US-Klimabericht ignoriert wichtige Kritikpunkte von Gutachtern

Klimaberichte sind groß in Mode. Ständig wird irgendwo ein neuer Bericht veröffentlicht. Mal sind es einzelne deutsche Bundesländer, mal ist es ein IPCC Spezialbericht, und mal ist es ein Länderbericht. Im November 2018 wurde in den USA das Fourth National Climate Assessment (NCA) fertiggestellt. Der erste Band mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen kam bereits 2017 heraus. Ende 2018 folgte dann Band zwei mit den Klimafolgen. Wer sich die pdfs herunterladen möchte kann dies hier tun: Band 1, Band 2 (184 MB!).

In der Regel machen diese Berichte wenig Spaß. Die Einbettung in den vorindustriellen Klimakontext ist normalerweise schlecht, und schnell wird behauptet, die gesamte Erwärmung seit Ende der Kleinen Eiszeit sei anthropogen. Das kennen wir ja schon zur Genüge. Im NCA4-Bericht gibt es in Band 1 aber auf Seite 189 eine kleine Überraschung. Dort wird doch tatsächlich eine Temperaturrekonstruktion für die gemäßigten Breiten Nordamerikas gezeigt, die eine vorindustrielle Wärmephase aufweist:

Quelle: NCA4 Band 1

 

Die pollenbasierte Rekonstruktion scheint von Trouet et al. 2013 zu stammen, ohne dass dies in der Bildunterschrift richtig deutlich gemacht wird. Eine Erklärung für die vorindustriellen Temperaturschwankungen hat der Bericht nicht anzubieten. Interessanterweise wurden zusammen mit dem Bericht auch die Gutachterprotokolle veröffentlicht („Public Reviews“ ganz unten hier). In den Kommentaren zu Band 1 geben auf 61 engbedruckten Seiten vor allem Michael MacCracken und Allison Crimmins eine Vielzahl von Änderungshinweisen (pdf hier). Interessant wird es im Begutachtungsverfahren von Band 2 (pdf hier). Ross McKitrick, der zusammen mit Steve McIntyre den Hockey Stick enttarnte, leistete ganze Arbeit. Ein Beispiel:

McKitrick:

How do you know that the climate is changing faster than at any point in human history? Ocean temperature data goes back a couple of decades and only measures the top layers. Tropospheric temperature records go back to 1958. Land surface records go back to the late 1800s, but quality is poor in most regions especially prior to WWII. Human history goes back 10,000 years or more. You are making statements you cannot possibly know to be true

Antwort der Berichtsautoren:

This statement is based on the extensive assessment of the peer-reviewed literature presented in NCA4 Volume I (Climate Science Special Report) and summarized here in NCA4 Vol. II in Chapter 2

Die Antwort war natürlich Unsinn, denn der erste Band beschäftigte sich herzlich wenig mit dem vorindustriellen holozänen Klima, war also beim besten Willen kein „extensive assessment“. Insofern sind wichtige Gutachterhinweise wie von Ross McKitrick fast wirkungslos, wenn den Autoren erlaubt wird, die Hinweise einfach zu ignorieren.

Der Klimaökonom Richard Tol warnte, dass die wirtschaftlichen Klimafolgenberechnungen des 2. Bandes nicht zuverlässig seien. Auch Roger Pielke Jr. fand etliche Ungereimtheiten. Daraufhin titelte Breitbart: „The National Climate Assessment Is a National Joke“. Andy May veröffentlichte auf WUWT eine Rezension, in dem er die Schwäche der verwendeten Klimaberichte hervorhob. Auch Dave Middleton rezensierte den Bericht (ebenfalls auf WUWT) und beschäftigte sich mit Logikfehlern zur Attribution sowie Zulieferwissenschaft, die von aktivistischen Stiftungen bezahlt wurde. Schließlich sei noch auf eine Besprechung von Gregory Wrightstone hingewiesen, der die Feuerstatistik ins Visier nahm.