Am 14. Januar 2013 machte das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Pressemitteilung auf ein neues Klimaschockerpaper unter Beteiligung von Stefan Rahmstorf aufmerksam. Das PIK schrieb damals (Fettsetzung ergänzt):
80 Prozent der beobachteten monatlichen Hitzerekorde wären ohne den Einfluss des Menschen auf das Klima nicht zustande gekommen, erklärt das Autoren-Team aus dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universidad Complutense de Madrid. „In den letzten zehn Jahren gab es beispiellose Hitzewellen wie 2012 in den USA, 2010 in Russland, 2009 in Australien oder 2003 in Europa“, sagt Leitautor Dim Coumou. […] „Statistiken allein können uns nichts über die Ursache einzelner Hitzewellen sagen, aber sie zeigen uns eine große und systematische Zunahme der Anzahl von Hitzerekorden durch den Klimawandel“, sagt Stefan Rahmstorf, Ko-Autor der Studie und Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK. „Heute ist diese Zunahme schon so groß, dass die große Mehrheit monatlicher Hitzerekorde vom Klimawandel verursacht wird. Unsere Forschung zeigt klar, dass nur ein kleiner Teil aufgrund natürlicher Faktoren stattgefunden hätte“.
Alarm aus Potsdam ist nichts Neues. Aber haben die PIK-Forscher mit den Hitzewellen diesmal vielleicht recht? Irgendwo muss sich dieser Klimawandel, von dem alle sprechen, doch bemerkbar machen. Schauen wir einmal nach, was die seriöse Wissenschaft zu den von Dim Coumou aufgezählten Hitzewellen sagt. Laut PIK-Statistik sollten mindestens drei der vier genannten Hitzewellen vom Menschen verschuldet worden sein.
Beginnen wir mit der Hitzewelle in den USA 2012. Hierzu erschien vor wenigen Monaten in den Geophysical Research Letters eine Studie eines NOAA-Teams um Arun Kumar. Das Ergebnis der Untersuchung fällt deutlich aus. Die Hitzewelle liegt im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite, und es besteht kein Anlass, eine Beteiligung des CO2-Treibhauseffektes anzunehmen. In der Kurzfassung der Arbeit schreiben die Autoren:
…it is concluded that the extreme Great Plains drought did not require extreme external forcings and could plausibly have arisen from atmospheric noise alone.
Weiter mit der nächsten Hitzwelle, der 2010 in Russland. Auch hierfür liegt eine NOAA-Studie vor, die 2011 in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. Randall Cole und Kollegen fanden dabei, dass auch hier vor allem natürliche Prozesse eine Rolle spielten und der Mensch keinen signifikanten Anteil an der Entwicklung hatte. Die Kurzfassung der Arbeit lässt hieran keine Zweifel:
Analysis of forced model simulations indicates that neither human influences nor other slowly evolving ocean boundary conditions contributed substantially to the magnitude of this heat wave. They also provide evidence that such an intense event could be produced through natural variability alone. Analysis of observations indicate that this heat wave was mainly due to internal atmospheric dynamical processes that produced and maintained a strong and long-lived blocking event, and that similar atmospheric patterns have occurred with prior heat waves in this region. We conclude that the intense 2010 Russian heat wave was mainly due to natural internal atmospheric variability. Slowly varying boundary conditions that could have provided predictability and the potential for early warning did not appear to play an appreciable role in this event.
Wieder spielte der Klimawandel offenbar keine große Rolle. Schauen wir daher auf die Hitzewelle 2009 in Australien. JoNova erarbeitete hierzu eine Aufstellung von acht Argumenten, weshalb die Hitzewelle nicht auf den menschlichen CO2-Ausstoss zurückgehen kann. Darunter findet sich auch eine beeindruckende Übersicht von australischen Hitzerekorden der letzten 100 Jahre, die durch die Hitzewelle von 2009 nicht gebrochen wurden.
Schließlich befassen wir uns noch mit der Hitzewelle in Europa 2003, die ebenfalls vom PIK als angeblicher Hinweis auf einen menschengemachten Klimawandel zitiert wird. Ein US-amerikanisch-französisches Team um Thomas Chase hatte die Hitzephase untersucht und berichtete in einem Artikel in den Geophysical Research Letters Erstaunliches:
(1) Extreme warm anomalies equally, or more, unusual than the 2003 heat wave occur regularly. […] (4) Natural variability in the form of El Niño and volcanic eruptions appear to be of much greater importance in causing extreme regional temperature anomalies than a simple upward trend in time. Extreme temperature anomalies in the wake of the 1997–98 El Niño were larger than the anomalies seen in summer 2003 both in area affected and SD extremes exceeded. (5) Regression analyses do not provide strong support for the idea that regional heat waves are increasing with time.
Böse Überraschung: Entgegen der PIK-Behauptung deutet keine der vom PIK zitierten Hitzewellen auf einen menschlichen Einfluss hin. Erneut bewegt sich das Potsdamer Institut fernab des wissenschaftlichen Mainstream und fällt durch wissenschaftlich unbelegbare, extreme Interpretationen aus dem seriösen Rahmen. Die PIK-Pressemitteilung wurde seinerzeit von einer Vielzahl von Medien ungeprüft einfach übernommen. Besonders eifrig tat sich dabei der „Versicherungsbote – Informationen für Versicherungsmakler“ hervor. Sicher nicht ganz uneigennützig verbreitete man gerne die schlechte PIK-Nachricht. Denn je mehr Extremwetterangst in der Gesellschaft gesät werden kann, desto besser laufen dann auch die Extremwetter-Versicherungsgeschäfte, keine Frage. Es ist dabei sicher nur ein Zufall, dass Rahmstorf eng mit der Münchener Rück Versicherung verbandelt ist. Und auch heute noch fließen Fördergelder der Versicherungswirtschaft an das PIK, wie die offizielle Fördermittelliste des Instituts belegt.