Grünenpolitiker Hermann Ott: Die Klimapolitik benötigt das Element der Furcht

Die Klimawissenschaften sind hoch politisiert. Schon lange können Forscher nicht mehr frei über ihre Ergebnisse und Modelle sprechen, da ihr Fach in ein enges politisches Korsett eingespannt ist. In den letzten Jahren wurde jedoch immer klarer, dass die Klimawissenschaften fachlich überreizt hatten. Klimamodelle und Prognosen sind einfach noch nicht so weit, dass man eine kostspielige Zukunftsplanung darauf begründen könnte. So hatte keines der IPCC-Modelle die Erwärmungspause der letzten 15 Jahre vorhergesagt. Die klimakatastrophalen Szenarien erweisen sich immer mehr als überzogen. Wäre es daher nicht vernünftig, auf eine normale, seriöse Sprachebene zurückzukehren und die klimawissenschaftlichen Zusammenhänge nüchtern ohne Aufgeregtheit und Weltuntergangsszenario zu diskutieren?

Offenbar ist dies jedoch aus politischen Gründen gar nicht mehr möglich, wie im Spiegel am 21. September 2013 zu lesen war:

„Die Klimapolitik benötigt das Element der Furcht“, gibt der Grüne [Hermann] Ott offen zu, „sonst würde sich kein Politiker mehr des Themas annehmen.“

Erschreckende Worte. Damit disqualifizieren sich Die Grünen automatisch, an der zukünftigen Klimadiskussion als ernstzunehmender Partner teilzunehmen. Die Ideologie scheint hier wichtiger zu sein als die wissenschaftlichen Sachargumente.

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Im Dunstkreis des vor kurzem veröffentlichten neuen IPCC-Klimaberichts wollten so einige Leute mitverdienen. Hierzu gehört auch der Filmemacher Daniel Hechler, der am 4. September 2013 auf Phoenix seinen klimaalarmistischen Film „Gletscherdämmerung – Wie die Schweiz gegen den Klimawandel ankämpft“ erstaufführen durfte. In einer Pressemitteilung zum Film berichtet der Sender:

Klimawandel? Ein Thema, das für viele Menschen noch immer reichlich abstrakt daherkommt. Hatten wir nicht gerade einen eisigen Winter, der selbst im Juni noch nicht so recht enden wollte? Und mehren sich nicht die Stimmen aus der Wissenschaftsszene, die einen Stillstand der Erderwärmung prophezeien? Wer aber sehen und spüren will, wie der Klimawandel schon jetzt das Leben der Menschen verändert, ja bedroht, muss in die Alpen kommen. Längst ist die Gletscherschmelze hier Realität. Jahr für Jahr tauen auf den Gletschern ein bis zwei Meter Eis weg.

Wenn man sich den Streifen anschaut, erkennt man schnell die Masche, mit der Hechler zu punkten versucht: Der Gletscher schmilzt und es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis der heute ausgezeichnet florierende Tourismus zum Erliegen kommt, alle hiermit verbundenen Jobs verloren sind und die Talbewohner von Schmelzwasserfluten und Bergstürzen vernichtet werden. Hechler entwirft ein durch und durch düsteres Bild. Assistiert wird ihm dabei von IPCC-Chef Thomas Stocker, der lächelnd in die Kamera grinst, während er den Bergbewohnern den Verlust ihrer Arbeitsplätze in der Gletschertouristik vorhersagt.

Wissenschaftlich bewegt sich die Doku jedoch auf äußerst dünnem Eis. Bereits in der Eingangssequenz unterläuft dem jungen, grünen Filmemacher ein kapitaler Schnitzer. Er spricht von den 130 Millionen Jahre alten, gletscherbedeckten Schweizer Alpen. Der Zuschauer bekommt den Eindruck, dass es sich hier um uralte Gletscher handelt, die durch die klimatischen Missetaten des Menschen nun erstmals dem Tode geweiht sind. Dem ist jedoch nicht so. Das Eis schmolz nämlich in jeder der im Millenniumstakt auftretenden Wärmeperioden kräftig ab, zuletzt während der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren (siehe unseren Blogbeitrag „Eine unbequeme Wahrheit: Alpengletscher waren in der Vergangenheit kürzer als heute„). Vor 6000 Jahren während des sogenannten mittelholozänen Klimaoptimums waren sogar viele Alpengletscher vollständig verschwunden. In der Doku wird dies mit keiner Silbe erwähnt. Allein Geologen werden erkannt haben, dass sich die 130 Millionen Jahre lediglich auf das Alter der Gesteine beziehen, aus denen die Alpen aufgebaut sind. Ein böses Spiel was Hechler hier spielt. Ebenfalls im Film unerwähnt bleibt, dass sich der Schneefall in den Alpen in den letzten Jahren spürbar verstärkt hat, was den Gletschern zugute kommt (siehe unseren Blogartikel „Bald kein Schnee mehr in der Schweizer Alpen? MeteoSwiss-Studie widerspricht und belegt Zunahme der Schneemengen seit 2000„). Daher der Tipp: Anstatt sich diesen fragwürdigen Alarmstreifen anzuschauen, gehen Sie lieber eine Runde im Wald spazieren. Da haben Sie mehr von.

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Am 24. September 2013 erschien in der Welt ein interessanter Beitrag von Bjørn Lomborg:

Es wird wärmer – ein bisschen. Na und?
Der Klimawandel ist nicht zu leugnen. Doch Alarmismus ist fehl am Platz, wie der neue Bericht des Weltklimarates zeigt. Was wir brauchen, sind pragmatische Lösungen – keine Panikmache. […] Die globale Erwärmung ist eine Tatsache, aber sie wurde in der Vergangenheit wahrscheinlich ebenso übertrieben, wie sie jetzt unterschätzt wird. Dies unterstreicht die Tatsache, dass der IPCC lediglich immer feststellte, dass mehr als die Hälfte des Temperaturanstiegs auf den Menschen zurückgeht, obwohl es in der öffentlichen Debatte immer so dargestellt wurde, als ob dieser Anstieg zur Gänze dem Menschen anzulasten sei. Der IPCC betont, dass der Klimawandel zwar ein Problem ist, aber in seinem Bericht finden sich keine apokalyptischen Szenarien. Das alles wird in dem Getöse der lautstark Maßnahmen fordernden Lobbyisten und der nach schlechten Nachrichten gierenden Medien untergehen. Denn obwohl der IPCC seinen eigenen Prinzipien zufolge eine politikneutrale Organisation ist, wird sein Vorsitzender Rajendra Pachauri die Aufregung noch schüren, weil er darauf beharrt, dass „die Menschheit das Klimasystem der Erde an den Rand des Zusammenbruchs gedrängt hat“ und dass wir die „Abkehr von den fossilen Brennstoffen“ schaffen müssen.

Vollständigen Artikel auf welt.de lesen.

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Medien informieren und unterhalten. Sensationen und Gruselstories eignen sich hier ausgezeichnet. Langweilige Forschungsberichte ohne Katastrophen-Pointe schrecken eher ab und verbreiten Langeweile. Dies ist lange bekannt. Nun hat eine neue Studie diesen Sachverhalt quantifizieren können, wie die Neue Zürcher Zeitung am 24. September 2013 meldete:

Der Klimawandel in den Medien: Die Katastrophe zieht noch immer
[…] Aus einer medienwissenschaftlichen Warte nimmt das Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford regelmässig die Klimajournalisten unter die Lupe. Soeben haben die Medienforscher eine neue Analyse veröffentlicht. Untersucht wurden je drei Zeitungen Grossbritanniens, Australiens, Frankreichs, Indiens, Norwegens und der USA mit einer Gesamtauflage von 15 Millionen Exemplaren. Es sind vor allem Titel der Qualitätspresse berücksichtigt worden, nicht aber Blogs, in denen ein erheblicher Teil der medialen Klimadebatte abläuft. Die Medienbeobachter schauten sich rund 350 Artikel an, die zwischen 2007 und 2012 publiziert worden waren. In über 80 Prozent davon dominiert die Erzählform der Katastrophe. Ging es um Artikel über die Uno-Klimaberichte war das Katastrophen-Narrativ gar in über 90 Prozent der Artikel vorhanden. Dies bestätigt die Erkenntnis, dass sich Journalisten vor allem von alarmistischen Geschichten angezogen fühlen.

Ganzen Artikel auf nzz.ch lesen.

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Im Jahr 2007 erhielt Al Gore den Nobelreis für seine klimatischen Anstrengungen. Im Rahmen seiner damaligen Rede zitierte er auch eine Prognose, dass das arktische Meereis bis 2013 vollkommen abgetaut sein könnte. Nun ist der arktische Schmelzsommer 2013 vorüber und das Eis immer noch gut in Form, sogar deutlich besser als im Vorjahr. Betroffenheit macht sich breit….

 

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Die Klimakatastrophe ist in voller Fahrt und die Winter in Deutschland werden wieder kälter. Passt irgendwie nicht zusammen. Vor einigen Jahren erfanden einige Forscher dann ein Rettungsmodell: Das schwindende Meereis würde Schuld an den kalten Wintern haben. Wenn dies so wäre, dann müsste der kommende Winter recht warm werden, denn die arktische Meereisschmelze hat sich dieses Jahr in Grenzen gehalten. Die Mitteldeutsche Zeitung fragte am 26. September 2013 beim AWI nach:

Kältere Winter in Deutschland durch Eisschmelze
Kälteres Winterwetter in Europa trotz Klimaerwärmung? Für die Klimawissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (Awi) in Bremerhaven ist das kein Widerspruch. Wenn das arktische Meereis schmilzt, habe das direkte Auswirkungen auf die Temperaturverteilung in der Atmosphäre und die Winde, erklärt der Klimaforscher Prof. Thomas Jung im dpa-Interview.

DPA: Haben die vergangenen Winter schon Auswirkungen gezeigt?

JUNG: Die Frage ist, ob man alleine das Meereis zur Erklärung heranziehen kann. Unsere Experimente mit Computermodellen zeigen, dass es beim Rückgang des Meereises kältere Winter über Europa gibt. Sie deuten aber auch darauf hin, dass der Zusammenhang nicht besonders stark ausgeprägt ist. Das heißt, einzelne kalte Winter alleine über das arktische Meereis zu erklären, ist wohl relativ schwierig.

Kein besonders starker Zusammenhang zwischen Kältewinter und Meereis, kaum Prognosemöglichkeit. Das Modell, das vor ein paar Jahren noch als große Hirntat gefeiert worden ist, scheint sich gerade auf dem Weg in die runde Ablage zu befinden…

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Das Eis am Nordpol schmilzt, schon bald können wir wie die Wikinger vor 1000 Jahren mit unseren Booten durch die Arktis düsen. Das jedenfalls denken sich immer mehr Abenteurer und wollten nach dem Schmelzrekord aus dem Vorjahr das Eis diesen Sommer bezwingen. Dies ging jedoch überwiegend schief, wie Der Spiegel am 27. September 2013 berichtete:

Arktische Nordwest-Passage: Gefährliche Abkürzung durchs Eis
[…] Allerdings tummelten sich 2013 auf dem Seeweg auch mehr Touristen, Abenteurer und Freizeitkapitäne als je zuvor. In festem Vertrauen darauf, dass die berüchtigte Passage schiffbar sein würde, versuchten mindestens 35 Freizeitskipper ihr Glück. Die meisten drehten bald wieder ab, ein gutes Dutzend brauchte Hilfe. Dazu gehörten auch mehrere Kajakfahrer und vier abenteuerlustige Crews mit Ruderbooten. So wie immer mehr Menschen auf den Mount Everest klettern, weil man es eben kann, kommen auch immer mehr Wagemutige in die Arktis. Sie suchen das letzte große Abenteuer. Den Vogel schoss eine US-amerikanische Reality-TV-Filmcrew ab: Sie plante für das Adventure-Format „Dangerous Waters“ die Durchquerung der Passage, die Umfahrung von Grönland und dann noch den Weg über den Atlantik bis London – und zwar auf Jetskis. Die Reise fiel dann doch kürzer aus. Die Jetskis froren nach kurzer Zeit im Packeis ein. Die Rettung der TV-Leute kostete eine bisher nicht näher bezifferte sechsstellige Summe.

Ganzen Beitrag auf spiegel.de lesen.

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Die Berliner Zeitung hat den neuen IPCC-Bericht offenbar nicht verstanden. Am 27. September 2013 befand sie sich noch immer auf der Klimaalarmschiene, obwohl der neue Bericht an wichtigen Stellen aktiv zurückrudert und entwarnt. Die Berliner Zeitung schreibt:

Klimawandel: Mehr Schäden durch Flut, Dürre und Regen
Der Weltklima-Rat der Vereinten Nationen hat eine neue Klimawandel-Prognose vorgelegt: mit düsteren Aussichten.  Während die Politik noch gegensteuern will, stellen sich die Versicherer schon auf wachsende Folgen von gehäuftem Extremwetter ein. Der neue Weltklima-Bericht sei ein Alarmsignal an die internationale Politik, sagt der Noch-Umweltminister Peter Altmaier (CDU), und auch Europa und Deutschland müssen in ihren Anstrengungen für mehr Klimaschutz „noch eine Schippe drauflegen“.

Altmaier macht es hier genau wie Ott: Ohne Klimaalarm keine Klimapolitik und keine Energiewende. Peinlich. Aber es gibt natürlich auch noch die wirtschaftlichen Interessen der Versicherungskonzerne, die im Alarmtext der Berliner Zeitung nicht fehlen dürfen. Vermutlich will man hier einem wichtigen Anzeigenkunden Gutes tun:

Auch die führende Rückversicherungsgesellschaft, die  Munich-Re, die seit Jahren vor wachsenden volkswirtschaftlichen Schäden durch Klimawandel und das resultierende Extremwetter warnt, sieht sich durch den IPCC-Report bestätigt. „Das Risiko ändert sich, die Trends sind klar“, sagte Eberhard Faust, Munich-Re-Forschungsleiter für Klimarisiken, dieser Zeitung. Zuletzt musste sich der Münchner Versicherungsriese Munich Re wegen seiner Warnungen vor den Folgen des Klimawandels einige Kritik gefallen lassen. Katastrophenbehauptungen seien nützlich für das Versicherungsgeschäft und mit dem Überverkaufen der Gefahr müsse endlich Schluss sein, hatte der renommierte Klimaforscher Hans von Storch gerade gemahnt.

Immerhin wird im Artikel der Interessenskonflikt offen angesprochen. Das ist gut. In der Folge wird jedoch dann versucht, die profitable Panikmache der Munich-Re mit neuen wissenschaftliche Erkenntnissen zu rechtfertigen:

Die jetzige Neuauflage des Weltklimaberichts gebe Munich-Re aber nun Recht, dass sich Wettergefahren langfristig ändern, findet der Versicherer selbst. Deutlich mache der Bericht vor allem, dass die Wahrscheinlichkeit für Extremwetter wie Starkniederschlag oder Hitze regional zugenommen hat und langfristig etwa auch bei Wirbelstürmen weiter steigen wird. Der Bericht macht stärker regionalisierte Aussagen, betont Faust, selbst Mitautor bei anderen Teilen des neuen Klimaberichts. Zum Beispiel nahmen Dürren im Mittelmeerraum zu. Die Tendenzen werden sich fortsetzen. „Es ist ein Märchen, dass es keine Zunahmen gibt“, sagt der Klimaexperte mit Blick auf Häufigkeit und Schwere solcher Ereignisse. Zugleich räumt er ein, dass die Behauptung vermessen wäre, die Wissenschaft habe  den Klimawandel bereits vollständig verstanden.

Was sagt die seriöse Wissenschaft zu diesen Behauptungen?

Starkniederschläge äußern sich in der Regel in Form von Überschwemmungen. In Mitteleuropa jedoch traten die schlimmsten Überschemmungen vor einigen hundert Jahren während der Kleinen Eiszeit auf und war an solare Schwächephasen gekoppelt (siehe „Studie dokumentiert für die vergangenen 500 Jahre vier Hochwasserphasen in der Schweiz: Schlimmste Flutkatastrophen-Periode ereignete sich vor 250 Jahren„, „Hochwasser in Norditalien ereigneten sich bevorzugt zu Zeiten geringer Sonnenaktivität“ und „Flutkatastrophen am bayerischen Ammersee vor allem während solarer Schwächephasen„).

Hitzewellen: Fata Morgana: Potsdamer Hypothese überwiegend menschengemachter Hitzewellen bestätigt sich nicht

Wirbelstürme:Neue geologische Studie schafft überraschenden Kontext: Heutige Hurrikanaktivität in Florida eher unterdurchschnittlich ausgeprägt„, „Neue Klimamodellierung findet langfristige Abnahme der Hurrikan-Häufigkeit

Dürren:Entspannung an der Extremwetterfront: Dürren sind in den letzten 60 Jahren nicht häufiger geworden„, „Neues Paper in Climatic Change: Heutige Niederschläge im Mittelmeergebiet noch immer im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite„, „Solare Millenniumszyklen kontrollierten Feucht- und Dürrephasen der Römerzeit im Mittelmeer

Wie sagt man das in München so schön: Was für ein Schmarrn! Aber immerhin ein einträglicher.

 

Foto Ott: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen / Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.