Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten zwei Jahrzehnts ist, dass fast sämtliches Übel auf dieser Erde direkt oder indirekt durch die menschengemachte Klimakatastrophe verursacht wurde. Wenn im Sommer mal so richtig heiß die Sonne scheint – es muss wohl die Klimakatastrophe sein. Wenn im Märzen der Bauer die Rösslein nicht anspannen kann, weil draußen alles voller Schnee liegt – war es auf jeden Fall die Klimakatastrophe, die durch mehr Verdunstung das zusätzliche Wasser erst in die Atmosphäre gebracht hat. Eine Dürre in Afrika, Erdrutsch in den Alpen und Landflucht in Südamerika, immer ist der Klimawandel schuld.
Ausgestattet mit diesem Rüstzeug wollte kürzlich die Lateinamerika-Expertin der Deutschen Welle, Mirjam Gehrke, mal wieder so richtig punkten und kombinierte eine abenteuerliche Wirkungskette, an deren Gültigkeit für sie kein Zweifel bestand. Als Hauptschuldiger hatte Gehrke den Klimawandel bestimmt, und dagegen ist ja schon aus Prinzip nichts einzuwenden. Am 11. März 2013 erblickte das Werk der studierten Politikwissenschaftlerin und Journalistin auf der Deutschen Welle das Licht der Welt. Sie betitelte ihren Beitrag mit „Klimawandel vernichtet Wissen und Kultur“. Das hört sich ja ziemlich aufregend an. Dieser Klimawandel macht ja auch vor gar nichts halt. Jetzt macht er uns auch noch dumm. Zunächst will uns Gehrke mit den vermeintlichen Fakten schockieren und damit den Ernst der Lage unterstreichen. Sie schreibt:
Dürren und Überschwemmungen, Hitzewellen und Wirbelstürme – extreme Wetterereignisse haben in den vergangenen Jahrzehnten an Häufigkeit und Intensität zugenommen.
Oh nein. Da ist Mirjam Gehrke jetzt aber leider gleich zu Beginn ein grober Schnitzer passiert. Hat sie denn gar keine Kollegen, Freunde oder Bekannten aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, die sie hier hätten beraten können? Wie kann man so viele Fehler in einen einzigen Satz einbauen und diesen dann auch noch ungeprüft und fehlerhaft in die große weite Welt hinausfunken? Also jetzt mal ganz langsam, Schritt für Schritt. Frau Gehrke. Die Dürren sind in den letzten Jahrzehnten nämlich gar nicht häufiger geworden. Das ist jetzt ganz schön peinlich. Schauen Sie mal hier:
—Entspannung an der Extremwetterfront: Dürren sind in den letzten 60 Jahren nicht häufiger geworden
—Neue Studie in Nature: Ostafrikanischer Dürretrend Teil eines natürlichen Zyklus
—Deutschlandfunk mit Recherchedefizit: Zweitgrößter See Malawis trocknete schon immer zyklisch aus
Naja, kann ja jedem mal passieren. Insbesondere wenn man gar keine Naturwissenschaftlerin ist. Schauen wir mal weiter, was sagten Sie doch gleich zu den Überschwemmungen? Ach, die sollen häufiger geworden sein? Hmm, nee. Das stimmt leider auch nicht. Sie haben aber auch wirklich Pech mit Ihren Behauptungen heute. Lesen Sie mal hier:
—Extremregen war in den Französischen Alpen während der Kleinen Eiszeit häufiger als heute
—Überraschung: Globale Niederschläge sind in den letzten 70 Jahren weniger extrem geworden
—Flüsse im Alpenvorland halten sich nicht an die IPCC-Vorgaben: Mehr Überflutungen in Kälteperioden als in Wärmeperioden
Weiter gehts. Sie sprechen im Folgenden die Hitzewellen an, die heute schlimmer als je zuvor sein sollen. Das ist wirklich ärgerlich. Sie ahnen es sicher schon. Auch hier liegen Sie leider daneben. Gucken Sie mal hier:
—US-Hitzewelle 2012 unterliegt im Temperaturwettstreit gegen die Dust Bowl der 1930er Jahre
—Überraschung in Westeuropa: Hitzesommer aus dem Jahr 1540 deutlich wärmer als vermeintlicher Rekordinhaber 2003
Und dann erwähnen Sie noch die Wirbelstürme, die in letzter Zeit immer häufiger geworden sein sollen. Och mensch. Erst fehlte das Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Lesen Sie denn gar keine Zeitung? Wirbelstürme sind doch gar nicht häufiger geworden. Hier hätten Sie es für Ihren Beitrag recherchieren können:
—Hurrikanen scheint die Erwärmung egal zu sein: Keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme in den letzten Jahrzehnten
—Neue Klimamodellierung findet langfristige Abnahme der Hurrikan-Häufigkeit
Das kann doch nicht angehen. Alles falsch im ersten Satz. Und weil dies die Grundlage für Ihren ganzen Artikel ist, fällt auch die Idee mit dem Wissen und der Kultur glatt durch. Weil es so schön dramatisch klingt, wollen wir unseren Lesern zwei ausgewählte Passagen aus Ihrem Beitrag aber dennoch nicht vorenthalten: