Goethe: Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird

„Und denn, man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrthum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist. – Oft lehrt man auch Wahrheit und Irrthum zugleich und hält sich an letzteren.“

GOETHE gegenüber ECKERMANN (Gespräche mit Goethe von Johann Peter Eckermann vom Dienstag, den 16. Dezember 1828; Goethe stand bereits in seinem 80. Lebensjahr).

Walter Fett schreibt hierzu:

Erinnert uns das nicht an die Art und Weise und öffentliche Wirksamkeit in der derzeitigen Klimadiskussion? Allerdings äußert sich Goethe hier im Rahmen der Betrachtung seiner Auseinandersetzung mit dem „Newtonischen Irrthum“ und seiner eigenen „gesunden Anschauung“ über das Licht, im besonderen über die „Entstehung des Blauen“, womit er ja bereits nach seinerzeitigem Wissensstande doch gründlich falsch lag. Persönlich-menschlich rang er beharrlich mehr um sein Ansehen in den Naturwissenschaften als in der Literatur, zuweilen verbissen und stolzempfindlich. In seiner Selbstsicherheit, aber letztlich doch Selbstüberschätzung, sagte Goethe im weiteren „lachend“ und „überall in der besten Laune“: 

„Treffliche Menschen  . . . kommen jetzt in den Naturwissenschaften heran und ich sehe ihnen mit Freuden zu. Andere fangen gut an, aber sie halten sich nicht; ihr vorwaltendes Subjective führt sie in die Irre. Wiederum Andere halten zu sehr auf Facta und sammeln derer zu einer Unzahl, wodurch nichts bewiesen wird. Im Ganzen fehlt der theoretische Geist, der fähig wäre, zu Urphänomenen durchzudringen und der einzelnen Erscheinung Herr zu werden.“

Walter Fett kommentiert:

Ja, auch wir Klimarealisten „halten sehr auf Facta“ !  Aber so werden einmal auch die Klimaphantasten ebenso wenig Recht behalten wie dereinst Goethe. Gottlob schätzen wir an Goethe mehr sein Übermaß an subjektiver Leistung und verstehen – und trösten – uns mit seinem Menschlichsein durch uns ähnliches Verhalten. Das distanziert uns dann umso mehr von dem Verhalten der Klimaphantasten.Sollten sich leichtsinnig frohlockende Klimawarner etwa den falsch frohlockenden Goethe zum Vorbild genommen haben?

 

Goethe-Abbildung: Wikipedia / public domain