Überraschung in Westeuropa: Hitzesommer aus dem Jahr 1540 deutlich wärmer als vermeintlicher Rekordinhaber 2003

Der Sommer 2012 war in Westeuropa im Großen und Ganzen ziemlich mau (siehe unser Blogartikel „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“). Erst Mitte August zeigte er für eine Weile, was er wirklich drauf hat und ließ das Thermometer für einige Tage in die Höhe schnellen. Ganz anders sah es jedoch 2003 aus, als Westeuropa unter … weiter lesen

Ein dicker Hund: Erwärmung der USA in den letzten 30 Jahren wohl nur halb so stark wie bislang angenommen

Vor einigen Tagen unterbrach das führende klimaskeptische Blog Watts Up With That? (WUWT) seine sonst so emsige Tätigkeit. Wo im Normalbetrieb jeden Tag eine ganze Hand voll neuer Blogartikel erschienen, herrschte plötzlich lähmende Inaktivität. Der Betreiber der Webseite, der Meteorologe Anthony Watts, kündigte eine wichtige Pressemitteilung für den Abend des 29. Juli europäischer Zeit an. Die Gerüchteküche brodelte und die Vermutungen gingen in die verschiedensten Richtungen. Hoffentlich handelte es sich nicht um Anthony’s Gesundheit. Waren es vielleicht juristische Vorgänge im Hintergrund, die WUWT zum Stop zwangen? Nein, keines von beidem, beruhigte Anthony die Blogosphäre vorab. Aber man müsse noch Geduld haben.

Der angekündigte Veröffentlichungszeitpunkt rückte näher und die versprochene Meldung erschien pünktlich. Und Anthony enttäuschte nicht. In der Tat handelte es sich um die Bekanntmachung einer wichtigen neuen Publikation, bei der es um die Bestimmung des Erwärmungstrends der letzten 30 Jahre geht. Das Problem hatten wir bereits vor einigen Tagen hier im Blog vorgestellt (siehe unser Blogartikel „Die wunderbare Welt der Temperaturdaten-Korrekturen: Und plötzlich hatte sich der Trend ins Gegenteil verkehrt…“). Es geht um die Frage, inwieweit die offiziellen Daten-„Korrekturen“ eigentlich gerechtfertigt sind. Wir hatten berichtet, dass die Daten-Änderungen seltsamerweise stets zu einer signifikanten Beschleunigung des Erwärmungstrends gegenüber den Rohdaten führte, obwohl Phänomene wie etwa der städtische Wärmeinseleffekt eher gegenteiligen Korrekturbedarf vermuten lassen sollten.

Als Autoren des neuen Papers sind neben Anthony Watts auch Stephen McIntyre und John Christy mit von der Partie. McIntyre ist durch seine beeindruckende Fehleranalyse des berühmt-berüchtigten Hockey Stick Diagramms bekannt. Christy ist angesehener Experte für Satelliten-Temperaturdaten von der University of Alabama in Huntsville. Das Manuskript soll in Kürze bei einem Fachmagazin zur Publikation eingereicht werden. Die Praxis, Manuskripte bereits vor Einreichung öffentlich bekannt zu machen geht auf Richard Muller vom Berkeley Earth Surface Temperature (BEST) Projekt zurück, der im June 2011 in einem Interview mit dem Scientific American gesagt hatte:

„Ich weiß, dass das Paper noch nicht zum Druck akzeptiert wurde. Aber in meinem Umfeld unter dem Nobelpreisträger Luis Alvarez war es gängige Praxis, Manuskripte bereits vor ihrer Publikation und sogar vor ihrer Einreichung möglichst weit zu streuen. Hierdurch erreichten wir eine sehr viel umfangreichere und weiter verteilte fachliche Überprüfung als durch die wenigen Fachgutachter der Fachzeitschrift.“ 

Das Ergebnis der neuen Studie ist erschreckend: Anstatt die durch den städtischen Wärminseleffekt überhöhten Temperaturen herunter zu korrigieren, haben die offiziellen US-Temperaturverwaltungsstellen offenbar die Daten von qualitativ verlässlicheren Stationen nach oben verändert, was kaum gerechtfertigt erscheint. Wenn sich das Ergebnis bestätigen sollte, wäre dies ein dicker Hund. Die Erwärmung der letzten Jahre wäre in den USA dann sehr viel weniger schnell von statten gegangen als immer angenommen. Da ähnliche Fehler auch im globalen Datensatz vermutet werden, könnte die Sache schnell weltweite Relevanz erlangen. 

Hier der Text der Pressemitteilung:

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Während der Mittelalterlichen Wärmeperiode war es auf den schottischen Orkneyinseln im Sommer wärmer als heute

Die Orkneys sind ein aus ca. 100 kleineren Inseln und einer Hauptinsel bestehender zu Schottland gehörender Archipel. Durch den warmen Golfstrom kann man es dort gut aushalten. Das dachten sich wohl auch die Wikinger, die etwa 780 n. Chr. von Skandinavien herübergeschippert kamen und für einige hundert Jahre das Kommando auf den Orkneys übernahmen. Ganz besonders schienen die rauhen Gesellen Fisch und Napfschnecken zu mögen, welche Archäologen massenhaft in den wikingischen Müllhaufen fanden.

Als Donna Surge und James Barrett von der University of North Carolina bzw. der englischen University of Cambridge erstmals von diesem Abfall hörten, kam ihnen eine Idee. Könnte man mit den Schalenresten nicht eventuell die Temperaturentwicklung der Wikingerzeit auf den Orkneyinseln rekonstruieren? Und in der Tat, es war möglich, wie die beiden jetzt in einem Artikel zeigen konnten, der sich derzeit im Druck in der Fachzeitschrift Palaeo3 befindet und bereits seit Mitte Juli 2012 online aufrufbar ist.

Die Temperaturrekonstruktion erfolgte dabei auf Basis von Sauerstoffisotopen an den Napfschnecken. Der Vorteil dieser schleimigen Freunde ist, dass sie schnellwachsend und kurzlebig sind, was punktgenaue Daten liefert. Und noch einen weiteren Vorteil haben die Napfschnecken für den Klimaforscher: Sie registrieren separat und hochauflösend sowohl die Sommer- wie auch die Wintertemperaturen. Jetzt mussten die untersuchten Schnecken nur noch zeitlich eingeordnet werden, was anhand von archäologischen Beifunden sowie der Radiokarbonmethode an Knochen, verkohlten Getreidekörnern und Schalen erfolgte.

Auf diese Weise konnten Donna Surge und James Barrett die Meeresoberflächentemperaturen während des Höhepunktes der Wikingerzeit von 800-1200 n. Chr. rekonstruieren. Die Zeit fällt dabei praktischerweise ziemlich genau in die Mittelalterliche Wärmeperiode.

Und was fanden die Wissenschaftler? Die wärmsten Sommer waren damals auf den Orkneys im Durchschnitt etwa ein Grad wärmer als heute. Das ist schon recht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die CO2-Konzentration damals noch mehr als 100 ppm unter dem heutigen Niveau lag. Ob es vielleicht etwa mit der gut dokumentierten erhöhten Sonnenaktivität zu tun haben könnte, die damals herrschte? (Siehe S. 60-63 in „Die kalte Sonne“).

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