Um die heutigen und zukünftigen Flutkatastrophen wissenschaftlich besser einordnen zu können, ist ein Blick in die Vergangenheit unabdingbar. Schauen wir uns heute die Flutgeschichte des größten Nebenflusses des Gelben Flusses in China an. Im Juni 2012 erschien hierzu eine Arbeit einer Forschergruppe um Chun Chang Huang im Fachjournal The Holocene, in dem die Wissenschaftler Sedimentablagerungen im Uferbereich des Wei-Flusses untersuchten. Anhand von in den Löss eingeschalteten Flutsedimenten fanden Huang und Kollegen eine Serie von schlimmen Flutkatastrophen die sich hier zwischen 2000 bis 1200 v. Chr. abspielten. Die Abflussrate während dieser Ereignisse betrug mindestens 25.000 Kubikmeter pro Sekunde wie Modellierungen zeigten. Dieser Wasserdurchstrom ist etwa viereinhalb bis fünfmal größer als während der schlimmsten seit 1934 aufgezeichneten Flut in der Region, als lediglich 5030 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Fluss durchströmten.
Die Datierung der Hochwasserphasen erfolgte mithilfe der optisch stimulierten Lumineszenz-Methode (OSL). Zudem fanden die Forscher im untersuchten Profil archäologische Reste aus dem Neolithikum und der Bronzezeit, was die zeitliche Einordnung der Flutereignisse weiter eingrenzte.
Die Flutkatastrophen vor 3000 Jahren sind nicht nur vom Wei-Fluss bekannt sondern auch vom Gelben Fluss selbst sowie weiterer seiner Zuflüsse. Außergewöhnlich starke Hochwasser sowie Dürren waren damals Teil des Monsun-Geschehens in dieser Region.
Bereits 2010 hatte eine Forschergruppe um Gou XiaoHua eine Rekonstruktion der Flutgeschichte des Gelben Flusses für die vergangenen 1200 Jahre im Chinese Science Bulletin publiziert. Die Wissenschaftler fanden in ihrer Studie, dass sich das aktuelle Flutgeschehen am Gelben Fluss noch vollständig im Bereich der natürlichen Variabilität befindet (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Flutgeschichte des Gelben Flusses für die letzten 1200 Jahre (aus Gou et al. 2010).
Abbildung oben rechts: Wikipedia / Lizenz: Public Domain