Westantarktis erwärmt sich schneller als gedacht – allerdings kein bisschen in den letzten 25 Jahren

Aus der Westantarktis erreicht uns eine brandheiße Meldung. Laut einer neuen Arbeit eines Forscherteams um David Bromwich von der Ohio State University in Columbus, die kurz vor Weihnachten 2012 in Nature Geoscience erschien, erwärmt sich die Westantarktis schneller als bislang gedacht. Das gefiel natürlich der Süddeutschen Zeitung, die sogleich entzückt berichtete:

Mit einem Temperaturanstieg von 2,4 Grad seit 1958 gehöre die Zentralregion der Westantarktis sogar zu den Gebieten auf der Erde, die am schnellsten wärmer werden. […] Demnach erhöht sich dort die Temperatur dreimal schneller als der globale Durchschnitt.

Da kriegt man es richtig mit der Angst zu tun. Die Erderwärmung schlägt offenbar in der Westantarktis unerbittlich zu und die Temperaturen steigen und steigen. Jahr für Jahr heizt sich die Region auf und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zur Katastrophe kommt. Zur Untermauerung dieser These bringt die Süddeutsche Zeitung noch eine Temperaturkurve der Westantarktis für die letzten 55 Jahre (Abbildung 1) (im SZ-Artikel muss man auf die Abbildung klicken, dann erscheint die Kurve). Ein enormer Temperatursprung ab dem Jahr 2000 fällt sofort ins Auge, der die Temperaturen wie eine Rakete nach oben schießen läßt. Noch so ein Sprung und das antarktische Eis wird es wohl nicht überleben. Könnte man denken.

Abbildung 1: Januar-Temperaturen der Westantarktis. Quelle: Süddeutsche Zeitung, 23.12.2012.

 

Aber halt. Ein bisschen misstrauisch sollte man bei der Süddeutschen Zeitung doch immer sein. Es ist seit langem bekannt, dass die Süddeutsche Zeitung (SZ) dem Klimaalarmismus freundschaftlich verbunden ist (siehe z.B. unseren Blogartikel „Schlimmer als befürchtet: Die Süddeutsche Zeitung verliert den klimawissenschaftlichen Boden unter den Füßen„). Schauen wir also etwas genauer hin.

Und in der Tat werden wir leider fündig. Die von der Süddeutschen Zeitung verwendete Temperaturkurve der Januarwerte taucht nämlich im zitierten Artikel gar nicht auf. Der von David Bromwich und Kollegen genannte Erwärmungswert bezieht sich vielmehr auf die Jahresdurchschnittstemperaturen der Westantarktis, deren Verlauf in der Arbeit selbstverständlich auch abgebildet ist (rote Kurve in Abbildung 2). Und diese Kurve zeigt einen ganz anderen Verlauf als von der SZ behauptet. Sehen Sie’s auch?

Potzblitz! In den letzten 25 Jahren ist es in der Westantarktis gar nicht wärmer geworden! Vielmehr hat sich ein Temperaturplateau ausgebildet. Da ist es schon ein starkes Stück zu behaupten, die Westantarktis würde zu den sich am schnellsten aufheizenden Regionen der Erde zählen. Von wegen, in den letzten anderthalb Jahrzehnten hat sich temperaturmäßig in der Region rein gar nichts getan. Dolles Ding.

Abbildung 2: Temperaturentwicklung der Byrd-Station in der Westantarktis. Quelle: Realclimate.

 

weiter lesenWestantarktis erwärmt sich schneller als gedacht – allerdings kein bisschen in den letzten 25 Jahren

IPCC bestätigt Erwärmungsstopp

Einer der 800 externen Gutachter des kommenden IPCC Reports (AR5), Alec Rawls, hat die vertrauliche Fassung des 2. Entwurfs des IPCC Berichtes auf seiner Web-Seite veröffentlicht. Damit ist die Entwurfsfassung einschließlich der 20-seitigen „Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ auf vielen Web-Seiten mittlerweile zugänglich (z.B. auch auf WUWT). Der IPCC „bedauerte die nicht autorisierte Veröffentlichung, die den Beurteilungs- und Prüfprozess behindert“. … weiter lesen

Willkommen im Temperatur-Trendland

Von Frank Bosse, Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning

Wie werden eigentlich die globale Mitteltemperatur und die Abweichungen vom Mittelwert bestimmt? Es gibt da verschiedene Reihen, die mehr oder weniger unabhängig voneinander ermittelt werden. Zunächst die globalen Bodentemperaturen, sie werden beispielsweise durch die „Climate Research Unit“ (CRU) monatlich festgestellt, die neueste Reihe heißt HadCRUT4. Dann steuert das „Goddard Institute for Space Studies“ (GISS) ihre Daten bei. Beide funktionieren nach einem Modell, in das die Land- und Meeresoberflächentemperaturen einfließen. Daneben haben wir noch satellitengestützte Werte, die jedoch nicht die Bodentemperaturen sondern die Temperatur der Troposphäre in einiger Höhe messen.

Hier wollen wir uns mit den globalen Mitteltemperaturen nach GISS beschäftigen. Besonders wichtig ist es bei deren Trends, dass man einen Zeitraum betrachtet, der zum Begriff „Klima“ passt, 30 Jahre sollten es schon sein. Keinesfalls dürfen es nach Santer et al. (2011) weniger als 17 Jahre sein, sonst können wir womöglich im „Rauschen“ des Wetters nicht das Langzeitsignal des Klimas erkennen. Das Bild, das die Temperaturreihe abgibt, erscheint zunächst eindeutig:

Was wir erkennen, sind die Jahreswerte (blau) bis November 2012 und die Trendlinien des oberen (grün) und des unteren (braun) 95%-Konfidenzintervalls sowie den mittleren Trend (schwarz) mit einer Steigung von 0,16°C pro Dekade. Was wir ebenfalls sehen: seit 1998 ist es nicht mehr signifikant wärmer geworden (blaue Kurve). Nun ist 1998 mit Sicherheit ein Ausreißer durch den starken El Nino in jenem Jahr. Aber: in 2001 testete der Verlauf den oberen Rand des Konfidenzintervalls, am Ende eher dessen unteren. Die Stagnation der globalen Temperaturen hinterlässt eben auch bei einem 30-Jahrestrend inzwischen ihre Spuren.

Wie jedoch wird die mittlere Temperatur des gesamten Globus bestimmt? Das ist nicht so einfach, wie man denkt. In die Betrachtung fließen viele Beobachtungen ein. Zunächst einmal die Werte von meteorologischen Landstationen wie man sich leicht denken kann. Dann die Beobachtungen der Oberflächentemperaturen („Sea Surface Temperatures“, SST) der Meere, alle Angaben müssen gewichtet werden nach dem Anteil der Fläche, den die einzelnen Werte repräsentieren. Dazu gibt es auch Arbeiten, die das Vorgehen erläutern. Zum Beispiel veröffentlichte 2010 der Chef von GISS, James Hansen eine Arbeit dazu.

Dort geht er auch kurz darauf ein, mit welchem räumlichen Abstand die Messwerte erhoben werden. Er verweist hierzu auf eine Arbeit von 1987, in der gezeigt wurde, dass die globalen Temperaturen nicht signifikant empfindlich sind auf den Radius um den erhobenen Wert herum. Man einigte sich schließlich auf einen Radius von 1200 km.

„The global mean temperature anomaly was insensitive to this choice for the range from 250 to 2000 km. The main effect is to make the global temperature anomaly map smoother as the radius of influence increases.” (S. 2. der Arbeit)

Dennoch erscheinen weiterhin auch die Werte mit einem Radius von 250 km. Man kann sich diese Zahlen besorgen und den Unterschied zum in allen weiteren Veröffentlichungen benutzten 1200 km-Radius-Ergebnis berechnen:

Tatsächlich kann man nachvollziehen, dass der Unterschied bis 1987 wohl marginal war, eher bekam man etwas kühlere Temperaturen, benutzte man nicht den 250 km-Smoothingradius sondern den mit 1200 km. Mit etwas gutem Willen kann man sogar bis 1997 davon ausgehen, dass die Differenzen eher zufällig waren. Danach jedoch? Der Trend im Unterschied ist signifikant! Daher ist ein Zufall auszuschließen, wie er auftreten könnte, wenn man die globale Anomaliekarte einfach nur „smoother“ aussehen lassen möchte, wie es Hansen erklärte. In den letzten Jahren ergab sich ein Unterschied von im Mittel 0,07°C. Das klingt nicht viel. Wollen wir das obere Diagramm jedoch nachvollziehen:

weiter lesenWillkommen im Temperatur-Trendland