Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) blickt auf eine weit über hundertjährige Geschichte zurück. Damals wie heute lag der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf dem Austausch wissenschaftlicher Methoden und Forschungsergebnisse. Wie in der Wissenschaft üblich, gab es auch stets kontroverse Themen, welche die Mitglieder in fruchtbarer Weise in Mitteilungsblättern, Veröffentlichungen und auf Kongressen ergebnisoffen diskutieren konnten. Anderslautende Meinungen wurden respektiert und die Klärung auf dem Wege der Fachargumentation gesucht. Im Sinne der DMG-Satzung muss das Mitteilungsblatt der Gesellschaft „Mitteilungen DMG“ Diskussionen Platz einräumen, auch wenn der diskutierte wissenschaftliche Standpunkt von demjenigen der aktuellen Redaktion abweicht. Es sei an dieser Stelle auf den Meteorologen Alfred Wegener verwiesen, der mit seiner Theorie der Kontinentalverschiebung Anfang des 20. Jahrhunderts lange belächelt und sogar bekämpft wurde, dessen Modelle sich aber schlußendlich im Kern als korrekt herausstellten (siehe unsere Blogartikel „Kontinentalverschiebung und Klimawandel: Die wundersame Wiederholung der Wissenschaftsgeschichte“ und „Die Plattentektonik setzt sich durch: Lehren für die Klimadebatte„). Heute verleiht die Deutsche Meteorologische Gesellschaft sogar die Alfred-Wegener-Medaille, und zwar an Persönlichkeiten, die sich als Wissenschaftler hervorragende Verdienste in der Meteorologie erworben haben. Diese Episode aus der Wissenschaftsgeschichte soll uns daran erinnern, mit anderslautenden wissenschaftlichen Ansichten respektvoll umzugehen, denn sie könnten sich später durchaus als korrekt herausstellen.
Genau diese wissenschaftliche Offenheit scheint jedoch nun der DMG abhanden gekommen zu sein. In der Ausgabe der DMG-Mitteilungen des zweiten Quartals 2012 wurde dem Frankfurter Klimaforscher Christian-Dietrich Schönwiese Platz für einen Meinungsbeitrag eingeräumt, in dem er unser Buch „Die kalte Sonne“ kritisiert. Das Mitteilungsblatt kann als pdf hier kostenlos heruntergeladen werden (siehe Seiten 22-23). Wie üblich in der Wissenschaft, konnten sich jedoch nicht alle Mitglieder der DMG der Schönwiese-Kritik anschließen. Unter anderem fand auch ein Ehrenmitglied der DMG, der Berliner Meteorologe Walter Fett, die Argumentation nicht nachvollziehbar. Wie ebenfalls üblich in der Wissenschaft, verfasste Fett daraufhin einen eigenen Diskussionbeitrag und bat die DMG, diesen zu veröffentlichen. Die Redaktion der „Mitteilungen DMG“ mauerte jedoch und schrieb Fett:
„Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass das Redaktionsteam mehrheitlich entschieden hat, Ihren Beitrag nicht in den Mitteilungen DMG zu veröffentlichen, da wir aufgrund der negativen Erfahrungen der Vergangenheit grundsätzlich keine laufende Klimakritik-Diskussion in unserer Mitgliederzeitschrift zulassen wollen und können. Es sprengt den Rahmen unserer redaktionellen Betreuung.„
Die DMG möchte also keine Klimakritik-Diskussion in ihrer Mitgliederzeitschrift dulden. Wenn dies so wäre, dann hätte die DMG aber schon den Schönwiese-Beitrag gar nicht abdrucken dürfen, was jedoch geschehen ist. Nun der Gegenseite in der Diskussion das Wort zu verbieten ist im höchsten Maße unwissenschaftlich, ethisch nicht zu rechtfertigen und widerspricht der eigenen Satzung der DMG, in der eine offene Diskussionskultur gewünscht wird. Weiterhin ist unverständlich, was die Klimawissenschaften eigentlich zur Diskussion disqualifiziert. Handelt es sich nicht auch um einen Teil der Wissenschaft? Kann es hier nicht ebenfalls abweichende Meinungen geben wie in allen anderen Zweigen der Wissenschaft auch? Oder ist „Klima“ schon gar keine Wissenschaft mehr, sondern mehr eine ökopolitisch gefärbte Religion – und Religion diskutiert man grundsätzlich nicht?
Im Folgenden veröffentlichen wir Walter Fetts Diskussionsbeitrag. Die im Text angesprochenen Einflüsse von Sonnenaktivitätsschwankungen, galaktischen Faktoren und planetarischen/lunaren Kräften auf das irdische Klimageschehen werden mittlerweile immer klarer (siehe z.B. unseren Blogartikel Neue ETH-Studie: Sonnenaktvitätsschwankungen vermutlich durch planetarische Gezeitenkräfte verursacht).
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Klimawandelschuldzuweisung: Mensch oder doch Sonne?
Zur Kontroverse F. Vahrenholt / S. Lüning und C.D. Schönwiese
von Walter Fett
Mit C.D. SCHÖNWIESE [1] hielt es ein fachlich ausgewiesener Vertreter der „Dominanz des Klimafaktors Mensch“ beim Klimawandel für wert, in dieser Sache auf konkurrierende Argumente kritisch und sachlich wertend einzugehen: ein im Öffentlichkeitsrahmen einer maßgebenden meteorologischen Institution so gut wie erstmaliger Vorgang. Das ist ein erfreulicher Fortschritt, werden doch damit über die anderswo gewohnte Disputation hinaus Zeichen einer Diskussion deutlich. Über die dabei offenbar nicht unterdrückbaren Anzeichen einer Animosität, welche die fachliche Kompetenz der Kontrahenten in Zweifel ziehen, sollte man hinwegsehen, zumal gerade die heutzutage betriebene Klimatologie besonders häufig durch Quereinsteiger geprägt wird.