Klimamodelle mit Ozeanzyklen sind einfach präziser

Der letzte Erwärmungsschub ereignete sich bekanntlich von 1977 bis etwa 2000. Seitdem verharren die Temperaturen auf einem Plateau und weigern sich beharrlich, weiter anzusteigen. In die Erwärmungsphase fällt auch eine starke Aufheizung des Atlantiks. Mitte der 1990er Jahre erwärmte sich im Nordatlantik ein spezielles Gebiet um ein ganzes Grad innerhalb nur weniger Jahre. Waren es allein die bösen Treibhausgase oder steckt da eventuell noch ein anderer Mechanismus dahinter? Die bisherigen Klimamodelle konnten den Temperatursprung jedenfalls nicht nachvollziehen, was betrüblich ist.

Eine britische Forschergruppe der Universität Reading sowie des Met Office Hadley Centre um Jon Robson nahm sich nun der Sache an und versuchte es mit einem verbesserten Klimamodell. Dabei legten die Wissenschaftler besonderen Wert auf die Berücksichtigung von klimasysteminternen Schwankungen, die nicht von außen beeinflusst wurden. Mit diesem Ansatz konnten sie den Temperatursprung letztlich in den Griff bekommen. Die Studienergebnisse erschienen im Oktober 2012 in den Geophysical Research Letters. In der Kurzfassung ihrer Arbeit schreiben die Autoren:

Zeitlich rückblickende Modellierungen, die lediglich [von außen wirkende] Strahlungsantriebe betrachten, können die schnelle Erwärmung [der nordatlantischen Kreisströmung] nicht abbilden. Unsere Wärmefluss-Analyse zeigt, dass der Erfolg unserer Modellierung auf der Berücksichtigung eines außergewöhnlich starken, nordwärtsgerichteten Ozeanwärmetransports beruht. Weiterhin wurde deutlich, dass eine starke atlantische Zirkulation einbezogen werden muss, insbesondere eine starke Atlantic Meridional Overturning Circulation, die außerordentlich wichtig für eine erfolgreiche Vorhersage ist.  

Die lange nur als tumbes Rauschen von den Modellierern angesehenen Ozeanzyklen scheinen nun allmählich in die Modelle in sinnhafterer Weise einzuziehen (siehe auch Kapitel 4 in „Die kalte Sonne„). Dies ist zu begrüßen. Der stärkere Anteil der Ozeanzyklenbeteiligung am Klimageschehen geht auf Kosten der CO2-Klimawirkung. Ein Teil der Erwärmung 1977-2000 ist nämlich den aufsteigenden Ozeanzyklen zuzurechnen, wie neue Studien deutlich zeigen. Bislang hatte der IPCC diesen Effekt einfach dem CO2 zugeschlagen…

 

Foto oben rechts: Tiago Fioreze / Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.