Die Pariser Klimakonferenz war unsere letzte Chance, das Weltklima zu retten und den Weltuntergang noch aufzuhalten. Das hörten wir jedenfalls immer wieder. Nun ist das Ergebnis der Konferenz bekannt. Ein Deja vu: Viele Versprechungen, kaum Nachhaltiges. Warnungen des Typs „das ist unsere letzte Chance“ gab es übrigens schon immer. Die Webseite climatechangepredictions.org hat sie feinsäuberlich zusammengestellt. Hier einige der Klassiker:
Last chance! – Poznan, Poland, 2008
The world will “suicide” if it cannot strike a strong climate pact soon, Australian environmental scientist Tim Flannery has warned. Professor Flannery, who is attending a UN climate summit in Poland, expressed dismay at the slow progress.
“Resistance is a suicidal tactic,” the former Australian of the year, scientist and author told reporters in Poland. “This round of negotiations is likely to be our last chance as a species to deal with the problem.”
The Age, 9 Dec 2008
Last chance! – Bali, 2007
World leaders will converge on Bali today for the start of negotiations which experts say could be the last chance to save the Earth from catastrophic climate change. Bali could be the last chance to avoid the worst effect of global warming, said Tony Juniper, executive director of Friends of the Earth.
The New Zealand Herald, 3 Dec 2007
Last chance! – Montreal, 2005
In an open letter to delegates at the Montreal environmental summit, beginning today, campaigner Mark Lynas explains why action on climate change can no longer be stalled. “I’m scared. For 15 years I’ve watched international progress on climate change get slower and slower, even while the pace of global warming seems to get ever more rapid. With time running out for the global climate, your meeting in Montreal represents a last chance for action.”
The Independent, 28 Nov 2005
Ganze Übersicht auf climatechangepredictions.org lesen.
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Ulli Kulke rezensierte am 26. November 2015 in der Welt Schellnhubers Buch „Selbstverbrennung: Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff„. Eine sehr treffende Analyse.
Also sprach Schellnhuber
Augur, Prophet, Gott. Der Berater der Bundesregierung in Klimafragen hat wieder gesprochen. Ein Werk zwischen Melancholie und Wahn.
Hans Joachim Schellnhuber konnte an dem Tag weit schauen, „unbeschreiblich weit“. Auf einer Anhöhe in Zentralafrika stand er, unter ihm eine „Riesenlandschaft“. Im Westen überblickte er das Kongobecken, im Osten den zentralafrikanischen Graben, die Savanne, gesprenkelt mit den Leibern unzähliger Elefanten und „im Norden schimmerte die Fläche des Edwardsees“. Eine „beängstigende Schönheit“ traf er dort. Doch das „dunkle Herz Afrikas“ sei krank, „todkrank“. Wie er dort hinkam, damals, 1974, ,,das tut hier nichts zur Sache“, schreibt er. Ihm ging es in dem Moment nämlich ums Ganze: „Wie groß ist doch die Schöpfung“, schoss es ihm durch den Kopf, „wer und was immer sie vollbracht hat.“ Und siehe, die Schöpfung sprach zu ihm: „Fast glaubte man, ein leises Zischen zu hören, einen Urton aus dem Geräuschkanon der juvenilen Welt.“ Schellnhuber, der weltbekannte Klimapapst, trifft auf Gott.
Weiterlesen in der Welt. Dies ist die gekürzte Version der Printausgabe. Wer die Langversion online lesen möchte, kann diese auf welt.de mit angeschärftem Titel finden:
Schellnhubers unverhohlener Antrag auf den Nobelpreis
Der Direktor des Instituts für Klimafolgenforschung nennt sich „Vater des 2-Grad-Ziels“. Lange beriet er die Kanzlerin. Nun meldet er sich wieder zu Wort. In einer Mischung aus Melancholie und Wahn.
Ganze Langversion lesen.
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Klimaaktivismus ist im Grunde genommen eine ziemlich trockene Angelegenheit. Schon nach einer halben Stunde CO2-Teufelsaustreibung beginnen auch die engagiertesten Aktivisten verstohlen auf die Uhr zu schauen und können ein leichtes Gähnen nicht unterdrücken. Weg mit dem CO2, weg mit dem CO2, weg mit dem…..schnarch….zzzzzzz
Da wundert es nicht, dass sich Organisatoren sehr um ein attraktives Rahmenprogramm mühen. Wie kann ich die trockene Nachricht möglichst unterhaltsam verpacken? Im fränkischen Kronach hatte man eine Idee. Dort lässt man nun einfach Kasper und Seppel die Parole grölen. Das kommt bei den Kindern ziemlich gut an, dacht man sich. InFranken.de berichtete am 2. November 2015:
Marionettentheater: Kunstmärchen trifft auf Realität
Die Muggnpfiffer unterhalten mit dem Marionettenspiel „Die Regentrude“ nicht nur die Kleinsten. Das Märchen von Theodor Storm handelt von einem fiktiven Klimawandel und enthält dadurch für die Kinder viele lehrreiche Aspekte.
In Offenburg-Griesheim ging man einen anderen Weg. Dort überließ man den Klimaalarmismus dem örtlichen Musikverein, wie Baden Online am 24. November 2015 schrieb:
Klimawandel in Töne gepackt
Beim Herbstkonzert des Musikvereins Griesheim gab es Modernes, Flottes und zünftige Blasmusik
[…] Dass Musik die Generationen verbindet, das war auch Thema des Eröffnungsstücks der großen Kapelle. »Generations fanfare« hieß das festlich klingende Werk. Mal majestätisch ruhig, dann wieder schnell und schließlich nachdenklich, vor diese Herausforderung stellte das nächste Werk, »Schmelzende Riesen«, die Musiker. Es sollte den Klimawandel verdeutlichen, informierte Moderator Werner Kempf.
Wie könnte man den Klimawandel in die beliebte Popmusik einschmuggeln? Die taz hat die Möglichkeit am 3. Dezember 2015 beleuchtet und schlussfolgert: Schwierig aber möglich:
Klimawandel und Popmusik: Alle singen übers Wetter
Michael Jackson hat’s versucht, Joni Mitchell und die Beatles auch – doch einen Hit über den Klimawandel zu schreiben, ist nicht möglich. Oder doch?
In Stuttgart möchte man die Klimabotschaft im Rahmen eines Tanzes übermitteln, wie die Stuttgarter Zeitung am 29. November 2015 verriet:
Climate Parade in Stuttgart: Tanzen gegen den Klimawandel
Rund 500 Teilnehmer haben bei der Climate Parade am Samstag in Stuttgart gegen den Klimawandel protestiert. Eine Woche vor dem Klimagipfel in Paris forderten die Aktivisten ein verbindliches Klimaabkommen. […] Viele Teilnehmer hatten sich in Stuttgart als Pinguin oder als Eisbär verkleidet, auf den Schildern fanden sich Sprüche wie „Fahrrad statt Feinstaub“, zwischen den Redebeiträgen wurde gegen den Klimawandel getanzt, so dass die Veranstaltung etwas von einer umweltpolitischen Love-Parade hatte.
Spass mit Klimaalarm. Der Klimakitzel scheint mittlerweile in allen Bevölkerungsgruppierungen Anklang zu finden. Am 1. Dezember 2015 berichtete der Deutschlandfunk über einen bemerkenswerten Zusammenschluss in Paris:
Schwule, lesbische und transgender Aktivisten: Mit Glitzerpailletten gegen den Klimawandel
In Paris hat sich eine queere Aktivistengruppe zusammengefunden, die Aktionen für den Klimaschutz plant. Und sie wollen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen.
Le Point Ephemere, eine In-Kneipe im Pariser Norden. Der große Hinterraum, rundum schwarz gestrichen, vor einer Bühne Reihen bunter Plastik-Klappstühle, dient für Veranstaltungen. Knapp zwei Dutzend Personen, von Anfang 20 bis Mitte 40, sind heute erschienen, auf Einladung der winzigen Bewegung „LGBTI4Climate“. Das Kürzel steht für: Lesben, Schwule, Bi -, Trans- und Intersexuelle, die gegen den Klimawandel mobil machen.Weiterlesen beim Deutschlandfunk