Neues Paper halbiert die anthropogene Erwärmungsrate der letzten 50 Jahre

Zwischen 1977 und dem Jahr 2000 hat sich die Erde um etwa ein halbes Grad erwärmt. Der Weltklimarat ist sich sicher, dass diese Erwärmung fast ausschließlich durch CO2 und andere menschengemachte Treibhausgase verursacht wurde. Das könnte sein. Wenn da nicht dieser ganz komische Zufall wäre, der einem bei Betrachtung der 60-jährigen Ozeanzyklen geradezu ins Auge springt. Just in dem Moment als die globale Temperatur nach oben schnellte, ging auch die sogenannte Pazifisch Dekadische Oszillation (kurz: PDO) nach oben (Abbildung 1). Ob hier die PDO eventuell beim Heizen ein bisschen nachgeholfen hat? Genau dies scheint sie bereits während der Erwärmungsphase 1910-1940 gemacht zu haben. Auch hier gingen Temperatur und PDO gleichzeitig nach oben. Und wenn die PDO schwächelte und abknickte, sackte auch die Temperatur ab. Ein beeindruckender Zusammenhang. Ähnliches gilt auch für die Atlantische Multidekadenoszillation (AMO), mit leichtem Zeitverzug.

Abbildung 1: Synchronität zwischen Temperaturzyklen und dem PDO-Ozeanzyklus (PDU=Pazifisch Dekadische Oszillation). Aus: Die kalte Sonne. 

 

Es drängt sich also der Verdacht auf, dass ein nicht zu unterschätzender Teil der Erwärmung 1977-2000 durch Ozeanzyklen-„Doping“ ausgelöst wurde, und dieser Teil also gar keine menschliche „Leistung“ darstellt. Zwei Forscher der University of Washington in Seattle, Jiansong Zhou and Ka-Kit Tung, haben sich dieses Problem nun näher angeschaut. Wie stellt sich der Erwärmungtrend eigentlich dar, wenn man die natürlichen AMO-Zyklen systematisch abzieht? Die Autoren schreiben in der Zusammenfassung Ihrer Studie, die im Oktober 2012 im Journal of the Atmospheric Sciences online erschien:

Wenn die AMO berücksichtigt wird, zusätzlich zu anderen Variablen wie etwa ENSO, vulkanischen und solaren Einflüssen, die in der multiplen linearen Regressionsanalyse einbezogen wurden, so reduziert sich der anthropogene Erwärmungstrend der letzten 50 bzw. 32 Jahre um den Faktor 2.

Für die letzten 32 Jahre findet das Autoren-Duo eine stabile Erwärmungsrate von 0,07° pro Dekade. Im letzten IPCC-Bericht von 2007 wurde für die letzten 25 Jahre noch eine Rate von 0,18°C pro Dekade angegeben, also eine sehr viel stärkere Erwärmung. Marcel Crok diskutiert das neue Paper in seinem Blog „De staat van het klimaat“ ausführlich und bringt hier auch Abbildungen aus der Arbeit. Crok sieht auf Grundlage der neuen Ergebnisse die Notwendigkeit einer ernsthaften Neubewertung der CO2-Klimasensitivität.