Immer wieder hört man von Studien, die einen Anstieg von Dürren und Hitzewellen für die letzten Jahrzehnte verzeichnet haben wollen und dies als Beweis für den anthropogenen Klimawandel ansehen. Dies greift nachweislich zu kurz, denn es gilt auf jeden Fall, einen längerfristigen Kontext zu beachten, der mindestens 100, wenn nicht sogar 1000 Jahre umfasst, um natürlichen Zyklen aus diesem Zeitmaßstab Rechnung zu tragen. Im Folgenden wollen wir uns auf einen Streifzug durch die aktuelle Dürreliteratur Europas begeben, die genau einen solchen Kontext liefert. So berichtete im August 2013 das Hamburger Abendblatt über eine bemerkenswerte Studie aus dem östlichen Mittelmeerraum:
Ein sprunghafter Klimawandel könnte vor rund 3200 Jahren maßgeblich zum spektakulären Niedergang der Hochkulturen im östlichen Mittelmeerraum beigetragen haben. Ein Forscherteam entdeckte in fossilem Blütenstaub Hinweise auf eine 300 Jahre dauernde Dürreperiode in Griechenland, Zypern und Nachbarregionen. Die Wissenschaftler um David Kaniewski von der Universität Paul Sabatier in Toulouse vermuten, dass diese Trockenheit einschneidende politische und wirtschaftliche Krisen verursachte sowie Kriege und Völkerwanderungen während der späten Bronzezeit.
Vollständigen Artikel im Hamburger Abendblatt lesen. Auch Wissenschaft-Aktuell.de berichtete über die Arbeit. Siehe auch Studie von Brandon Drake zum gleichen Thema im Journal of Archaeological Science.
Was könnte nur hinter dieser natürlichen Dürredynamik stecken? Hierzu sagen Kaniewski und Kollegen recht wenig. Einen Monat später, im September 2013 gab eine 35-köpfige europäische Forschergruppe um Michel Magny im Fachmagazin Climate of the Past eine klare Antwort. In ihrer Studie für den zentralen Mittelmeerraum konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Sonnenaktivitätsschwankungen hinter der Niederschlagsvariabilität stecken. Dies gilt insbesondere für Dürre-Feucht-Wechsel im Jahrhundertmaßstab. Weiterhin fanden die Dürreforscher, dass sich gewisse Gebiete im Untersuchungsgebiet spiegelbildlich zueinander verhielten. Während es in einer Region trocken war, nahmen die Regenmengen in der anderen Region zu. Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit:
Contrasting patterns of palaeohydrological changes have been evidenced in the central Mediterranean: south (north) of around 40° N of latitude, the middle part of the Holocene was characterised by lake-level maxima (minima), during an interval dated to ca. 10 300–4500 cal BP to the south and 9000–4500 cal BP to the north. Available data suggest that these contrasting palaeohydrological patterns operated throughout the Holocene, both on millennial and centennial scales. […] In the central Mediterranean, the Holocene palaeohydrological changes developed in response to a combination of orbital, ice-sheet and solar forcing factors. […] On a centennial scale, the successive climatic events which punctuated the entire Holocene in the central Mediterranean coincided with cooling events associated with deglacial outbursts in the North Atlantic area and decreases in solar activity during the interval 11 700–7000 cal BP, and to a possible combination of NAO-type circulation and solar forcing since ca. 7000 cal BP onwards. Thus, regarding the centennial-scale climatic oscillations, the Mediterranean Basin appears to have been strongly linked to the North Atlantic area and affected by solar activity over the entire Holocene.
Wundert es Sie auch ein wenig, dass keine einzige deutsche Zeitung über diesen Artikel berichtete, der kurz vor Veröffentlichung des 5. IPCC Klimazustandsberichts in seiner finalen Version erschien? Die solar-induzierte natürliche Variabilität der Dürregeschichte passte offenbar nicht in das klimaalarmistische Raster der Journalisten.
Gehen wir nun ganz in den Westen des Mittelmeerraums, nach Spanien. Ein Team um Charo López-Blanco untersuchte hier die Wasserstandsentwicklung eines Sees für die vergangenen 1000 Jahre. In der im Mai 2012 in The Holocene erschienenen Arbeit dokumentieren die Forscher einen steten Wechsel von feuchten und trockenen Bedingungen. So war die Mittelalterliche Wärmeperiode durch Dürren geprägt, während der Kernbereich der Kleinen Eiszeit in eine Feuchtphase fiel. Hand aufs Herz, wundert es unter diesem Hintergrund, dass die aktuelle Moderne Wärmephase wieder eher eine Tendenz zu mehr Dürren aufweist? Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung der Arbeit:
The results show that there is an obvious climatic forcing behind the lake-level changes recorded at Lagunillo del Tejo, and a good correlation between the periods of high fire activity/frequent fires and low lake level/drought conditions. The reconstructed fire regime may therefore be natural (climate-induced), but can also be explained by important socio-economical events/changes, including wars and the introduction of the Transhumance practices (AD 1273). There is a good chronological agreement between lowest fire activity and high lake levels (c. AD 1600–1800), concurrent with the late ‘Little Ice Age’ (LIA) and the collapse of the Transhumance system. We propose that periods of drought favored both natural and human-induced fires during the ‘Medieval Climatic Anomaly’ (aroundAD 1200), at the start of the LIA (around AD 1400), in the middle of the LIA (sixteenth century) and during the entire nineteenth century.
Im September 2013 veröffentlichte dann eine Gruppe um Juan Pablo Corella im Fachmagazin Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology eine Klimarekonstruktion eines nordspanischen Sees für die vergangenen 2500 Jahre. Das Resultat ist so bemerkenswert wie erwartet: Immer wenn es warm war, dominierten aride, trockene Bedingungen, also während der Römischen Wärmeperiode (um das Jahr 0), der Mittelalterlichen Wärmeperiode (1000 n. Chr.) sowie der Modernen Wärmeperiode. Und in den dazwischenliegenden Kaltzeiten, also der Kälteperiode der Völkerwanderungszeit 500 n. Chr. sowie der Kleinen Eiszeit (1500 n. Chr.) war es feucht. Und all dies lief bekanntermaßen schön parallel zu den Sonnenzyklen ab. Auszug aus der Kurzfassung:
During the last [2500 years], arid conditions occurred prior to 1st century AD, during the MCA and late 19th–mid 20th century while colder temperatures and relatively more humid conditions were more frequent during the Dark Ages, particularly the 7th century AD and the LIA.
Bereits im April 2012 hatte ein Gruppe um Dominguez-Castro in Climate of the Past die spanische Dürrestatistik für den Zeitraum 1750-1850 anhand von Bittlitaneien in historischen Dokumenten ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Jahre 1750–1754 und 1779–1783 am stärksten unter Dürren litten und die trockensten Phasen der insgesamt 101 untersuchten Jahre darstellten. Offenbar hat es Dürreanhäufungen auch schon in vorindustrieller Zeit gegeben und stellen kein Alleinstellungsmerkmal der Heutezeit dar.
Schließlich sei noch auf eine Arbeit eines Teams um Santiago Begueria im International Journal of Climatology aus dem Jahr 2011 hingewiesen, in der extreme Niederschlagsereignisse in Nordostspanien für die letzten 80 Jahre ausgewertet werden. Die Forscher konnten trotz signifikanter Erwärmung in dieser Zeit keinen Langzeittrend in den Daten erkennen. Auszug aus der Kurzfassung:
The method was applied to a case study in northeast Spain, comprising a set of 64 daily rainfall series from 1930 to 2006. Statistical significance was achieved in less than 5% of the stations using a linear non-stationary model at the annual scale, indicating that there is no evidence of a generalized trend in extreme precipitation in the study area. At the seasonal scale, however, a significant number of stations along the Mediterranean (Catalonia region) showed a significant decrease of extreme rainfall intensity in winter, while experiencing an increase in spring.