Starker Einfluss von Sonnenaktivitätsschwankungen und El Nino auf Temperaturen und Regenmengen in Süd-Brasilien während der letzten 100 Jahre

Eine brasilianische Forschergruppe um Pabulo Henrique Rampelotto veröffentlichte vor kurzem im Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics eine Studie, in der sie Einflussfaktoren der Temperatur- und Niederschlagsentwicklung im südbrasilianischen Santa Maria für die vergangenen 100 Jahre untersuchten. Hierzu führten die Wissenschaftler eine Frequenzanalyse der entsprechenden Datensätze für die Zeitspanne 1912 bis 2008 durch. Insbesondere sollten mögliche natürliche Steuerungsfaktoren wie Sonnenaktivitätsschwankungen und interne Ozeanzyklen wie El Nino/ Südliche Oszillation (ENSO) hierauf überprüft werden.

Die Studie ergab, dass die Temperatur- und Niederschlags-Entwicklung durch eine Reihe von natürlichen Zyklizitäten geprägt ist, wobei beide Datensätze ähnliche Zyklenlängen aufwiesen. Rampeletto und sein Team fanden neben einigen kurzen Perioden zwischen 2-8 Jahren auch charakteristische Zyklenlängen von nahe 11 Jahren, 22 Jahren und 64-83  Jahren, die den solaren Grundperioden des Schwabe, Hale und Gleissberg Zyklus entsprechen (siehe auch S. 51 in „Die kalte Sonne“). Es zeigte sich zudem, dass der 22-Jahres-Hale-Zyklus stärker als der 11-Jahres-Schwabe-Zyklus in den Datenreihen manifestiert ist.  Dies gibt einen wichtigen Hinweis darauf, dass das Sonnenmagnetfeld und die kosmische Strahlung bei diesen klimatischen Prozessen eine wichtige Rolle spielen, also ei Hinweis auf den Svensmark Solar verstärker (siehe S. 231ff in „Die kalte Sonne“). Alle elf Jahre (Schwabe-Zyklus) findet eine Umpolung des Sonnenmagnetfelds statt, sodass nach 22 Jahren (Hale Zyklus) die ursprüngliche Ausrichtung wieder erreicht ist. Die Polarität des Magnetfeldes spielt dabei nur für die elektrische geladene kosmische Strahlung eine Rolle, nicht aber für die vom Magnetfeld unbeeinflussbaren solaren Strahlungsschwankungen. Sollte das Sonnenmagnetfeld und die kosmische Strahlung keine Rolle für das Erdklima spielen, so wäre die starke Ausprägung des 22-Jahres-Hale-Zyklus nicht erklärbar.

Eine weitere wichtige Einflussgröße für die Temperaturen und Regenmengen in Süd-Brasilien sind El Nino-Ereignisse und die Südliche Oszillation (ENSO). Während El Ninos nimmt der Niederschlag regelmäßig in der Region zu.

Die Studie zeigt, dass sowohl Sonnenaktivitätsschwankungen als auch interne ozeanische Zyklen während der vergangenen 100 Jahre eine große Rolle im Klimageschehen Süd-Brasiliens gespielt haben und noch immer spielen. Die relativen Anteile dieser beiden Faktoren an den klimatischen Schwankungen ist schwer abschätzbar, da die jeweiligen Beiträge je nach geographischer Lage sowie Höhe über dem Meeresspiegel der jeweils betrachteten Region variieren können. Hierbei können auch nicht-lineare Effekte auftreten, die es laut Rampetto und Kollegen gilt weiter zu erforschen.

Eine in bestimmten Phasen ausbleibende Korrelation der Sonnenaktivität mit der Klimaentwicklung ist daher kein Grund, die Effektivität des Prozesses grundsätzlich anzuzweifeln, sondern kann auch durch Wechselwirkungen und Überlagerungen mit anderen Klimafaktoren wie internen ozeanischen Zyklen bedingt sein. Eine derartige Klimafaktoren-Kombination von Sonne und Pazifisch Dekadischer Oszillation (PDO) muss wohl auch für die globale Temperaturentwicklung der letzten 70 Jahre angenommen werden (siehe S. 116-120 in „Die kalte Sonne“).

 

Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.