Mitte 2011 hatte sich eine Forschergruppe um Jonathan Heubes vom Frankfurter Biodiversität und Klima Forschungszentrum Gedanken gemacht, wie sich der Klimawandel bis 2050 wohl auf Westafrika auswirken könnte. Wird die Region unter der sengenden Sonne verdörren? Das Ergebnis überrascht: Anhand von Klimamodellen zeigten die Wissenschaftler, dass sich die Graslandschaften wohl nordwärts in die Wüste ausdehnen werden. Zudem werden wohl die Waldlandschaften anwachsen. Insgesamt wird sich die Vegetation wohl verstärken und die Region weiter ergrünen lassen. Die Medien ließen diese interessanten Resultate ziemlich kalt. Man entschied sich, lieber nicht darüber zu berichten, wie eine Googlesuche ergab. Die Studie erschien im Journal of Biogeography (siehe auch Bericht des NIPCC).
Gehen wir nun einige tausend Kilometer nach Süden. Im April 2013 veröffentlichte eine Forschergruppe um Hillary Slette von der University of Georgia im Fachmagazin Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology eine Rekonstruktion der Dürregeschichte Namibias. Basis der Untersuchung war ein Höhlentropfstein, der das Klima der letzten viereinhalb tausend Jahre aufzeichnete. Hillary Slette fand in diesem klimatischen Archiv drei ausgeprägte Feucht-/Trockenzyklen. Die Phase mit den größten Niederschlägen ereignete sich dabei zwischen 1720-1850 zu Zeiten der Kleinen Eiszeit. Eine ausgeprägte Dürreperiode suchte die Region zwischen 3300 und 1800 Jahren vor heute heim. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit:
Stalagmite DP1, a speleothem 1.6 m in length from Dante Cave in northeastern Namibia, provides a paleoclimate record of a gradual transition from wetter to drier conditions from 4.6 to 3.3 ka BP [before present], a variable but pronounced dry period from 3.3 to 1.8 ka, and a wetter but variable period from 1.8 ka to the present. […] The DP1 record suggests considerable change over the past 1800 years, with at least three wet/dry cycles. The wettest conditions may have occurred relatively recently, between 230 and 100 BP (A.D. 1720 and 1850), so that early European explorers may have seen and/or heard reports of conditions among the wettest during the later Holocene in southern Africa.
Bereits im Mai 2012 hatte eine Gruppe um Stager et al. die Niederschlagshistorie für das benachbarte Südafrika im Fachmagazin Climate of the Past dokumentiert. Feuchte Phasen gab es während der Völkerwanderungs-Kälteperiode um 600 n. Chr. sowie während der Kleinen Eiszeit. Zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode gingen die Regenmengen hingegen zurück. Die Autoren nehmen an, dass die klimatischen Schwankungen mit einer Veränderung der Westwinde zusammenhängen. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit:
Inferred rainfall was relatively high ∼1400–1200 cal yr BP, decreased until ∼950 cal yr BP, and rose notably through the Little Ice Age with pulses centred on ∼600, 530, 470, 330, 200, 90, and 20 cal yr BP. Synchronous fluctuations in Antarctic ice core chemistry strongly suggest that these variations were linked to changes in the westerlies. Equatorward drift of the westerlies during the wet periods may have influenced Atlantic meridional overturning circulation by restricting marine flow around the tip of Africa.