EEG: Die planwirtschaftliche Simulation einer Marktwirtschaft kommt uns ziemlich teuer

Von Uli Weber

Die globale Klimakirche, bestehend aus Politik, Wissenschaft, Kirchen, NGOs und ihren Claqueuren aus der Industrie, will die Welt durch eine „globale Dekarbonisierung“ bis zum Jahre 2100 vor einer menschengemachten Klimakatastrophe retten. Die Bundesregierung hat nach den guten Erfahrungen mit einer „Ethikkommission“ (2011) im Juni 2018 eine sogenannte „Kohlekommission“ eingesetzt, um unter Berücksichtigung von Versorgungssicherheit, Systemstabilität und stabiler Preise jetzt auch den Ausstieg aus der Kohleverstromung einzuleiten. Man kann sich in einer ruhigen Minute ja mal spaßeshalber die Mühe machen, diese Kohlekommission auf die dafür erforderliche Fachkompetenz ihrer Mitglieder hin zu überprüfen. Tatsächlich liegt in Deutschland die installierte Leistung für eine „erneuerbare und klimaneutrale“ Stromerzeugung bereits heute bei etwa 120 Gigawatt, wie die nachstehende Abbildung von der Internetseite der Bundesnetzagentur beweist:

 

Abbildung: Installierte Leistung der alternativen Stromerzeuger im Dezember 2018
Quelle: Bundesnetzagentur, Screenshot vom 25.12.2018 (1.000 Megawatt = 1 Gigawatt)

 

Da nun der Stromverbrauch in Deutschland tageszeitabhängig zwischen etwa 50 und 80 Gigawatt schwankt, wäre für eine ökologische Stromproduktion also theoretisch bereits ausreichend Erzeugungsleistung inklusive einer Sicherheitsreserve von mindestens 50 Prozent vorhanden. Damit dürfte es bei einer Abschaltung unserer Kohlekraftwerke eigentlich zu keinerlei Problemen kommen, wie uns unsere Politiker ja auch immer wieder gerne vorbeten. Wenn wir uns unseren Stromverbrauch und die zugehörige Erzeugungsleistung allerdings einmal genauer anschauen, gilt diese Aussage tatsächlich nur „eigentlich“:

Abbildung: Stromerzeugung und -verbrauch in Deutschland im Zeitraum 15. bis 25.12.2018
Quelle: Bundesnetzagentur (https://www.smard.de/home), Screenshot vom 25.12.2018, 11:34 Uhr

 

Man erkennt, dass Erzeugung und Verbrauch tageszeitabhängig starken Schwankungen unterworfen sind.
Nun ist die Verbrauchskurve aber nicht nur ein marktwirtschaftliches Erfordernis, sondern auch eine zwingende technische Vorgabe für eine funktionierende Stromversorgung, denn Erzeugung und Verbrauch müssen sich in einem Stromnetz mit stabilen 50 Hertz Netzfrequenz jederzeit entsprechen. Es ist also eine permanente Anpassung der Erzeugungskurve an den schwankenden Verbrauch erforderlich, denn wenn sich Erzeugung und Verbrauch dauerhaft unterscheiden, dann besteht die Gefahr eines Netzversagens, auch besser bekannt als „Blackout“.

Wenn wir uns die einzelnen Energieträger jetzt einmal näher anschauen, dann müssen wir feststellen:

Rot: Verbrauchskurve mit starken tageszeitlichen Schwankungen (Anforderung des Marktes). Wo der Verbrauch unter der Gesamterzeugung liegt, wird billig verkauft; wo er darüber liegt, wird teuer zugekauft.

Grün: Biomasse (planwirtschaftliche Zwangseinspeisung) liefert immerhin Grundlast.

Hellblau: Wasserkraft (Marktwirtschaft) liefert Grundlast.

Mittelblau und Dunkelblau: Windenergie, je nachdem, wie stark der Wind weht, gibt es erheblich schwankende On- und Offshore Stromeinspeisungen (planwirtschaftliche Zwangseinspeisung), die nicht mit der Verbrauchskurve korrelieren und die nicht grundlastfähig sind. Erstaunlich ist, dass die Offshore-Erzeugung, anders als die Onshore-Erzeugung, einen Plateauwert nicht übersteigt, denn beide Erzeuger müssten eigentlich vergleichbare Leistungsschwankungen aufweisen.

Gelb: Sporadische Solareinspeisung (planwirtschaftliche Zwangseinspeisung) um die Mittagszeit liefert keine Grundlast und kann nachts überhaupt keinen Beitrag leisten. Dadurch wurden aber die Gaskraftwerke aus der mittäglichen Verbrauchsspitze verdrängt und sind wegen dieser fehlenden Einnahmen unrentabel geworden.

Dunkelbraun, Hellbraun und Dunkelviolett: Kernenergie sowie Braun- und Steinkohle liefern Grundlast (Marktwirtschaft). Dabei schwankt im Tagesverlauf die Kernenergie sehr wenig, die Braunkohle mehr und die Steinkohle stark.

Grau: Gaskraftwerke (eigentlich Marktwirtschaft) sollten wegen ihrer hohen Erzeugungskosten eigentlich nur die Verbrauchsspitzen bedienen, liefern momentan aber offenbar Grundlast (inzwischen Planwirtschaft?). Dabei schwankt die Einspeisung von Gaskraftwerken deutlich weniger als die der Kohlekraftwerke. (*1)

Ganz Dunkelblau: Pumpspeicherwerke (Marktwirtschaft) stellen Spitzenbedarf zur Verfügung und puffern in geringem Maße Überproduktion ab (Speicher).

Dunkelgrau: Sonstige Konventionelle (wahrscheinlich Marktwirtschaft) bedienen offenbar die Grundlast.

 

Stromerzeugung aus Wind und Solar ist ohne Zwischenspeicher grundsätzlich nicht grundlastfähig und scheidet deshalb nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten selbst als Ergänzung eines konventionellen Strommixes aus.
Für den EEG-Strom aus Wind und Solar muss für windarme Zeiten und Dunkelheit nämlich permanent konventionelle Kraftwerkskapazität in der Grundlast vorgehalten werden. Die zwingend erforderliche Anpassung zwischen Erzeugung und Verbrauch wird also noch dadurch erschwert, dass die erratisch anfallenden Beiträge von Wind und Solar völlig unabhängig vom Verbrauch schwanken und damit der notwendigen Anpassung der Grundlast zusätzlich entgegenarbeiten.

Für die gesamte installierte EEG-Leistung gilt nämlich ein Einspeisevorrang in das Stromnetz. Und damit moduliert die unvorhersehbar schwankende EEG-Einspeisung die unverzichtbaren konventionellen Kraftwerkskapazitäten zusätzlich zu den tageszeitabhängigen Verbrauchsschwankungen.

Die tageszeitliche Leistungsanpassung des konventionellen Kraftwerksparks verläuft bei zusätzlichen EEG-Erzeugungsschwankungen somit unter erschwerten technischen Bedingungen, für die konventionelle Kraftwerke niemals ausgelegt waren und maximieren somit deren Betriebs- und Instandhaltungskosten. Und offenbar lässt man inzwischen auch noch zusätzlich die in der Grundlast unwirtschaftlichen Gaskraftwerke auf Kosten der nicht privilegierten Stromverbraucher in der Grundlasterzeugung mitarbeiten, obwohl sie einstmals nur als teure, aber schnelle „Einsatzreserve“ für den Spitzenverbrauch gedacht waren. Die Philosophie hinter der Energiewende ist also streng antimarktwirtschaftlich:

Das EEG ist eine Dreifachgeldvernichtungsmaschine, wir bezahlen Prämien für EEG-Strom, egal, ob er produziert wird oder nicht, wir bezahlen dessen Entsorgung und müssen teuer zukaufen, wenn Wind und Solar nicht liefern und die Konventionellen nicht schnell genug hochgefahren werden können. Und damit fahren wir unseren konventionellen Kraftwerkspark voll auf Verschleiß, während wir die teuren Gaskraftwerke inzwischen offenbar zusätzlich in der Grundlast auf Kosten der Kohlekraftwerke produzieren lassen…

Diese Darstellungen der Bundesnetzagentur im Internet sollten jedenfalls ausreichen, um das Problem von Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt selbst für Berufspolitiker hinreichend zu beschreiben und den Nachweis zu führen, dass unsere Grundlastkraftwerke gar nicht abgestellt werden können. Aber solche Zusammenhänge kann man natürlich auch sehr viel positiver darstellen. Schauen wir einmal auf das sogenannte „Agorameter“ von „Agora Energiewende“:

 

 

Abbildung: Stromerzeugung und -verbrauch in Deutschland im Zeitraum 18. bis 25.12.2018
Quelle: Agorameter(*2), Screenshot vom 25.12.2018, 11:31 Uhr

 

Der AGORA-Plot zeigt im Gegensatz zur Bundesnetzagentur genau das, was uns MINT-ferne Politiker immer wieder gerne erklären:
Wir produzieren eigentlich fast immer genug Strom und könnten daher die „klimaschädlichen“ Kohlekraftwerke jederzeit abstellen. Dazu passt der nachfolgende Witz mit seinem ultralangen Bart recht gut:
Was ist Kapitalismus? – Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Und was ist Kommunismus? – Das Gegenteil in einer Mangelwirtschaft.

Ein marktwirtschaftlich orientierter Unternehmer produziert sein Produkt kostengünstig und erzielt mit dem Verkauf einen wirtschaftlichen Gewinn. Wir machen das jetzt mal genau umgekehrt, um die ganze Welt zu retten – und das ist weder marktwirtschaftlich, noch ökologisch (*3) oder gar nachhaltig (*4).
Also keine Angst vor der Zukunft und ein schönes neues Jahr, schließlich haben wir ja auch noch eine planwirtschaftliche Verkehrswende und eine planwirtschaftliche Agrarwende vor uns…

 

(*1) Gaskraftwerke: Die von den Erzeugungspreisen her unwirtschaftlichen Gaskraftwerke liefern momentan etwa so viel Strom wie die Kernkraft und schwanken in der Leistungsabgabe deutlich weniger als die Steinkohle. Offenbar hatten sich die Grundlagen der statistischen Erhebung und/oder die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Jahreswechsel 2017/2018 erheblich verändert:

Abbildung: Stromerzeugung und -verbrauch im Zeitraum 15.12.2017-15.01.2018
Quelle: Bundesnetzagentur (https://www.smard.de/home), Screenshot vom 26.12.2018

 

In dieser Grafik ist eindeutig zu beobachten, dass am 01. Januar 2018 eine erhebliche und dauerhafte Verschiebung von den „Sonstigen Konventionellen“ hin zu „Gas“ stattgefunden haben muss.

Frage: Was ist der tiefere Grund für dieses „Erstarken“ der Gaskraftwerke?

 

(*2) Über Agora Energiewende, Zitat: „Agora Energiewende wurde im Jahr 2012 von der European Climate Foundation und der Stiftung Mercator ins Leben gerufen, um die Herausforderungen der Energiewende anzupacken. Unser Mandat besteht darin, akademisch belastbare und politisch umsetzbare Wege zu entwickeln, wie sich die Energiesysteme in Deutschland und zunehmend weltweit in Richtung sauberer Energie transformieren lassen – und Energie gleichzeitig sowohl bezahlbar als auch sicher bleibt. Dabei orientieren wir uns an den Klima- und Energiezielen der Bundesregierung und der Europäischen Union.“

Bei der European Climate Foundation gibt es übrigens ein klares Statement für „Die Entwicklung einer klimafreundlichen Gesellschaft“, und die Schwerpunkte der Stiftung Mercator sind Europa, Integration und Klimawandel. Agora Energiewende wird nach eigenen Angaben seit 2016 von der GIZ GmbH gefördert. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist eine staatliche Entwicklungszusammenarbeitsorganisation der Bundesrepublik Deutschland, was man ihrem Internetauftritt aber so nicht ohne weiteres ansieht. Und hier schließt sich dann der Kreis…

(*3) Nicht ökologisch: Die Erzeugung von Strom aus Wind- und Sonnenenergie geht mit einem extremen Landschaftsverbrauch einher. Die Stromerzeugung durch Windenergie führt zur Zerstörung von Naturlandschaften und zu erheblichen Opfern bei Vögeln und Fledermäusen, während sogenannte „Solarparks“ ständig von Bewuchs freizuhaltende ökologische Wüsten sind. Und die Erzeugung von Strom aus Biomasse führt zu einer Reduzierung der Artenvielfalt durch Monokulturen und zu einem Nitratproblem im Grundwasser.

(*4) Nicht nachhaltig: Unter dem Begriff „nachhaltig“ wird eine Minimierung von Ressourcenverbrauch, Eingriffstiefe und/oder Eingriffsdauer verstanden. Wir leisten uns im Gegenteil zwei unabhängige Erzeugungssysteme für elektrischen Strom, die von der installierten Leistung her beide unseren Stromverbrauch ganz alleine decken könnten. Die systembedingte Leistungskurve der sogenannten „Erneuerbaren“ lässt sich aber ohne ausreichende Speicher niemals mit der angeforderten Verbrauchskurve synchronisieren, sodass zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit ständig die volle konventionelle Grundlast vorgehalten werden muss.