Seespiegel des Kaspischen Meeres pulsierte im Takt der Sonne: Fallende Pegel während der Mittelalterlichen Wärmeperiode

Das Kaspische Meer ist mit 386.400 km² der größte See der Erde. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km. Im Norden grenzt das Kaspische Meer an Russland und Kasachstan, im Osten an Turkmenistan, im Süden an den Iran und im Westen an Aserbaidschan. Die Webseite ERDpunkte vermutete kürzlich, dass das Kaspische Meer möglicherweise ein Opfer des Klimawandels sein könnte:

Das Kaspische Meer hat, wie alle großen Binnenseen, massiv unter dem Klimawandel zu leiden. Noch zu Beginn des 20. Jhs. soll das Meer eine Fläche von 420 000 qkm eingenommen haben. Heute sind es noch 386 400 qkm. Nachlassende Niederschläge, die massive Wasserentnahme durch den Menschen und die hohe Wasserverdunstung sind die Ursachen für dieses Problem.

Steckt da vermutlich wieder einmal die menschengemachte Klimakatastrophe dahinter? Jahrtausendelang war das Kaspische Meer prall mit frischem Quellwasser gefüllt und dann kommt der Mensch mit seinem Kohlendioxid daher, erwärmt die Erde und schrumpft dabei das Kaspische Meer? Ein interessanter Gedanke, den wir im Folgenden prüfen wollen.

Mitte März 2013 erschien in der Fachzeitschrift Climate of the Past Discussions eine Studie zur Entwicklung des Seespiegels des Kaspischen Meeres während der vergangenen eintausend Jahre. Geleitet wurde die Studie von A. Naderi Beni von der Ferdowsi University of Mashhad im Iran. Ebenfalls an der Studie beteiligt waren Forscher vom Hamburger Max Planck Institute für Meteorologie, der Londoner Brunel University sowie der französischen Aix-Marseille Université.

Zunächst einmal stellten die Forscher fest, dass der Seespiegel stetigen Veränderungen unterlegen hat. Selbst in vorindustrieller Zeit schwankte der Wasserspiegel um fast 10 Meter. Das Bild eines stabilen Sees, der erst durch den Menschen aus dem Takt geriet, müssen wir also schnell zu den Akten legen. Die höchsten Wasserpegel wurden dabei zu kalten Zeiten erreicht (Abbildung 1). Während der Kleinen Eiszeit war die Region durch deutlich üppigere Niederschläge charakterisiert, die den Seespiegel ansteigen ließen. Zu warmen Zeiten hingegen schrumpfte das Kaspische Meer und der Pegel fiel, so etwa in der Mittelalterlichen Wärmeperiode. Auch das im ERDpunkte-Artikel genannte Schrumpfen des Kapschen Meeres während der letzten 100 Jahre geht auf diesen Prozess zurück: Im Übergang von der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode sank der Seespiegel, so wie er es wohl auch bereits vor tausend Jahren im Übergang zur Mittelalterlichen Wärmeperiode getan hat.

Da die bekannte Millenniumstemperatur-Zyklik durch Sonnenaktivitätsschwankungen ausgelöst wurde, schlußfolgern die Autoren, dass die Wasserpegeländerungen im Kaspischen Meer während der vergangenen 1000 Jahre überwiegend durch Sonnenaktivitätsschwankungen ausgelöst wurden. Ähnliche solare Millenniumszyklen berichtete ein chinesisches Forscherteam im vergangenen Jahr (2012) übrigens vom Aralsee (siehe unseren Blogartikel „Starke Sonne drängt den Staub am Aralsee zurück: Feuchtere Zeiten während Wärmeperioden„).

Naderi Beni und Kollegen überprüften daraufhin auch kürzere Zeitmaßstäbe mit wenigen Jahrzehnten. Und auch hier wurden sie für das Kaspische Meer fündig: Immer wenn die Sonnenaktvität abflaute, stieg der Seespiegel an, so etwa während der solaren Wolf, Maunder und Dalton Minima (Abbildung 1).

Abbildung 1: Vergleich der Sonnenaktivität mit dem Seespiegel des Kaspischen Meeres. Quelle: Naderi Ben et al. 2013.

 

Satellitenbild oben rechts: NASA / Public Domain