Überraschung! Weniger Extremwetter im Alpenraum

Das Klima spiele verrückt und alles werde immer extremer. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, dass die Welt vom Klima restlos zerstört werden würde. Dies haben uns bestimmte IPC-nahe Experten jahrelang erzählt. Nun hat sich ein Forscher einmal die harten Daten etwas genauer angeschaut und hat ganz Erstaunliches herausgefunden. Reinhard Böhm von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien hat Messdaten aus 58 Orten im Alpenraum untersucht, die zum Teil bis ins Jahr 1760 zurückreichen. Dabei ging es ihm vor allem um Temperaturen, Luftdruck und Niederschläge. Alle diese Daten sind im Internet hinterlegt, so dass seine Berechnungen von unabhängiger Seite jederzeit überprüft werden können. Böhm veröffentlichte seine Studie im Mai 2012 im Fachmagazin „European Physical Journal„.

Wie nicht anders zu erwarten, ist es natürlich auch in Österreich während der vergangenen 200 Jahren wärmer geworden, so wie in den meisten Gegenden dieser Erde. Dies war zu erwarten, da es den Übergang der natürlichen Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode darstellt. Die Frage, die Böhm nun untersuchte war, ob das Wetter in dieser Zeit vielleicht launischer, also extremer geworden ist.

Die österreichische Zeitung Die Presse schrieb hierzu:

„Egal, ob Schneefall, Starkregen, Sturm oder Trockenheit: Nach jedem auffälligen Wetterereignis erklären Medien und Experten, dass der durch Menschen verursachte Klimawandel der Grund für die Häufung von Extremereignissen in unmittelbarer Vergangenheit und absehbarer Zukunft ist. Hinterfragt hat die Erklärung noch kaum jemand. Bis auf einen. Reinhard Böhm […]. Für seine jüngste Forschungsarbeit wertete er bis zu 250 Jahre alte Wettermessdaten des Alpenraums aus. Das Ergebnis hat ihn selbst überrascht. Die Kernaussage: Eine Häufung von Wetterextremen, verursacht durch den Klimawandel, konnte – zumindest im Alpenraum – nicht festgestellt werden. 

In einer Pressemitteilung des Instituts werden die aufsehenerregenden Ergebnisse näher dargestellt (Abbildung 1) (siehe auch Artikel in Der Standard):

„[Zu] der oft zitierten Zunahme von Wetterextremen ist es in den Alpen bislang aber nicht gekommen. Ganz im Gegenteil: ‚Die Temperaturschwankungen sind in den letzten Jahrzehnten sogar geringer geworden‘, resümierte Klimatologe und Studienautor Reinhard Böhm. […] Die Resultate der Untersuchung ließen sogar die Wissenschafter staunen.

Ergebnis Nummer eins: In den vergangenen 250 Jahren wurden im Alpenraum die saisonalen und jährlichen Schwankungsbreiten heiß-kalt, trocken-feucht nicht stärker und damit nicht extremer.

Ergebnis Nummer zwei: Auch die vergangenen 30 Jahre, die stark durch den Einfluss des Menschen geprägt sind, zeigen im Vergleich zu den Jahrzehnten davor keinen Trend zu mehr Variabilität.

Und schließlich Ergebnis Nummer drei: In Langzeitverläufen zeigen sich bei Temperatur, Niederschlag und Luftdruck zwei lange Wellen der Variabilität mit einer Wiederkehrzeit von etwa hundert Jahren. Variabler (‚verrückter‘) war das Klima in der Mitte der beiden vergangenen Jahrhunderte, weniger variabel („ruhiger“) zu Beginn und Ende der Jahrhunderte. Diese langen Wellen lassen sich vorerst nicht erklären. Eine mögliche Ursache sind Wechselwirkungen mit den Ozeanen, die im Klimasystem sozusagen ein Langzeitgedächtnis besitzen, heißt es in der Studie.“

Auch der zuletzt genannte Punkt ist sehr wichtig. Wie geologische Studien für die vergangenen 10.000 Jahre gezeigt haben, spielen natürliche Zyklen eine wichtige Rolle für die Variabilität des Klimas (siehe unsere Blogartikel und Ist das noch normal? Die extrem schwierige Analyse von Extremwetter, Dürre Beweislage für mehr Dürren und Mehr Überschwemmungen? Vermutlich eher nicht). In vielen Fällen spielt die Sonnenaktivität eine wichtige Rolle (siehe z.B. unser Blogartikel Solare Millenniumszyklen kontrollierten Feucht- und Dürrephasen der Römerzeit im Mittelmeer).

Abbildung 1: Veränderungen der Klimavariabilität im südlichen Mitteleuropa in den vergangenen beiden Jahrhunderten. Achtung: Dargestellt sind NICHT die absoluten Werte, sondern nur die Veränderlichkeit. Abbildungsquelle: ZMAG.

 

Für die Anhänger des IPCC kamen diese Ergebnisse ziemlich unerwartet. Jahrelang hatten sie das glatte Gegenteil behauptet. Der ORF schrieb hierzu:

„Böhms Studie steht in einem gewissen Widerspruch zu anderen Studien, die eine weltweite Zunahme von extremen Wettereignissen feststellen. So sprach eine Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung von einem zurückliegenden „Jahrzehnt der Wetterextreme“. Auch ein im März 2012 erschienener Bericht des Weltklimarats IPCC geht von einer Zunahme extremer Wettereignisse aus. U.a. ist es demzufolge recht wahrscheinlich, dass Dürreperioden im Laufe des nächsten Jahrhunderts verstärkt auftreten werden – in zahlreichen Regionen der Erde, darunter auch in Mitteleuropa.“

Entsprechend hart geht Böhm mit diesen alarmistisch veranlagten Kollegen ins Gericht. Was treibt wohl einige Klimawissenschaftler an, die stets überall immer nur eine Verschlechterung des Klimas beobachten wollen. Die Presse berichtete:

„Zudem spart Böhm nicht mit Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit mancher Kollegen. ‚Um die Welt vor dem Klimawandel zu retten, braucht man Aufmerksamkeit. Behauptungen, dass die Zunahme der Temperatur mit der Zunahme von Wetterextremen einhergeht, sind zwar wunderbar für das eigene Marketing, entsprechen aber nicht der Realität.‘ “

Es ist wunderbar zu sehen, dass offenbar ein Ruck durch die Klimawissenschaften geht und solide Beweisführungen langsam wieder die Oberhand gewinnen. Die Studie zeigt erneut die Wichtigkeit von weit zurückreichenden Datenreihen. Nur im historischen Kontext kann das heutige Klima korrekt eingeordnet und bewertet werden.

 

Mit Dank an Arthur und Otto Weinzierl für den Hinweis zur Studie. Siehe auch Artikel im Neuen Volksblatt, der Tiroler Tageszeitung, naturschutz.ch und in der Kleinen Zeitung.
Siehe auch englischsprachiger Artikel auf notrickszone.com. sowie die englische Übersetzung unseres Artikels.