Blitzhäufigkeit in Brasilien pulsierte während der vergangenen 60 Jahre im Takt der Sonne

In der Natur ereignen sich seltsame Dinge. Zu den beeindruckendsten Schauspielen gehören zweifelsohne Gewitterstürme mit Blitz und Donner. Früher war man sich sicher, dass dies eine Strafe Gottes sein müsse, insbesondere, wenn jemand vom Blitz getroffen wurde. Dann muss er wohl etwas ganz Schlimmes getan haben, dass ihm diese Strafe widerfuhr. Auch heute noch sehen einige Forscher einen ähnlichen Zusammenhang. Durch seinen exzessiven CO2-haltigen Lebenswandel hat sich der Mensch versündigt und wird durch den fortschreitenden Klimawandel durch eine immer weiter ansteigende Anzahl von Blitzen bestraft. So meldete Scinexx im Juli 2007:

Klimawandel: Mehr Schäden durch Blitzeinschläge: Versicherer legen neue Studie vor
Aufgrund des Klimawandels muss in Deutschland in Zukunft mit einer Zunahme der Blitzaktivität gerechnet werden. Dies könnte zu deutlich mehr Schäden an elektronischen Geräten wie Computern oder Fernsehern führen. Darauf hat jetzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hingewiesen.

In den Folgemonaten nach der Meldung schnellte die Anzahl von neu abgeschlossenen Blitzversicherungen vermutlich abrupt nach oben. Ziel erreicht. Ein Jahr später konnten findige Forscher die Geschichte noch einmal toppen, wie in der Stuttgarter Zeitung im August 2008 zu lesen war:

Schädliche Stickoxide: Forscher entdecken Blitze als Klimasünder
Es ist ein Teufelskreis: Wenn es blitzt, entstehen in höheren Luftschichten Stickoxide, die den Klimawandel beschleunigen. Wird es jedoch wärmer, steigt einer neuen Studie zufolge die Gefahr von Gewittern – und damit auch von Blitzen.

Im Mai 2010 bekam die Versicherungsindustrie in der Süddeutschen Zeitung eine erneute Werbeplattform zur Verfügung gestellt:

Versicherer warnen vor mehr Blitzeinschlägen

In Deutschland blitzt es auch wegen des Klimawandels immer häufiger. Jetzt haben die Versicherer neue Erkenntnisse über Blitzschäden veröffentlicht.

Wenn die Blitzhäufigkeit durch die globale Erwärmung wirklich zunimmt, dann sollte sich dies bereits in den letzten Jahrzehnten in den Daten niedergeschlagen haben. Schließlich ist es in dieser Zeit um ein halbes Grad wärmer geworden. Bei der Betrachtung der Blitz-Todesoper-Statistik für die USA kommen jedoch ernsthafte Zweifel an dieser Arbeitshypothese (Abbildung 1). In den letzten 45 Jahren ist die Anzahl der jährlichen Blitzopfer um 75% zurückgegangen, laut einer Erhebung der US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle. Dabei werden überwiegend Männer vom Blitz getroffen, während sich Frauen meist vorzeitig in Sicherheit begeben. Sind Männer vielleicht einfach dümmer als Frauen?

Abbildung 1: Tote durch Blitzschlag in den USA für die letzten 45 Jahre. Quelle: US Centers of Desease Control.

 

Verlässliche statistische Daten zur Blitzeinschlagshäufigkeit der letzten 100 Jahre liegen leider nicht vor. Kurzzeitige Trends in kurzen Zeitreihen von nur wenigen Jahrzehnten können daher keine Aussage über Langzeittrends liefern. Spielen hier vielleicht 60-Jahres-Ozeanzyklen eine Rolle, so wie es bei der Temperatur offensichtlich der Fall ist? Oder hat gar die Sonnenaktivität ihre Finger mit im Spiel? Auf Letzteres weist eine neue brasilianische Studie hin, die im Juni 2013 im Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics erschienen ist. Darin fanden Osmar Pinto Neto von der Camilo Castelo Branco University in Sao Paulo und zwei Kollegen einen 11-Jahresrhythmus in der Gewittersturmentwicklung Brasiliens für die vergangenen 60 Jahre. Den 11-Jahreszyklus erkannten die Forscher als solaren Schwabe-Zyklus, der offensichtlich die Gewitter im größten südamerikanischen Land und fünftgrößten Land der Erde signifikant beeinflusste. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit:

The existence of periodicities around 11 years in six out of seven cities and their anti-phase behavior with respect to 11-year solar cycle suggest a global mechanism probably related to a solar magnetic shielding effect acting on galactic cosmic rays as an explanation for the relationship of thunderstorm and solar activity, although more studies are necessary to clarify its physical origin.

 

Blitzanimation: NASA / public domain