Pleiten, Pech und Pannen: Das 2-Prozent-Ziel, Klimaausfall und mehr Löcher in Deutschlands Straßen

In der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) warb Ende Juli 2012 der Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel von der Universität Kassel für den verstärkten Einbau von Klimaanlagen in Busse und Bahnen. Eine gute Idee. Holzapfel begründete seinen Vorschlag allerdings mit der angeblich heraufziehenden Klimakatastrophe. Es würde wärmer werden und Extremwetterlagen würden zunehmen. Und daher braucht man mehr Klimaanlagen. Nun ja. Die letzten 14 Jahre ist es jedenfalls nicht mehr wärmer geworden. Und auch in den kommenden 10 Jahren ist laut Mojib Latif nicht mit einer signifikanten Erwärmung zu rechnen. Das Extremwetter hat bisher auch nicht zugenommen (siehe unsere Blogartikel „Ist das noch normal? Die extrem schwierige Analyse von Extremwetter“ und „Überraschung! Weniger Extremwetter im Alpenraum„). Aber wer wird schon etwas gegen mehr Klimaanlagen haben. Da will man kein Spielverderber sein.

Auch für Strassenreperaturen setzt sich Holzapfel im Zuge des Klimawandels ein. Die HNA schreibt:

Auf die Kommunen und auch den öffentlichen Personennahverkehr kommen deshalb zusätzliche Belastungen in Millionenhöhe zu. Schon in den nächsten Jahren könnten allein die jährlichen Unterhaltungskosten für die Straßen aufgrund zunehmender Winterschäden um 50 Prozent steigen. […] Paradoxerweise werden mehr Löcher und Risse in den Straßen auftreten, obwohl weniger strenge Frostperioden vorkommen: „Vor allem der Frost-Tau-Wechsel macht die Straßen kaputt“, sagt Holzapfel, der im Rahmen des Klimzug-Projekts die Einflüsse des Klimawandels auf den Personenverkehr im benachbarten Nordhessen erforscht.

Wenn auf diese Weise die Löcher in den Straßen schneller gestopft werden – bitte gerne. Logisch erscheint die Klimawandel-Argumentation hinsichtlich der Frostschäden nicht so recht. Noch vor zehn Jahren erklärte uns Mojib Latif, dass unsere Kinder bald nicht mehr wissen würden, wie Schnee aussieht, und nun soll es durch den Klimawandel plötzlich mehr Frostschäden geben? Der Kasselener Professor sagt uns außerdem, dass es „weniger strenge Frostperioden“ geben wird. Wie passt dies mit der Prognose des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zusammen, die eine Häufung strenger Winter für Deutschland vorhersagt?

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Wie soll es nach dem Seriendebakel der letzten Klimakonferenzen bloß weitergehen? Mitte 2012 traf sich die Klimatagungskarawane wieder, diesmal im hübschen Berlin. Außer Spesen war da leider aber auch nichts gewesen. Der Spiegel beschäftigte sich mit der Zukunft von internationalen Klimaabkommen am 18.7.2012:

Die Uno-Klimatagung in Berlin war ein Flop. Nun müsse es einen Neuanfang in der internationalen Klimapolitik geben, meint der Soziologe Nico Stehr. Er fordert drei neue Ziele – die Senkung des Treibhausgasausstoßes wäre dabei nur noch ein willkommener Nebeneffekt. 

Stehr schreibt:

In Berlin ist eine weitere Uno-Klimatagung ohne greifbaren Fortschritt zu Ende gegangen. Die Klimapolitik, wie sie von vielen Regierungen der Welt im Sinne des Kyoto-Protokolls verstanden und praktiziert wurde, hat auch nach 15 Jahren zu keinem spürbaren Rückgang der Treibhausgasemissionen geführt. Der Grund dafür sind die strukturellen Schwachstellen des Kyoto-Modells. Es war zum Scheitern verurteilt, weil es auf einem systematischen Missverständnis der Natur des Klimawandels als einer politischen Aufgabe beruhte. […] Es ist mittlerweile offensichtlich, dass eine Klimapolitik, die auf ein einziges Ziel ausgerichtet ist – die Emissionsreduktion, in dem alle anderen Ziele aufgehen sollen -, nicht möglich ist.

Stehr ist Mitautor des sogenannten Hartwell-Papiers, in dem drei  übergreifende Ziele formuliert werden:

  • dass es Zugang zur Energie für alle gibt;
  • dass wir uns nicht auf eine Weise entwickeln, die wesentliche Funktionsabläufe des Erdsystems untergräbt;
  • dass unsere Gesellschaften gut gerüstet sind, um den Risiken und Gefahren zu begegnen, die mit den Wechselfällen des Klimas verbunden sind, was immer deren Ursache ist.

 

Das klingt sehr vernünftig. Hier schimmert bereits das Umdenken durch, dass natürliche Klimaveränderungen auch heute einen gewichtigen Teil des Klimawandels ausmachen. Nico Stehr schreibt weiter:

Die Autoren des „Hartwell-Papiers“, darunter ich, vertreten die These, dass ein besserer, von der CO2-Politik abgekoppelter Umgang mit den Klimarisiken ein gültiges politisches Ziel ist. Unser Papier erklärt die politischen Voraussetzungen von Energiesparstrategien als einen ersten Schritt und zeigt auf, wie mit ihm reale Emissionsreduktionen zu erreichen sind. […] Unser Aufsatz soll die Diskussion darüber eröffnen, wie dieses Geld produktiv in die richtigen Kanäle gelenkt werden könnte. Eine Neuausrichtung der Klimaproblematik an der Menschenwürde ist nicht nur nobel oder notwendig. Sie dürfte auch wirkungsvoller sein als ein Ansatz bei den Umweltsünden der Menschen – der gescheitert ist und weiter scheitern wird.

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Jeder weiß, dass die Temperatur in den letzten 150 Jahren um knapp ein Grad angestiegen ist. Das ist ziemlich klar. Nun zeigen einige Diagramme jedoch auch absolute globale Durchschnittstemperaturen. So sagen einigezum Beispiel, die Temperatur wäre von 14,7°C auf 15,5°C angestiegen. Andere wiederum benutzen ganz andere absolute Temperaturwerte. So verwendet das Autoren-Duo Schellnhuber/Rahmstorf in seinem Buch „Der Klimawandel“ eine aktuelle Durchschnittstemperatur von nur 14,5°C. Rainer Hoffmann hat sich nun einmal durch die verschiedenen Publikationen gewühlt und das ganz Ausmaß der Konfusion detailliert dargestellt (siehe auch englischsprachige Beiträge auf notrickszone.com hier und hier). Aus der Analyse wird klar, dass die verschiedenen Autoren ganz unterschiedliche Definitionen für ihre absoluten globalen Durchschnittstemperaturen verwenden. Dies ist äußerst unglücklich, da diese Werte oftmals ohne Angabe von Definitionen verwendet werden. Wenn man beispielsweise den Schellnhuber/Rahmstorf-Wert hernimmt und mit anderen Werten vergleicht, so könnte man den falschen Eindruck  bekommen, es hätte gar keine Erwärmung seit 1850 gegeben. Es wird höchste Zeit, dass sich die Herrschaften endlich auf eine gemeinsame Definition einigen….

Abbildung 1: Temperaturentwicklung 1880-1988. Quelle: Der Spiegel Nr. 28, 1988, S. 158. Aus solarkritik.de.

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Geoengineering? Genau, es gibt eine Reihe von Verfahrensideen, wie man das Klima künstlich herunterkühlen könnte. Vulkane machen es in der Natur vor und schaffen es mit ihrem Schwefel, die Durchschnittstemperaturen um einige Zehntelgrade für wenige Jahre herabzusetzen. Es ist sicher gut, solche Optionen in der Schublade zu haben, auch wenn sie nur das letzte Mittel darstellen sollten. Trotzdem hat sich nun die Bundesregierung ohne Not bereits vehement gegen die Methodik entschieden. Spiegel Online berichtete am 17.7.2012:

Soll das Klima mit Notoperationen gekühlt werden? Können CO2-Speicher, Schwefelwolken, künstliche Algenblüten die Energiewende begleiten? Nein, meint die Bundesregierung: Sie erteilt dem Geo-Engineering eine erstaunlich deutliche Absage. […] „Die Bundesregierung setzt in ihrer nationalen Klimapolitik vollständig auf die Minderung von Treibhausgasemissionen, sowie auf Anpassungsmaßnahmen. Ansätze des Geo-Engineerings verfolgt sie nicht“, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion, die SPIEGEL ONLINE vorliegt. […] Es gebe „erhebliche Forschungsdefizite“ und damit ein „Missbrauchspotential“, heißt es. Die wissenschaftlichen Kenntnisse reichten nicht aus, um zu einer Bewertung der Risiken zu kommen, resümiert die Regierung. Sie werde sich deshalb dafür einsetzen, dass Maßnahmen des Geo-Engineerings ohne ausreichenden Wissenszuwachs nicht eingesetzt würden.

Die Regierung scheint im Dilemma: Ohne eine Forschungsoffensive lässt sich das Risiko der neuen Technologien nicht einschätzen – doch die Erkundung von Geo-Engineering könnte in der Bevölkerung die Befürchtung auslösen, dass es doch irgendwann zur Anwendung kommen könnte; Proteste scheinen programmiert. Die Antwort der Bundesregierung zeige, dass zu wenig Forschung in Deutschland zum Thema Geo-Engineering betrieben werde, meint der stellvertretende Sprecher für Forschungspolitik der SPD, René Röspel. „Dünne Antworten mit wenig Substanz“ wirft der SPD-Politiker der Bundesregierung vor. „Es ist überraschend und bedauerlich, dass in dem Gebiet so wenig passiert.“ Während andere Staaten wie die USA oder Norwegen die Forschung von Geo-Engineering mit Hunderten Millionen Dollar unterstützten, drohe Deutschland ins Abseits zu geraten, fürchtet Röspel. „Deutschland darf nicht ahnungslos sein, wenn anderswo neue Technologien eingesetzt werden“, sagt der SPD-Experte.

Mit Dank an Klaus-Eckart Puls für den Hinweis.

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Spass muss sein: Wenn man den ganzen Tag vor Mikrofonen steht und geduldig Auskunft über dies und das gibt, da kann einem auch mal ein Mallör passieren. Bundesumweltminister Altmaier ist jetzt so ein Ding passiert. Mitte Juli 2012 wollte er eigentlich über das berühmte „2-Grad-Ziel“ sprechen. In Gedanken war er aber gerade irgendwo anders, so dass er plötzlich über das „2-Prozent-Ziel“ redete. Wenn Sie sich den lustigen Versprecher mal anhören wollen, bitte sehr, Rainer Hoffmann hat ihn für Sie als youtube-Video-Clip aufgehoben.

Tja, sowas kann wohl dem besten Redner und Autor mal passieren. Vor kurzem schrieben zum Beispiel renommierte Autoren in ihrem Blog von einem „Leibnitz-Institut“ (ja, mit „t“, wie ungeschickt), worauf sich im Netz ein Sturm der Entrüstung entfachte. Unbestätigten Berichten zufolge haben sich die Blogautoren damit jedoch jetzt eine gute Ausgangsposition zur Nominierung für den Leibnitz-Preis (mit „t“) der Deutschen Forschungsgemeinschaft verschafft. Man munkelt daher, dass es sich gar nicht um Rechtschreibschwäche sondern vielmehr eiskalte Berechnung handeln könnte…

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Da sage noch einer, es gebe gar keine Klimareligion. Die Bewohner des schweizerischen Wallis setzen im Kampf gegen den Klimawandel jetzt auf göttlichen Beistand, wie swissinfo.ch am 27.7.2012 meldete:

Während Jahrhunderten haben die Bewohner von Fiesch Jahr für Jahr für die Gletscherschmelze gebetet. Mit durchschlagendem Erfolg: Der Aletschgletscher hat sich stark zurückgezogen. In diesem Jahr bitten die Fiescher erstmals, der Gletscher möge anwachsen – mit päpstlichem Segen. Herbert Volken, Präfekt des Bezirks Goms, war 2009 bei Papst Benedikt XVI. mit der Bitte vorstellig geworden, das Gelübde umkehren zu dürfen. Im August 2010 traf der positive Bescheid aus Rom ein: Fortan darf die Erderwärmung in die Prozessions-Fürbitten eingeschlossen werden.

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Auch die Deutsche Bahn kämpft gegen den Klimawandel. Nicht nur, dass sich das Klima wandelt, nein, manchmal scheint es sogar komplett abhanden zu kommen. So geschehen kürzlich zwischen Hamburg und Bremen. Kalte-Sonne-Co-Autor Lüning hatte es sich im sommerlichen Intercity gerade bequem gemacht, da kam per Lautsprecher die Durchsage, dass „wegen Klimaausfall der Wagen neun geräumt werden müsste.“ Und Wagen neun ist Lünings Lieblingswagen. So wurde Lüning nun selber eines der ersten Klimaopfer Deutschlands…

Vielleicht ist das bereits ein Fall für den medizinischen Klimatologen? Falls Sie sich ebenfalls behandeln lassen wollen, hier ein paar Adressen, .

Mit besten klimatologischen Grüßen!

Ihr Kalte-Sonne-Team