Neue Studie in Nature: Ostafrikanischer Dürretrend Teil eines natürlichen Zyklus

In den letzten Jahrzehnten ist es in Ostafrika immer trockener geworden. Heftige Dürren haben der Region stark zugesetzt. Der Schuldige hierfür war schnell gefunden: Es muss wohl der Mensch selbst gewesen sein, der durch seinen fortwährenden CO2-Ausstoß das ostafrikanische Klima nachhaltig geschädigt und den Regen vertrieben hat. So oder so ähnlich argumentieren zumindest etliche Umwelt- und Hilfsorganisationen wie zum Beispiel die Aktion Deutschland Hilft oder Greenpeace. Man muss kein Psychologe oder Marketingexperte sein, um die Intention hinter diesem Vorgehen zu erkennen: Mit Schuldgefühlen spendet es sich einfach besser. So funktioniert der moderne Ablasshandel. (Damit wir uns nicht mißverstehen: Spenden für den guten Zweck sind immer gut, insbesondere für Dürreopfer. Aber es ist unredlich und unnötig, hierfür die Wissenschaft zu verbiegen).

Eine neue Publikation im Fachmagazin Nature stellt nun den angeblich menschengemachten Dürretrend in Ostafrika in Frage. Ein US-amerikanisches Forscherteam von der Woods Hole Oceanographic Institution sowie dem Lamont-Doherty Earth Observatory um Jessica Tierney hat sich die Feuchtigkeitsentwicklung in Ostafrika näher angeschaut und Überraschendes zu Tage gefördert. Zwar konnten die Wissenschaftler anhand von geologischen Rekonstruktionen die stetige Austrocknung Ostafrikas während der vergangenen Jahrzehnte bestätigen. Jedoch gelang es der Gruppe auch, den Datensatz bis zum Jahr 1300 zurück auszudehnen. Im Kontext dieses 700 Jahre umfassenden Datensatzes entpuppte sich der Dürretrend der letzten Jahrzehnte als Teil eines mehrere Jahrhunderte umfassenden natürlichen Zyklus. Anders als zuvor angenommen, begann die Austrocknung nicht erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Zwischen 1680 und 1765 herrschte in Ostafrika eine ausgeprägte Feuchtphase (Abbildung 1). Dies entspricht dem Höhepunkt der Kleinen Eiszeit, als die globalen Durchschnittstemperaturen um mehr als 1 Grad tiefer als heute lagen. Interessanterweise war es im 14. und 15. Jahrhundert in Ostafrika genauso trocken wie heute. Das CO2 kann an dieser Entwicklung nicht beteiligt gewesen sein, da die Konzentration in der Atmosphäre vor Beginn der industriellen Revolution, also vor 1850, relativ stabil geblieben ist.

Abbildung 1: Feuchtigkeitsentwicklung von Ostafrika während der vergangenen 700 Jahre. Feucht nach oben, trocken nach unten. Quelle: Tierney et al. 2013.

 

Das Forscherteam um Jessica Tierney machte sich daher auf die Suche, um den natürlichen Antrieb der Feuchtigkeitsentwicklung in Ostafrika zu identifizieren. Dabei verglichen sie die Dürre-Daten auch mit der Temperaturentwicklung im Indischen Ozean. Und wer hätte es gedacht: Die beiden Kurven ähnelten sich in hohem Maße. Offensichtlich wird der Regen in Ostafrika vom Indischen Ozean maßgeblich mitbestimmt. Immer wenn es dort kalt ist, verstärkt sich der ostafrikanische Regen. Und wenn es warm wird, werden die Regenfälle seltener (Abbildung 2).

Abbildung 2: Feuchtigkeitsentwicklung von Ostafrika (blau; feucht nach oben, trocken nach unten) und Meerestemperatur der Makassar-Straße (rot; kalt nach oben, warm nach unten) während der vergangenen 700 Jahre. Quelle: Tierney et al. 2013.

Kommt Ihnen die Temperaturkurve der Makassar Straße bei Indonesien auch irgendwie bekannt vor? Genau, die Temperaturen spiegeln im Große und Ganzen die globale Temperaturentwicklung wieder (Abbildung 3). Während der Mittelalterlichen Wärmephase und der Modernen Wärmephase herrschte Trockenheit. Und während der Kleinen Eiszeit war es feucht. Nun wissen wir aber auch, dass der klimatische Millenniumszyklus synchron zur Sonnenaktivität verläuft. Letztendlich scheint also die Sonnenaktivität das Feucht- und Dürregeschehen zu verantworten. Letzteres „vergaßen“ die Autoren der Nature-Studie leider zu erwähnen, obwohl dies offensichtlich ist. Dabei haben bereits zahlreiche andere Studien in den verschiedensten Teilen der Erde nachweisen können, dass die Sonne einen wichtigen Einfluss auf die Feuchtigkeitsentwicklung der letzten Jahrtausende genommen hat (siehe z.B. „Klima am Baikalsee pulsierte die letzten 5000 Jahre im Takte der Sonne„, „Über Feuchtigkeit und Trockenheit in Südchina entschied während der letzten 7000 Jahre unsere liebe Sonne: Millenniumszyklen im ostasiatischen Monsun„, „Solare Millenniumszyklen überall: Auch die Regenmengen in Südost-Australien schwankten während der letzten 10.000 Jahre im Takte der Sonne„, „Oasen der chinesischen Taklamakan-Wüste erblühten im Takt der solaren Millenniumszyklen„).

Abbildung 3: Temperaturentwicklung der nördlichen außertropischen Hemisphäre. Quelle: Ljungqvist 2010. RWP=Römische Wärmeperiode, DACP=Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (Dark Ages Cold Period), MWP=Medieval Warm Period, LIA= Little Ice Age, CWP= Current Warm Period.

Ostafrika-Karte: Vervictorio / Lizenz: Public Domain.