Neues zu den solaren Millenniumszyklen: 1500-Jahreszyklus ist Mischprodukt aus 1000- und 2000-Jahres-Solarzyklen

Aus der letzten Eiszeit ist ein charakteristischer natürlicher Temperaturzyklus bekannt, der eine Zyklenlänge von etwa 1500 Jahren hat. Auch aus der Nacheiszeit, also den letzten 10.000 Jahren wurden zum Teil Zyklen mit 1500 Jahren beschrieben. Schon immer hatte man die Sonne im Verdacht, Taktgeber für diese Zyklen zu sein. Allerdings gibt es dabei ein Problem: In der Sonnenaktivität gibt es gar keinen Zyklus mit einer Länge im Bereich von 1500 Jahren, sondern nur Zyklen mit 1000 und 2000 bzw. 2300 Jahren. Das nahmen dann einige Anti-Sonnen-Forscher zum Anlass, die Sonne als Urheber der Millenniumszyklen voreilig auszuschließen.

Bereits in unserem Buch „Die kalte Sonne“ hatten wir auf Seite 75 für die Nacheiszeit darauf hingewiesen, dass der 1500-Jahreszyklus wohl eher ein künstliches, statistisches Mischprodukt ist, also ein Artefakt:

„Die Zyklenlänge richtet sich nach den langen solaren Grundzyklen, also dem 2300-Jahres-Hallstattzyklus und dem 1000-Jahres-Eddy-Zyklus. Beachtet werden muss auch, dass eine Mittelung über mehrere Millenniumszyklen rein statistisch auch Zyklenlängen ergeben kann, die zwischen 2300 und 1000 Jahren liegen, da einige der Eddy-Zyklen eventuell zu schwach ausfallen, um sie unter Berücksichtigung der Fehlerbreite der Analysemethoden sowie klimatischer Störprozesse erkennbar zu machen.“

Dieser Meinung schloss sich nun auch ein Forscherteam der Universität Tokio an. In der November-2012-Ausgabe der Quaternary Science Reviews erscheint ein Artikel, in dem die Wissenschaftler anhand von Bohrkernen aus dem Nordatlantik zeigen konnten, dass während der vergangenen 70.000 Jahre die solaren 1000- und 2000-Jahreszyklen (Eddy- und Hallstatt-Zyklen) klar in der Sedimentschichtung dokumentiert sind. Der zuvor berichtete 1500-Jahres-Zyklus ist nach Ansicht der Autoren ein Artefakt das von der arithmetischen Mittelung herrührt und keine größere statistische Bedeutung besitzt. In der Kurzfassung ihres Artikels schreiben die Autoren:

Ice-rafting evidence for a “1500-year cycle” sparked considerable debate on millennial-scale climate change and the role of solar variability. Here, we reinterpret the last 70,000 years of the subpolar North Atlantic record, focusing on classic DSDP Site 609, in the context of newly available raw data, the latest radiocarbon calibration (Marine09) and ice core chronology (GICC05), and a wider range of statistical methodologies. A ∼1500-year oscillation is primarily limited to the short glacial Stage 4, the age of which is derived solely from an ice flow model (ss09sea), subject to uncertainty, and offset most from the original chronology. Results from the most well-dated, younger interval suggest that the original 1500 ± 500 year cycle may actually be an admixture of the ∼1000 and ∼2000 cycles that are observed within the Holocene at multiple locations. In Holocene sections these variations are coherent with 14C and 10Be estimates of solar variability. Our new results suggest that the “1500-year cycle” may be a transient phenomenon whose origin could be due, for example, to ice sheet boundary conditions for the interval in which it is observed. We therefore question whether it is necessary to invoke such exotic explanations as heterodyne frequencies or combination tones to explain a phenomenon of such fleeting occurrence that is potentially an artifact of arithmetic averaging.

 

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