Wie haben sich die Dürren in Nordamerika in den letzten 1000 Jahren entwickelt? Sind sie häufiger oder seltener geworden? Gibt es vielleicht natürliche Zyklen? Wie sind die letzten Jahrzehnte im Vergleich zum letzten Jahrtausend einzuordnen? Wir begeben uns auf paläoklimatologische Spurensuche.
Im Sommer 2012 schlug in den USA eine heftige Dürre zu. Der Focus griff das Thema damals auf und sprach mit dem Greenpeace-„Experten“ Karsten Smid über die Dürre. Der Untertitel des Beitrags gibt zunächst Hoffnung:
Dürren gab es schon immer in den USA oder Südeuropa.
Sollte Greenpeace wirklich seine Hausaufgaben gemacht haben und den historischen Dürrekontext endlich in die Argumentation aufgenommen haben? Leider nein. Gleich im ersten Satz des Beitrags enttäuschen der Focus und Greenpeace:
Dürren gab es schon immer in den USA oder Südeuropa. Nicht aber so oft.
Das ist nachweislich falsch. Im gestrigen Beitrag analysierten wir die US-Dürregeschichte der letzten 100 Jahre, in der kein Anstieg der Dürrehäufigkeit zu erkennen ist. Focus und Greenpeace liegen falsch. Vermutlich wissen sie dies sogar und hoffen, dass es die Leser nicht merken. Dazu passt auch die klimareligiöse Wortwahl im Haupttitel des Beitrags:
,,Die Prophezeiungen bewahrheiten sich“
Was sagt die seriöse Wissenschaft dazu? Als das US-Dürrejahr 2012 vorbei war, veröffentlichten Cook et al. im Journal auf Climate eine Studie, die man dem Focus gerne als Lektüre empfehlen würde. Die Forscher zeigen in ihrem Artikel, dass es während der Mittelalterlichen Wärmeperiode in den südlichen USA gehäuft zu Mega-Dürren gekommen ist, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzogen. Hier die Kurzfassung:
Regional droughts are common in North America, but pan-continental droughts extending across multiple regions, including the 2012 event, are rare relative to single-region events. Here, the tree-ring-derived North American Drought Atlas is used to investigate drought variability in four regions over the last millennium, focusing on pan-continental droughts. During the Medieval Climate Anomaly (MCA), the central plains (CP), Southwest (SW), and Southeast (SE) regions experienced drier conditions and increased occurrence of droughts and the Northwest (NW) experienced several extended pluvials. Enhanced MCA aridity in the SW and CP manifested as multidecadal megadroughts. Notably, megadroughts in these regions differed in their timing and persistence, suggesting that they represent regional events influenced by local dynamics rather than a unified, continental-scale phenomena. There is no trend in pan-continental drought occurrence, defined as synchronous droughts in three or more regions. SW, CP, and SE (SW+CP+SE) droughts are the most common, occurring in 12% of all years and peaking in prevalence during the twelfth and thirteenth centuries; patterns involving three other regions occur in about 8% of years. Positive values of the Southern Oscillation index (La Niña conditions) are linked to SW, CP, and SE (SW+CP+SE) droughts and SW, CP, and NW (SW+CP+NW) droughts, whereas CP, NW, and SE (CP+NW+SE) droughts are associated with positive values of the Pacific decadal oscillation and Atlantic multidecadal oscillation. While relatively rare, pan-continental droughts are present in the paleo record and are linked to defined modes of climate variability, implying the potential for seasonal predictability. Assuming stable drought teleconnections, these events will remain an important feature of future North American hydroclimate, possibly increasing in their severity in step with other expected hydroclimate responses to increased greenhouse gas forcing.
Das Fachmagazin Nature fand die Studie so interessant, dass auch sie über die Arbeit im Konkurrenzblatt berichtete.
Eine weitere Studie zur nordamerikanischen Dürregeschichte erschien Mitte 2013 in PNAS von Asmerom et al. Interessanterweise beschreiben diese Autoren eine langanhaltende Mega-Dürre, die sich über drei Jahrhunderte in der Kleinen Eiszeit abspielte. Yemane Asmerom und Kollegen sehen einen Zusammenhang mit der geringen Sonnenaktivität zu dieser Zeit, die den Monsun verändert habe. Hier die Kurzfassung: