Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 5/17: Der Iris-Effekt

26.6.2017
Rückblick auf den Mai 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonne war auch im vergangenen Mai sehr ruhig und betrug nur 36 % der durchsschnittlichen Sonnenaktivität zu diesem Zyklusmonat. Wir können jetzt  sicher sagen, dass der augenblickliche 24. Sonnenzyklus der drittschwächste seit 1755 sein wird.

Die Klimapolitik der UNO, der EU und Deutschlands werden maßgeblich durch Modellberechnugen bestimmt, wonach eine  Verdopplung der CO2- Konzentrationen langfristig ( nach Jahrhunderten) zu einer Temperaturerhöhung von 1,5 bis 3,0 Grad Celsius  (ECS- equilibrium climate sensitivity) und in diesem Jahrhundert zu einer Erhöhung von 1 bis 2,5 Grad (TCR) führt. Das CO2 alleine würde nur zu einer langfristigen Erhöhung der Temperatur von 1,1 Grad Celsius führen. Aber auf der Erde gibt es Rückkopplungseffekte z.B. mit  den Ozeanen ( Verdampfung von Wasserdampf, Bildung von mehr Wolken). Da Wasserdampf ein viel stärkeres Klimagas als CO2 ist, kommen alle Modelle zu einer Verstärkung des CO2 Effektes bis zu 3 Grad Celsius.

Einige Forscher wie Richard Lindzen vom MIT hatten schon früh darauf hingewiesen, dass diese Wasserdampfrückkopplung auch negativ sein könnte. Vermehrte Verdampfung könnte zu Veränderung des Wolkensystems führen und daher zur Dämpfung der Erwärmung führen. Er nannte diesen Vorgang der sich selbst vor weiterer Erwärmung schützenden Erde : IRIS-Effekt. Immmerhin sind 65 % des Globus mit Wolken bedeckt. Wenige Prozent der Veränderung der Wolken können den CO2-Effekt zunichte machen. Lindzen kam schon 2011 daher auf eine langfristig gedämpfte Erwärmung (ECS) von nur 0,7  Grad Celsius.

Eine sehr aktuelle Arbeit von koreanischen, japanischen sowie Forschern der NASA unter der Leitung von Yong-Sang Choi bestätigt nun den IRIS-Effekt über der wichtigsten Klimazone, dem pazifischen Warmpool . Die Erwärmung des Pazifiks führt zu mehr Verdampfung, aber auch zu mehr Niederschlag. Dies führt zu einer Austrocknung der oberen Tropossphäre und damit zu weniger Cirrus-Wolken . Diese haben aber die Eigenschaft, einfallende Sonnenstrahlung kaum zu dämpfen, aber die von der Erde ausgehende Wärmestrahlung  recht effektiv zurückzuhalten. Weniger Cirrus-Wolken heisst also mehr Abstrahlung in den Weltraum und somit Abkühlung. Es gibt also eine starke negative Wolkenrückkopplung bei vermehrter CO2-Emission, die in den Modellen nicht berücksichtigt wurde. Aus der Arbeit, die in der renommierten Zeitschrift  Journal of Geophysical Research im Juni publiziert wurde, kann man ableiten , dass die ECS unter 2 Grad Celsius liegen muss.

Wir reden in Europa über Paris, aber nicht mehr über Wissenschaft. Wenn die Wissenschaft zum Ergebnis kommt , dass die Prämissen von Paris nicht mehr stimmen, interessiert das weder den Kommisionspräsidenten Juncker oder die Regierungschefs von Frankreich oder Deutschland. Dem Zweifel von Trump wird ein “ Jetzt erst recht “ entgegengesetzt. Der Zweifel der Wissenschaft findet nicht einmal den Weg in die Medien.
Und hier versagt die Klimawissenschaft , die neuen Erkenntnisse über den verringerten Einfluss des CO2 zu Gehör zu bringen. Man stellt sich eben nicht gerne selbst in Frage, denn jahrelang hat man etwas anderes kommuniziert.

Eigentlich ist das, was Choi herausgefunden hat, ja eine tolle positive Nachricht. Es hätte eine sehr positive Folge, die vielleicht nicht jedem passt: Selbst nach Jahrhunderten würden die Temperaturerhöhungen das 2 Grad -Ziel nicht überschreiten-  selbst  bei einer Verdopplung des CO2- Gehaltes. Die politische Führung in Europa kann das nicht aufgreifen. Sie kann nicht mehr zurück. Der Vertrauensschaden wäre unermesslich.

Es grüßt Sie nachdenklich
Ihr
Fritz Vahrenholt