Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren

Kürzlich kritisierte ein anonymer Autor auf einer Webseite der European Climate Foundation (ECF) unsere Darstellung zum Meeresspiegel (S. 193-202 in „Die kalte Sonne“). Der Unbekannte versucht darin die These zu verteidigen, dass sich der Meeresspiegelanstieg in den letzten Jahrzehnten gefährlich beschleunigt hätte. Die realen Daten geben dies jedoch nicht her, wie wir in den Klimaschnipseln der letzten Woche deutlich darlegen konnten. Da es beim Thema Meeresspiegel offenbar noch immer grundlegende Missverständnisse gibt, greifen wir das Thema hier gerne auf, um wichtige Zusammenhänge aufzuzeigen.

Der Meeresspiegelanstieg begann vor mehr als 15.000 Jahren gegen Ende der letzten Eiszeit, als die Inlandsgletschermassen langsam abschmolzen, die sich kilometerhoch über Nordeuropa und anderen Gebieten während der Kaltphase aufgetürmt hatten. Der Meeresspiegel stieg damals fast zehn Mal schneller als heute. Noch immer ist der allgemeine nacheiszeitliche Anstieg nicht komplett zum Stillstand gekommen und setzt sich im Hintergrund fort, wenn auch mittlerweile sehr stark abgebremst.

 

Abbildung 1: Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit. Quelle: Wikipedia. Urheber: Robert A. Rohde  / Lizenz:  GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder eine spätere Version

 

IPCC-nahe Wissenschaftler hatten in der Vergangenheit suggeriert, dass der Meeresspiegel während der vergangenen paar tausend Jahre mehr oder weniger stabil gewesen sei und erst mit Beginn der Industrialisierung und der Erhöhung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre wieder weiter anzusteigen begann. So berichtete am 23.8.2011 der Bremer Weser Kurier, gestützt auf IPCC-Autor Professor Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut: „Wichtig sei dabei auch die Erkenntnis, dass sich der Meeresspiegel etwa von Christi Geburt bis zum Jahr 1900 nur unwesentlich verändert habe.“

Diese Einschätzung ist so nicht haltbar, wie ein Forscherteam aus Liverpool und dem finnischen Rovaniemi vor einigen Jahren eindeutig zeigen konnte. In ihrer Arbeit dokumentierten die Wissenschaftler, dass der Meeresspiegel schon viel früher, nämlich um 1800 gegen Ende der Kleinen Eiszeit anzusteigen begann. Allmählich steigerte sich die Geschwindigkeit des Anstiegs und spätestens gegen 1930 erreichte die Meeresspiegelanstiegsrate dann einen seitdem konstanten Wert. Analog zu einem anfahrenden Zug hatte der Meeresspiegel um 1930 seine „Reisegeschwindigkeit“ erreicht, im trägen Gleichgewicht mit der weiteren Erwärmung im Zuge der Modernen Wärmephase.

Der Meeresspiegelanstieg wird dabei zu großen Teilen durch die thermische Expansion des Meerwassers und den Schmelzwasserzufluss von schrumpfenden Gletschern und Eisschilden verursacht, wie ein Team um den Australier John Church im letzten Jahr im Rahmen einer Studie quantifizieren konnte. Sie fanden aber auch, dass die fortschreitende Grundwasserentnahme und der anschließende Abfluss in die Ozeane eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Bei regionalen Untersuchungen müssen zudem Effekte durch Wind, verändertes Auftriebsverhalten der Wassermassen durch Schwankungen des Wärmeinhalts und der Salinität, sowie vertikale Küstenhebungen und -senkungen berücksichtigt werden.

Aufgrund der engen Kopplung an die Temperatur ist es daher keine große Überraschung, dass der Meeresspiegelanstieg dem generellen Erwärmungstrend der letzten 250 Jahre gefolgt ist. Nun wissen wir aber, dass die Temperaturentwicklung der letzten 10.000 Jahre durch charakteristische „Millenniumszyklen“ geprägt war. Es ist seit längerem bekannt, dass während der einzelnen Kältephasen die Gletscher und Eisschilde anwachsen, um dann während der jeweils nachfolgenden Wärmeperiode wieder zu schrumpfen. Wäre es daher nicht eigentlich logisch, dass sich auch der Meeresspiegel entsprechend zyklisch verhalten hat, eventuell überlagernd über einem sehr leicht ansteigenden, allgemeinen nacheiszeitlichen Anstiegstrend? Genau dies beschrieb vor wenigen Monaten der Meeresspiegel-Experte Thomas Cronin vom United States Geological Survey in einem Beitrag in der angesehenen Fachzeitung Eos der American Geophysical Union. In seinem Artikel beschreibt Cronin die vielen Hinweise auf zyklische Temperatur- und Meeresspiegelschwankungen während der vorindustriellen Zeit der vergangenen Jahrtausende. Sehen wir also gerade lediglich eine Wiederholung eines natürlichen Meeresspiegelmusters? Vieles deutet darauf hin.

Abbildung 2: Temperaturentwicklung der außertropischen nördlichen Hemisphäre nach Ljungqvist (2010). RWP=Römische Wärmeperiode, DACP=Kälteperiode der Völkerwanderungszeit, MWP=Mittelalterliche Wärmeperiode, LIA=Kleine Eiszeit, CWP=Moderne Wärmeperiode.

 

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die übertriebenen Sintflut-Prophezeiungen seitens einiger IPCC-naher Forscher vor allem auf Basis einer Erwärmung von mehreren Grad bis 2100 gemacht wurden. Wie wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ zeigen, sind diese Temperaturanstiege jedoch sehr unrealistisch. Berücksichtigt man die natürliche Klimadynamik, so kommt man lediglich auf maximal ein Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts.

Die größte Sorge ist immer wieder, dass plötzlich die Inlandseismassen in Grönland und der Antarktis instabil werden könnten. Allerdings sind genau diese vor 6000 Jahren stabil geblieben als die globale Durchschnittstemperatur während des sogenannten „holozänen Klimaoptimums“ um 1 Grad wärmer war als heute. Prof. Heinrich Miller vom Alfred-Wegener-Institut sagte vor einigen Jahren zur Inlandeisschmelze, dass „…Grönland zwar sehr wahrscheinlich an Masse verlieren wird, aber dieser Massenverlust durch verstärktes Abschmelzen in Grönland kompensiert durch eine Eiszunahme in der Antarktis wird.“ Und weiter: „… nach den von uns berechneten Szenarien kommen wir zu dem Schluss, dass Veränderungen der großen Eismassen keinen Beitrag zu einem Meeresspiegelanstieg leisten werden […].“ (Quelle: AWI-Internetseite Oktober 2007). Im ZEIT-Artikel „Bohrer im Eis“ vom 6.6.2007 erteilt Miller düsteren Prophezeiungen eine Absage, der Meeresspiegel könne in kurzer Zeit um mehrere Meter ansteigen. Die ihm vorliegenden Daten von Nord- und Südpol können diese These widerlegen. Miller: „Bis das Grönlandeis schmilzt, vergehen mehr als tausend Jahre“, denn es war in der Vergangenheit auch deutlich wärmer als heute, ohne dass die riesigen Gletscher verschwanden.

 

Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs an der deutschen Nordseeküste

Warum musste Stefan Rahmstorf eigentlich mit seiner Studie bis nach Amerika reisen, um eine gefährliche Beschleunigung des globalen Meeresspiegelanstiegs festzustellen? Er hätte doch ganz einfach an die deutsche Nordseeküste fahren können, was auch schonend für das Zeit- und Reisebudget gewesen wäre. Das Problem: An der Nordseeküste ist von einer Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs weit und breit nichts zu sehen. Die langjährigen Pegel von Norderney und Cuxhaven zeigen einen Anstieg des Meeresspiegels seit 1850 mit langfristig konstanter bis sogar leicht abschwächender Rate (siehe Abbildung unten). Ab 1930 kommen 13 weitere Pegel in der Region dazu, die hiermit übereinstimmen. Daher kommen auch die niedersächsische Landesregierung und der Niedersächsische Landesverband NLWKN zu der klaren Aussage, daß es keine Beschleunigung des Meeresspiegels an der deutschen Nordseeküste gibt (siehe auch Artikel von Klaus-Eckart Puls auf EIKE und in der Naturwissenschaftlichen Rundschau). Rahmstorfs Kollegen monierten übrigens später, dass er die absinkende Küste in seiner nordamerikanischen Studie nicht ausreichend berücksichtigt hatte (siehe S. 197-198 in „Die kalte Sonne“).

Abbildung 3: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in der Deutschen Bucht. Folie von Klaus-Eckhart Puls,  nach REKLIM (Polynom ergänzt).

 

Und – oh Wunder – auch hier in der südlichen Nordsee ist die Meeresspiegelschichte durch ausgeprägte Zyklen geprägt, wie Karl-Ernst Behre vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven vor fast zehn Jahren bereits zeigen konnte. Wie konnte Peter Lemke im nahen Bremerhaven dies nur übersehen?

Abbildung 4: Meeresspiegelentwicklung an der südlichen Nordsee in den letzten 7500 Jahren. Aus Behre (2004).

 

Auch einige Lokalverwaltungen an der amerikanischen Ostküste haben mittlerweile umgedacht und rückten kürzlich von übertriebenen Meeresspiegelprognosen ab. Sie planen nun ihren Küstenschutz ohne die ominöse Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs. Neue Computer-Visualisierungen helfen ihnen dabei.

 

Kleine Inselstaaten wittern ein Geschäft

Der steigende Meeresspiegel bedroht die Existenz zahlreicher kleiner Koralleninseln im Indischen und Pazifischen Ozean, heißt es. Dafür müssten die Industrieländer hohe Ausgleichszahlungen vornehmen, denn diese hätten ja das Problem verursacht, heißt es weiter. Man kann es den Insulanern nicht verdenken, dass sie diese Gelegenheit nutzen und auf den Alarmismus-Zug aufspringen. Es geht um große Summen aus dem in Cancun und Durban beschlossenen Grüne Klimafonds.

Der bekannteste Aktivist ist dabei wohl der ehemalige Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed. Im Rahmen einer publikumswirksamen Aktion tagte er am 17. Oktober 2009 mit seinem Kabinett in Taucherausrüstung unter Wasser und verabschiedete eine Erklärung mit dem Titel „SOS von der Front“. Nasheed sagte im Gespräch mit der Welt, dass große Ignoranz in der Welt herrsche. „Es ist das Zeitalter der Dummen.“ Der Präsident der Malediven bezog dies auf den Klimawandel, der mit steigendem Meeresspiegel einhergehe und sein Inselreich unmittelbar bedrohe – was von der Mehrheit der Menschen einfach nicht erkannt werde. Nasheed engagierte daraufhin eine holländische Architektengruppe, die für die angeblich untergangsgefährdeten Malediven ein schwimmendes Kongresszentrum sowie schwimmende Luxusappartements erstellen soll (Süddeutsche Zeitung vom 5.1.2012: „Rückkehr in den Ozean“). Ähnliche Wasservillen hatte die Firma Waterstudio bereits östlich von Amsterdam gebaut. In Phase 2 des Projekts sollen dann schwimmende Städte und schwimmende Felder für die maledivische Bevölkerung konstruiert werden.

Es scheint allerdings, dass Nasheed den Seenot-Rettungsruf etwas voreilig abgesetzt hat. Kieler Forscher fanden kürzlich heraus, dass der Meeresspiegel in Teilen des Indischen Ozeans seit der Mitte des letzten Jahrhunderts um bis zu 5 Zentimeter abgesunken ist (siehe S. 200 in „Die kalte Sonne“).

Abbildung 5: Unterwassersitzung des maledivischen Parlaments 2009. Quelle.

 

Mittlerweile hat Nasheed sein Amt auf der Inselgruppe verloren. Am 7.2.2012 wurde er offenbar mit vorgehaltener Waffe zum Rücktritt gezwungen. Kurz zuvor hatte Nasheeds Regierung noch weltweit Schlagzeilen gemacht, als sie die Schließung von Wellness-Bereichen in mehr als 100 Hotels angeordnet hatte – mit der Begründung, es handele sich in Wahrheit um Bordelle. Wenig später hob sie das Verbot aber wieder auf (Quelle: Hamburger Abendblatt). Nach seiner Absetzung drohen Nasheed nun Verhaftung wegen Amtsmissbrauch und Korruption, schreibt Der Spiegel.

Auch andere Inselstaaten sehen ihre Chance gekommen. Da ihnen die Verhandlungen zur finanziellen Kompensation zu lange dauern, wollen sie nun eine Abkürzung versuchen und planen die Sache vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen. Der Präsident der tropischen Pazifik-Insel Palau, Johnson Toribiong, gab im Februar 2012 bekannt, dass seine Regierung gemeinsam mit denen einiger anderer Staaten eine Arbeitsgruppe gebildet hat, die eine Anklage vorbereiten soll. Auch das Forum der Pazifikinseln (PIF) hat auf seinem Gipfeltreffen im neuseeländischen Auckland 2011 die Klimaentwicklung als „größte Bedrohung“ der Region bezeichnet und forderte finanzielle Unterstützung. Der Standard schrieb in einem Artikel vom 8.9.2011: „Während des Gipfels brachte Kiribatis Präsident Anote Tong auch radikale Lösungen für das Klimaproblem zur Sprache. Demnach könnte die gesamte, 100.000 Einwohner zählende Bevölkerung seines Landes, das aus 33 Atollen besteht, künftig auf künstlichen schwimmenden Inseln leben. Tong zufolge würde die Umsiedlung auf Bauten, die Ölplattformen ähneln könnten, insgesamt zwei Milliarden US-Dollar (1,42 Milliarden Euro) kosten.“ Seit kurzem spielt Kiribati auch mit dem Gedanken, nach Fiji umzuziehen. Noch vor ein paar Jahren hatte man übrlegt, nach Neuseeland umzusiedeln, was aber nun offensichtlich vom Tisch ist.

Bevor nun die Gelder überwiesen werden, muß noch eine kleine Plausibilitätsfrage erlaubt sein. Die betroffenen, flachen Inselchen im Pazifik und Indik bauen sich aus Korallenriffen auf, die auf einem meist versunkenen Vulkansockel sitzen. Im Verlauf der jüngeren Erdgeschichte haben es die heute existierenden Inseln offensichtlich geschafft, dem Meeresspiegelanstieg hinterherzuwachsen. Immer wenn der Meeresspiegel angestiegen ist, legten die Korallen nach. Offensichtlich schafften sie auf diese Weise auch den fast zehnmal schnelleren Meeresspiegelanstieg kurz nach der letzten Eiszeit zu bewältigen, denn sonst gäbe es heute gar keine kleinen Koralleninselchen mehr, da sie alle ertrunken wären. Da dies aber nicht der Fall ist, kann man den Korallen durchaus einiges zutrauen, wenn man sie denn in Ruhe wachsen lässt.

Im Januar 2012 berichtete die Reiseredaktion der Süddeutschen Zeitung im Rahmen ihres Artikels „Groll im Atoll“ von den Malediven. Redakteur Martin Amanshauser begleitete dabei einen etwa 40-jährigen Einheimischen namens Bibin. Gegen Ende des Besuchs weihte Bibin den Redakteur in ein kleines Geheimnis ein: „Global warming und das ganze Zeug hilft uns, im Gespräch zu bleiben. Bei uns glaubt kaum jemand an diesen steigenden Meeresspiegel. Dafür geht das zu langsam voran.“ Wir werden das kleine Geheimnis sicher nicht weiter erzählen, versprochen!

 

Mit Dank an Klaus-Eckart Puls für Material und Mitarbeit.
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Anhang:
Im Buch „Die kalte Sonne“ berichten wir auf S. 200-201 von der Pazifik-Insel Vanuatu. In einer Pressemitteilung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) von 2005 wurden die aufgrund von Überflutungen umgesiedelten Dorfbewohner als die ersten Flüchtlinge des Klimawandels beschrieben. Jedoch hatte man die tektonischen Hebungen und Senkungen in der Region nicht berücksichtigt, so dass die vermeintlichen UNEP-Klimaflüchtlinge von Vanuatu vielmehr Plattentektonik-Flüchtlinge waren. Die Zusammenhänge werden auch in Rainer Hoffmanns Video „Der Klimaschwindel von Claus Kleber“ erläutert (Szenen ab 29:36).