Wäre es nicht schön, wenn es das ganze Jahr über milde und angenehm wäre, wenn es immer gerade genug Sonne gäbe, um uns glücklich zu machen? Wäre es nicht schön, wenn es stets genug Wasser gäbe, damit niemand Durst erleiden muss. Aber bitte auch nicht zuviel Wasser, denn niemand möchte wochenlang im Regen stehen oder vom Hochwasser anschwellender Flüsse nasse Füße bekommen. Ja, das wäre schön. Leider tut uns die Natur diesen Gefallen nicht. Denn die Wirklichkeit sieht leider anders aus, hat immer anders ausgesehen. Lange bevor der Mensch in industriellem Maßstab CO2 in die Atmosphäre geblasen hat, gab es starke Schwankungen in der Häufigkeit und Intensität von Dürren und Hochwasser. Dabei treten zyklenähnliche Entwicklungen auf, die zum Teil über mehrere Jahrhunderte reichen. Erst unter diesem Hintergrund macht es Sinn, die Ursachen für ‚anomale‘ Extremwetterentwicklungen zu ergründen.
Ein chinesisch-russisches Forscherteam um Bao Yang Chinese Academy of Sciences veröffentlichte im Juli 2012 im Fachmagazin The Holocene eine neue Studie, in der die Wissenschaftler die Wasserführungsgeschichte des Heihe-Flusses im ariden Nordchina für die vergangenen 1500 Jahre rekonstruierte. Für die vergangenen 50 Jahre fanden Yang und Kollegen keine langfristigen Trends in den Ablflussraten. Allerdings konnten sie feststellen, dass der Heihe Fluss im 20. Jahrhundert überdurchschnittlich viel Wasser geführt hat. Ist dies nun ein Zeichen der menschengemachten Klimakatastrophe?
Dank der historischen Rekonstruktion konnte das Forscherteam das Hochwasser-reiche 20. Jahrhundert in einen langfristigen Kontext setzen. Zu ihrer Überraschung fanden die Wissenschaftler, dass es ähnliche Hochwasser-reiche Zeiten am Heihe-Fluss bereits zur Zeit der Mittelalterlichen Wämeperiode vor 1000 Jahren gegeben hat (Abbildung 1). Damals lagen die Temperaturen in China auf einem ählichen Niveau wie heute. Insgesamt fanden Yang und Kollegen einen interessanten Zusammenhang zwischen Temperatur und Wasserführung. In warmen Zeiten stieg der Fluss an, während die Wasserführung in den kalten Zeiten abnahm. Das Forscherteam konnte anhand von Frequenzanalysen weiterhin nachweisen, dass natürliche Zyklen eine wichtige Rolle für die Wasserführung am Heihe-Flusss spielen. Unter anderem beschreiben die Autoren einen 956-Jahreszyklus, der möglicherweise dem solaren Eddy-Zyklus entsprechen könnte.
Abbildung 1: Rekonstruktion der Wasserführung des Heihe-Flusses in Nordchina (aus Yang et al 2012) nach zwei Methoden (STD & RCS). Schraffierte Balken weisen auf Hochwasser-reiche Zeiten hin, graue Balken auf Zeiten mit geringerer Wasserführung.