Heute möchten wir Sie mit nach Kanada nehmen, und zwar in den Südwesten des Landes, nach British Columbia. Hier gibt es im kleinen Ort Blue River einen kreisrunden See, den ein verspätet schmelzender Eisblock am Ende der letzten Eiszeit geschaffen hat. Dies ist der Eleanor Lake, der etwa 10 Hektar umfasst. Da es keine Flüsse gibt, die Sand in den See schütten könnten, besteht die See-Sedimentfüllung vor allem aus Kieselschlamm und organischer Materie, die von Kieselalgen und anderen Pflanzen dort produziert wurden. Im Laufe der letzten 10.000 Jahre hat sich so ein hübscher Sedimentstapel gebildet, in dem das Klima der Vorzeit Schicht für Schicht gespeichert ist.
Ein US-amerikanisch-britisches Forscherteam um Daniel Gavin von der University of Illinois hat sich nun diese Seesedimente näher angeschaut und die zeitliche Entwicklung der Kieselalgenreste feinsäuberlich über die vergangenen Jahrtausende dokumentiert. In der im Jahr 2011 in den Quaternary Science Reviews erschienenen Arbeit konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Umweltbedingungen im See – und daher das Klima – stets schwankten (Abbildung 1). Insbesondere die Konzentration des biogenen Kieselschlamms war dabei interessant. Je höher der biogene Siliziumgehalt des Sediments war, desto besser ging es den Kieselalgen.
Nun fragten sich Gavin und seine Kollegen, was wohl der Auslöser der charakteristischen Schwankungen gewesen sein könnte. Sie verglichen die klimatische Entwicklung des Sees in British Columbia daher mit der Kurve der Sonnenaktivität. Hierbei verwendeten sie die gängigen Näherungsgrößen über die kosmische Strahlung, Beryllium-10 und Kohlenstoff-14. Die Spannung steigt: Hatte die Sonne vielleicht etwas mit den Umweltveränderungen zu tun? Das Resultat: In der Tat, die Entwicklung von Seeklima und Sonnenaktivität verlief über weite Strecken der letzten 10.000 Jahre parallel. Immer wenn die Sonne kürzer trat, ging es den Kieselalgen (Diatomeen) offenbar besonders gut, so dass sich der Anteil von biogenem Silizium im Seesediment erhöhte (Abbildung 1). Und wenn die Sonne dann wieder aufdrehte, drosselten die Kieselalgen ihr Wachstum wieder.
Da sag doch noch mal einer, dass die Sonnenaktivitätsschwankungen viel zu schwach wären, um das irdische Klima maßgeblich mitzuprägen. Allen Zweiflern sei daher dringend eine Reise zum Eleanor Lake empfohlen, an dem übrigens ein gewisser Mike Wiegel auch einen Landplatz fürs Helicopter-Skiing betreibt. Also Skier nicht vergessen!
Abbildung 1: Vergleich der Kieselalgenproduktivität (anhand von biogenem Silizium, BSi) mit der Sonnenaktivität (14C, 10Be, dTSI). Abbildungsquelle: Gavin et al. 2011.
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