Neue GRACE-Satellitenstudie: Schmelz- und Grundwasserzufluss ließ Meeresspiegel in den letzten 10 Jahren lediglich um 1,1 mm pro Jahr ansteigen

Der Meeresspiegel steigt jedes Jahr um 2-3 mm. Dies ist wenig verwunderlich, denn wir befinden uns in einer klimatisch warmen Phase – der Modernen Wärmeperiode – die kräftig an den großen Eisschilden in den Polargebieten sowie den vielen Gebirgsgletschern nagt. Neben dem Schmelzwasser tragen aber auch Veränderungen von auf den Kontinenten gespeichertem Grundwasser sowie eine erwärmungsbedingte Ausdehnung des Ozeanwassers zum Meeresspiegelanstieg bei. Über die mengenmäßige Aufteilung der einzelnen Komponenten haben wir an dieser Stelle bereits berichtet („Neue Arbeit in Nature Geoscience: Grundwasserbeitrag am Meeresspiegelanstieg größer als bislang vermutet„).

Ein österreichisch-australisches Forscherteam um Oliver Baur vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) hat nun anhand von satellitengestützten Schwerefeldmessungen im Rahmen des sogenannten GRACE-Programmes die Wasserbilanz der Kontinente für die Phase von 2002 bis 2011 bestimmt. Dabei wurden sowohl Grundwasser- als auch Eisschmelzbeiträge erfasst. Die entsprechende Arbeit erschien im Februar 2013 im Fachmagazin Journal of Geodesy.

Unter dem Strich fanden die Wissenschaftler einen Wasserzufluss, der einen Meeresspiegelanstieg von 1,1 mm/Jahr für den Untersuchungszeitraum bewirkte. Zusammen mit der auf 0,5 mm/Jahr angesetzten thermischen Wasserexpansion ergibt dies inklusive einer weiteren Korrektur laut den Wissenschaftlern 1,7 mm/Jahr. Dies stimmt gut überein mit dem an den weltweiten Küstenpegeln gemessenen Anstieg von knapp 2 mm/Jahr. Baur und Kollegen weisen darauf hin, dass das schmelzende Eis allein eigentlich einen Meeresspiegelanstieg von 1,4 mm/Jahr erzeugt hätte. Die im Grundwasser und in Seen gespeicherten Wassermengen haben sich jedoch parallel hierzu gesteigert, was den schmelzwasserbedingten Anstieg um 20% gedämpft hätte.

Hinweise auf eine katastrophale Steigerung der Meeresspiegelanstiegsrate, wie sie von einigen IPCC-nahen Forschern für die Zukunft angenommen wird, konnte die Studie nicht finden. Auch scheinen mit anderen Satelliten ermittelten Anstiegsraten von 3 mm/Jahr deutlich zu hoch zu liegen (siehe unseren Blogartikel „Nachträgliche Korrekturen der Satelliten-Meeresspiegeldaten: Was nicht passt wird passend gemacht?„).

 

Mit Dank an The Hockey Schtick. Abbildung GRACE-Satellit: NASA / gemeinfrei