Messungen und Simulationen, auf die sie sich stützen: Die Dinge entwickeln sich nicht so, wie sie sich das vor wenigen Jahren noch vorgestellt haben.

Vollständigen Kommentar auf bazonline.ch lesen.

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Sie erinnern sich vielleicht, dass vor mehr als einem halben Jahr bereits eine Entwurfsversion des kürzlich erschienenen IPCC-Berichts in die Öffentlichkeit geriet. Damals enthielt der Entwurf eine wichtige Graphik, die das Ausmaß des Scheiterns aller Klimaprognosen für die vergangenen 15 Jahre illustriert. Die gemessenen Temperaturen der letzten Jahre liegen deutlich unterhalb der vorhergesagten Bandbreiten (Abbildung 1):

Abbildung 1: Graphik aus dem Second Order Draft des 5. IPCC Klimazustandsberichts (Figure 1.4. Yellow arrows show digitization of cited Figure 10.26 of AR4).

 

Nun ist es nicht verwunderlich, dass es diese Graphik nicht in die Endversion des IPCC-Klimaberichts schaffte. Steve McIntyre ist der Sache in seinem Blog Climate Audit nachgegangen und forschte nach, warum die letztendlich vom IPCC verwendete Graphik (Abbildung 2) so anders aussieht. Sein Fazit: Die farbigen Vorhersagebereiche wurden ohne plausible Erklärung nachträglich verschoben und die Graphik bewusst unübersichtlicher gestaltet. Am schlimmsten wiegt jedoch, dass die neue Version der Graphik nicht mehr dem fachlichen Begutachtungsprozess unterworfen wurde, da sie sehr spät als Ersatzgraphik hinzukam. Eine windige Schummelaktion, für die sich die beteiligten Akteure in einigen Jahren im Zuge der wissenschaftshistorischen Aufarbeitung der klimaalarmistischen Ära zu rechtfertigen haben werden.

 

Abbildung 2: Und diese Graphik wurde schließlich in der Endfassung verwendet.