Neue Studie des Geoforschungszentrums Potsdam: In den letzten 7000 Jahren gab es in Oberösterreich 18 hochwasserreiche Phasen

Es ist ein einfach durchschaubares Muster. Immer wenn ein Sturm über die Lande fegt, Überschwemmungen eine Flusslandschaft unter Wasser setzen oder eine Dürre die Ernte zerstört, ist der Schuldige schnell gefunden: Es muss wohl der Mensch gewesen sein, der mit seiner ausschweifenden Lebensweise zu viel CO2 in die Luft pustet und das Klima in katastrophaler Weise durcheinander bringt. Früher machte man für derlei meteorologische Extreme Hexen verantwortlich, die man schnellstmöglich auf den Marktplätzen verbrannte um schlimmeres Unwetter in Zukunft zu verhindern. An wissenschaftlichen Argumenten war man früher ebenso wie heute eher weniger interessiert.

Dabei muss man eigentlich nur aufmerksam die Fachliteratur verfolgen, um zu erkennen, dass das Wetter stets Kapriolen geschlagen hat und sich die heutige Situation von der Vergangenheit kaum unterscheidet. Ein aktuelles Beispiel: In der November-2013-Ausgabe des Fachmagazins Quaternary Science Reviews erschien eine neue Studie eines Forscherteams um Tina Swierczynski vom Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam. Die Wissenschaftler untersuchten Sedimentablagerungen des oberösterreichischen Mondsees und identifizierten mithilfe von groben Sedimentlagen die Entwicklung von Überschwemmungsphasen während derer durch Starkregen im Frühling und Sommer die Flüsse der Region über die Ufer traten. Das geologische Archiv reicht mehr als 7000 Jahre zurück.

Insgesamt fanden Tina Swierczynski und ihre Kollegen 271 Flutereignisse, die sich während 18 flutreicher Phasen ereigneten, die jeweils 30-50 Jahre andauerten. Die bedeutendsten dieser Phasen gab es im Neolithikum (7100–7050 und 6470–4450 Jahre vor heute), in der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit (3300–3250 und 2800–2750 Jahre vor heute), in der späten Eisenzeit (2050–2000 Jahre vor heute), während der Kältephase der Völkerwanderungszeit (1500–1200 vyr BP), gegen Ende der Mittelalterlichen Wärmeperiode sowie während der Kleinen Eiszeit (810–430 Jahre vor heute). Sommer-Fluten sind im untersuchten Mondsee in den letzten 1500 Jahren häufiger geworden, fanden die Forscher. Insbesondere zu Zeiten als die Alpengletscher auf dem Vormarsch waren, steigerten sich die Überflutungen.

Die Studie erschließt einen wichtigen historischen Kontext, den es bei der Einordnung aktueller Überflutungsereignisse unbedingt zu berücksichtigen gilt. Es wird klar, dass es in der vorindustriellen Zeit stets Starkregen-Phasen gegeben hat. Es ist daher wissenschaftlich zweifelhaft, Überschwemmungsereignisse der Heutezeit automatisch mit einem menschengemachten Klimawandel in Verbindung zu bringen. Wer sich hierzu hinreißen lässt, unterschätzt das Potential der natürlichen Schwankungsbreite derartiger Extremwettererscheinungen.

 

Foto: Mondsee. Ondřej Koníček. Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license