Mitte Oktober 2013 erschien im Fachmagazin Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology eine Temperaturrekonstruktion von Nordostchina auf Basis von Baumringen für die vergangenen 250 Jahre. Erfasst wurden dabei die Werte für die Zeitspanne Mai bis Juni, also für den späten Frühling und frühen Sommer. Die chinesische Wissenschaftlergruppe um Yu Liu fand, dass die Temperaturen in der vorindustriellen Zeit von 1745-1900 weitgehend stabil waren. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts begannen sich die Temperaturen im Untersuchungsgebiet jedoch abzukühlen, so dass die Region heute um etwa 1 Grad kälter ist als noch vor 100 Jahren.
Abbildung 1: Entwicklung der Mai-Juni-Temperaturen in Nordost-China seit 1745. Ab 1900 setzte ein Abkühlungstrend ein. Quelle: Liu et al. 2013.
Schauen wir jetzt nach Alaska. Wie haben sich die Temperaturen dort in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt? Die Arktis soll sich ja angeblich immer schneller erwärmen, dass man es so richtig mit der Angst zu tun kriegt. Ein Blick auf die Temperaturkurve der letzten 60 Jahre fördert Überraschendes zu Tage (Abbildung 2). Bereits Ende der 1970er Jahre schnellten die Temperaturen nach oben und verharrten bis etwa 2005 auf einem hohen Plateau. Seitdem ist die Kurve jedoch jäh abgestürzt. Seit 8 Jahren kühlt sich Alaska nur noch ab. Die Temperaturentwicklung ist dabei eng an die Pazifisch Dekadische Oszillation (PDO) gekoppelt.
Abbildung 2: Temperaturentwicklung von Alaska während der vergangenen 60 Jahre. Quelle: The Alaska Climate Research Center.
Währenddessen wundern sich einige Wissenschaftler, dass sich viele Flüsse an der US-amerikanischen Westküste in den letzten Jahren spürbar abgekühlt haben. Woran könnte dies liegen, wo es doch angeblich immer wärmer wird? Auch die Temperaturentwicklung der USA für die letzten 110 Jahre zeigt Verblüffendes: Irgendwie ist es auf lange Sicht gar nicht richtig wärmer geworden. Bereits in den 1930er/40er Jahren war es einmal so warm wie heute (Abbildung 3).
Abbildung 3: Temperaturentwicklung der USA basierend auf USHCN-Daten.
Und auch aus dem kanadischen British Columbia sind nun interessante Erkenntnisse zur Temperaturgeschichte bekannt geworden. Auf Basis von Baumringen konstruierten Forscher jetzt die Temperaturentwicklung der letzten 800 Jahre für die Sommermonate Juni und Juli (Abbildung 4). Dabei zeigte sich, dass die 1940er Jahre wärmer als heute waren. Auch in den Jahrhunderten davor gab es immer wieder Phasen, in denen es wärmer als heute war.
Abbildung 4 (oben): Temperaturentwicklung der vergangenen 800 Jahre auf Basis von Baumringen. Quelle: Pitman & Smith 2012.