Die Sonne im Februar 2013: Der ominöse NASA-Doppelhöcker

Von Frank Bosse

Die NASA schenkte uns kürzlich wieder einen Film, bei dem es um die Sonnenaktivität geht. Diese lag im Februar so darnieder wie bereits im gesamten aktuellen Zyklus 24. Die Sonnenfleckenzahl (Sunspotnumber, SSN) betrug 38, das waren nur etwa 31% des „Normalen“, also dem Mittelwert aller bisher beobachteter Zyklen seit 1749. Grafisch sieht das so aus, wir vergleichen wie üblich mit dem Mittelwert (blau) und dem 5. Sonnenfleckenzyklus von 1798 bis 1810, dem Beginn des Dalton Minimums (SC5, hellrot):

 

Wir sind im 50. Monat seit Beginn des Zyklus im Dezember 2008, und auch der mittlere solare Zyklus befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Abwärtspfad. Die bisherige Geschichte des SC24 illustriert auch ein Bild, das die prozentuale  Aktivität  (100%=mittlere Aktivität aller bisherigen Zyklen) zeigt:

 

Im Mittel sind es etwa nur 40% des Normalwertes. Die NASA beurteilt in ihrem Film die Lage so: Es wird ein zweiter Sonnenaktivitäts-Peak erwartet. Der erste im Herbst 2011 läutete die Magnetfeldumpolung des Nordpols der Sonne ein. Der prognostizierte zweite Aktivitätspeak würde die Umpolung des Südpols der Sonne vorbereiten. Der SC24 wird im Film zudem mit dem SC14 vom Anfang des 20. Jahrhunderts verglichen. Es wird behauptet, auch dieser hätte einen „double peak“-Charakter gehabt und daher hätte er große Ähnlichkeit mit der Gegenwart. Wir wollen dies einmal nachprüfen.

 

 

Es sind die Monate nach Zyklusbeginn aufgetragen und der SC14 wurde korrigiert, um die „Waldmeier- Diskontinuität“ (nach Svalgaard 2012) auszugleichen. Seine SSN-Zahlen wurden daher mit 1,2 multipliziert.

 

Das erste was wir sehen: Der SC14 war gar kein „double peak“ sondern eher ein „sixpack“- Typ. Mindestens einen dieser Peaks ließ der SC24 schon einmal aus. Die Gesamtaktivität des SC14 war bedeutend höher als wir es momentan sehen. Ein Vergleich der akkumulierten SSN-Anomalie spricht Bände:

Was wir bereits seit vielen Monaten beobachten: Seit 1830 (SC7) war die Sonne noch nie so schwach wie gegenwärtig. Weder im Verlauf noch in der Gesamtaktivität ist der SC14 (1902-1913) mit dem SC24 vergleichbar. Was ist bloß bei der NASA los? Die Situation erinnert ein wenig an eine Pressemitteilung der University Corporation for Atmospheric Research (UCAR) von 2006, als sich eben dieses Forschungskonsortium für den „bahnbrechenden Fortschritt“ bei der Vorhersage der Sonnenaktivität selbst feierte. Damals prognostizerte die UCAR einen bedeutend stärkeren SC24 als der Vorgängerzyklus. Zu blöd, dass dann in der Realität das genaue Gegenenteil eintrat. Peinliche Panne. Hier die Diagramme von 2006 dazu, die man zum Glück nicht einfach löschte, als die Vorhersage dann schließlich scheiterte:

Fehlgegangene UCAR/NCAR-Prognose des 24. Sonnenzyklus von 2006. Quelle: UCAR

 

So ist es halt mit Vorhersagen („Modellen“) von etwas, das man physikalisch noch nicht völlig verstanden hat, wo man jedoch der Meinung ist, dass man alles im Griff hätte. Worüber sind sich die Experten nun eigentlich einig?Die Sonnenaktivität ist sehr stark unternormal. Sie lässt sich im Verlauf mit keinem Zyklus im 20. Jahrhundert vergleichen. Am ehesten geht das seit vielen Monaten mit dem SC5. Dessen Aktivität wird in den letzten 12 Monaten jedoch ebenso unterschritten.

Und worin sind sich die Experten noch uneins? Unsicher ist noch, ob es eine besonders starke Sonnenflaute des Typs „Maunder Minimum“ geben wird. Unsicher deshalb, weil noch niemand ein “Modell” für die Sonne hat. Dass es kein funktionierendes Modell gibt, darüber besteht jedoch wiederum Konsens!