Buchtipp „Klima und Kulturen: Die Geschichte von Paradies und Sintflut“

Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass Sie bereits stolzer Eigentümer unseres Buches „Die kalte Sonne“ sind. Vielleicht haben Sie es auch schon durchgelesen und suchen nun nach neuer Lektüre, wobei wir gerne behilflich sind. Von Interesse könnte zum Beispiel das Buch „Klima und Kulturen: Die Geschichte von Paradies und Sintflut“ sein, das im Oktober 2011 im Greiner Verlag in der zweiten Auflage erschien. Über die erste Auflage hatte die Stuttgarter Zeitung am 3.11.2005 berichtet:

„Liegt das Paradies auf dem Grund des Persischen Golfes? (…) Der Winnender Technikprofessor Norbert Buchner und sein Sohn Elmar, ein Geologe, der Dozent an der Universität Hohenheim ist, haben sich jahrelang mit der Frage nach der Wiege der Menschheit und dem Weg ins Paradies beschäftigt. Der populärwissenschaftliche Lösungsvorschlag des Rätsels liegt seit Neuestem als 262-seitiges Buch vor (..) das sich in recht anschaulicher Weise auf die Suche nach dem nachweislich wahren Kern der Mythen über die Sintflut und das verlorene Paradies macht. (…) Entstanden ist ein Werk, das die Mythen über die Sintflut durchaus nachvollziehbar mit geografischen und klimatologischen Erkenntnissen in Übereinstimmung bringt. Die Sintflut beschreibt demnach die Folgen jener klimatischen Veränderungen, die in der Zeit zwischen 18 000 und 9000 Jahre vor Christi Geburt dafür gesorgt haben, dass die zunächst fruchtbaren Ebenen auf dem Grund des heutigen Persischen Golfes nach und nach überflutet wurden. In jenem Zeitraum ist (…) der Meeresspiegel um 130 Meter angestiegen (…) Ganze Siedlungen im Gebiet der Wiege unserer Kultur, dort, wo die Autoren auch jenes Fleckchen Erde vermuten, das dann als Garten Eden in die Mythen einging, liegen unter Wasser begraben. (…)“

Für das kalte-Sonne-Blog hat Steffen Loos aus Mainz freundlicherweise folgende Rezension der aktuellen Ausgabe des Buches verfasst:

Das Klima hat uns zu dem gemacht was wir sind

Klima und Kulturen ist ein spannendes und umfassendes Werk über die Entwicklung des Menschen vor dem Hintergrund ständiger Klimaschwankungen. Unter Zuhilfenahme neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Geologie, Klimaforschung, Archäologie und Humangenetik wird in diesem Buch der Menschliche Werdegang beschrieben, besondere Ereignisse hervorgehoben und wichtige Fragen beantwortet. Warum haben unsere Vorfahren die Bäume verlassen, wann und über welche Routen verließ der der Mensch Afrika und wie entwickelte er sich kulturell?

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Bangladesch und die Pazifikinseln wachsen trotz steigendem Meeresspiegel: Klimamodellierer benötigen dringend Nachhilfe in Geologie

Zum Abschluss unserer Meeresspiegel-Urlaubsserie geht es noch einmal weit in die Ferne, nach Bangladesch, in die Südsee und nach Amerika. Schwerpunktmäßig soll es dabei um mitwachsende Inseln und Küsten gehen. Außerdem schauen wir uns Gebiete an, wo Hebungs- und Senkungsbewegungen eine große Rolle spielen.

 

Bangladesch wächst

Im Juni 2012 reiste Außenminister Westerwelle nach Bangladesch. Dort versprach er dem Land Hilfe gegen den Klimawandel. Dpa berichtete:

„Außenminister Guido Westerwelle hat Bangladesch weitere deutsche Hilfe beim Kampf gegen die Folgen des Klimawandels versprochen. Das sei eines der Schlüsselfelder in der Entwicklungshilfe, sagte Westerwelle in Dhaka. Insgesamt habe Deutschland seit der Unabhängigkeit des Landes 1971 zwei Milliarden Euro Entwicklungshilfe geleistet. Das solle fortgesetzt werden. Bangladesch gehört zu den Staaten, die besonders stark von der Erderwärmung betroffen sind. Immer wieder kommt es zu katastrophalen Überschwemmungen. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt.“

Es ist richtig, dass Bangladesch sehr arm ist und dringend unsere Hilfe benötigt, keine Frage. Es werden dringend Schulen gebraucht, viele Erwachsene sind Analphabeten. Das Essen ist knapp, ein hoher Anteil der Kleinkinder in Bangladesch ist daher untergewichtig. Kinder sind die einzige Altersversorgung, daher leidet das Land unter Überbevölkerung. Auf einem Gebiet das weniger als halb so groß ist wie Deutschland leben über 160 Millionen Menschen, davon fast die Hälfte Kinder unter 18 Jahren. Es werden dringend Jobs benötigt. In einem großen Teil von Bangladesch sind die Wasserbrunnen mit Arsen verseucht. Dies ist eine natürliche Vergiftung des Grundwassers, wovon etwa 20 Millionen Bangladeschi betroffen sind. Die vielen Teiche, die in der Regensaison das Wasser auffangen, haben stehendes Wasser, das mit der Zeit sehr schlecht wird. Die Flüsse dienen meist auch als Abwasserkanäle und sind entsprechend verschmutzt, ebenso große Teile der Städte und Tümpel. So sieht man oft auch Toiletten, die auf Stelzen direkt über dem Wasser stehen. In vielen Dörfern, sogar am Rande der Hauptstadt, von denen aus man in der Nacht die Skyline dieser sehen kann, haben keinen Strom oder die Bewohner können sich den Anschluss nicht leisten.

Wie sinnvoll ist es eigentlich unter solchen Umständen, den Schwerpunkt der deutschen Entwicklungshilfe in Bangladesch auf den Klimawandel zu legen? Ist den Menschen dort damit wirklich am besten geholfen?

Mitverantwortlich für diese fragwürdige Fokussierung ist die von einigen IPCC-nahen Wissenschaftlern heraufbeschworene Klimakatastrophe. Der IPCC prognostizierte 2007, dass Bangladesch bis 2050 etwa 17 Prozent seiner Landesfläche durch den Meeresspiegelanstieg einbüßen wird. 20 Millionen Bangladeschis würden dadurch zu Klima-Flüchtlingen werden und das Land 30 Prozent seiner Nahrungsproduktion verlieren. Wenn es nach James Hansen vom NASA Goddard Institute for Space Studies ginge, dann würde das gesamte Land bis zur Jahrhundertwende in den Fluten verschwinden. Rette sich wer kann.

Leider scheinen die IPCC-Autoren hier ein paar Kleinigkeiten übersehen zu haben. Zum einen gibt es bislang keinen einzigen empirischen Hinweis darauf, dass sich der langsame, beherrschbare Meeresspiegelanstieg beschleunigen würde (siehe unser Blogartikel „Fallstudien aus aller Welt belegen: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs während der letzten 30 Jahre“). Die Horrorszenarien von einem Meter und mehr Anstieg bis 2100 sind daher äußerst fragwürdig.

Zum anderen könnte man ja einfach mal die Satellitendaten zurate ziehen und nachschauen, wie viel kostbares Land denn eigentlich jedes Jahr so in den Meeresfluten versinkt. Genau dies haben 2008 Wissenschaftler vom Center for Environment and Geographic Information Services (CEGIS) in der Hauptstadt Dhaka bereits getan. Hierzu werteten sie Satellitenbilder der letzten 32 Jahre aus. Zu ihrer Überraschung fanden sie, dass Bangladeschs Fläche in dieser Zeit im Durchschnitt um 20 Quadratkilometer pro Jahr angewachsen ist. Grund hierfür sind die enormen Schuttmassen des Himalaya, die von zahlreichen großen Flüssen wie etwa dem Ganges oder dem Brahmaputra quer durch das Land in Richtung des Indischen Ozeans transportiert werden (Abbildung 1). Auf diese Weise wälzen sich jedes Jahr mehr als eine Milliarde Tonnen Sediment durch das Land, wovon ein großer Teil an der Küste des Landes im Golf von Bengalen schließlich liegen bleibt.

Durch dieses Aufsedimentieren kann sich Bangladesch selbst bei leicht steigendem Meeresspiegel weiter in Richtung Ozean ausdehnen. Dieser Mechanismus ist in der geologischen Fachwelt bestens bekannt und läuft unter dem Begriff „Progradation“ bzw. „early Highstand Systems Tract“ (HST). Die Klimamodellierer des IPCC haben es offensichtlich versäumt, diesen Prozess in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, was ärgerlich ist.

Durch diesen Mechanismus sind in den letzten fünf Jahrzehnten etwa 1000 Quadratkilometer Neuland entstanden. Der Leiter der CEGIS-Instituts, Maminul Haque Sarker, nimmt an, dass auch in den kommenden 50 Jahren weitere 1000 Quadratkilometer dazukommen. Der steigende Meeressiegel verlangsamt dabei den Landzuwachs. Würde es keinen Meeresspiegelanstieg geben, würde Bangladesch aber noch schneller wachsen.

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Nachträgliche Korrekturen der Satelliten-Meeresspiegeldaten: Was nicht passt wird passend gemacht?

Der Meeresspiegel steigt, das steht fest. Um den Anstieg genau zu verfolgen, wurden an den Küsten der Erde Messlatten eingerammt, die seit vielen Jahrzehnten regelmäßig abgelesen werden. Die Daten sprechen eine klare Sprache. Seit mehr als 50 Jahren steigt der Meeresspiegel im globalen Durchschnitt um knapp 2 mm pro Jahr an. Eine Beschleunigung dieses Anstiegs ist jedoch nicht verzeichnet worden, trotz der jetzt um einige Zehntelgrade höheren Temperaturen.

Nun sind die Pegel leider nicht gleichmäßig über den Globus verteilt, so dass an einigen Orten Datenlücken klaffen. Außerdem heben sich einige Küsten, während andere absinken. Beides verfälscht die Meeresspiegelmessungen. Daher gibt es immer wieder kontroverse Diskussionen, ob die Messreihe eines bestimmten Meeresspiegelpegels für den Rest des Globus wohl repräsentativ wäre oder nicht.

Zum Glück gibt es seit 1993 Satelliten die über unseren Köpfen kreisen und einen globalen Blick über das Meeresspiegelgeschehen erlauben. Damit ist nun endlich eine hochpräzise und flächendeckende Vermessung des Meeresspiegelanstiegs möglich. Digitale Raumfahrttechnik des 21. Jahrhunderts mit wohlklingenden Namen wie Jason, Topex und Envisat gegen dahinmodernde und mit Miesmuscheln verkrustete Messstäbe im Küstenschlamm: Man könnte meinen, dass eigentlich klar sein sollte, welche Methode hier auf der Pole Position steht.

Aber leider ist es nicht ganz so einfach wie es scheint. Es fängt bereits damit an, dass die Satelliten einen Meeresspiegelanstiegswert anzeigen, der mehr als einen Millimeter pro Jahr höher liegt als der real an den Küsten gemessene. Wie kann dies eigentlich sein? Wem soll man nun wirklich glauben? Dem Satelliten, der aus 1300 km Höhe den Meeresspiegel auf einen Millimeter genau zu bestimmen versucht, oder der Pegel-Messlatte, die im direkten Kontakt mit dem Wasser steht? Gibt es möglicherweise Fehlermöglichkeiten oder Interpretationsspielräume bei den Satellitendaten, von denen wir in unseren Tageszeitungen in der Regel nichts lesen? Ja, es gibt sie leider. Wenn man das erste Mal davon hört, reibt man sich verwundert die Augen. Rudolf Kipp erzählte im April 2012 im Science Skeptical Blog die faszinierende Geschichte einer Datenkorrektur, die ein ungutes Gefühl in der Magengegend hinterlässt:

Der “Environmental Satellite” (Envisat) ist so etwas wie das Prunkstück der European Space Agency (ESA). Der 8 Tonnen schwere Umweltsatellit stellte die größte Nutzlast dar, die jemals mit einer Ariane Rakete ins All befördert wurde und ist mit 2,3 Milliarden Euro auch der bislang teuerste Satellit der ESA. Zu den Aufgaben dieses Satelliten gehört unter anderem die Vermessung der Ozonschicht, der Eisbedeckung, die Dokumentation von Vulkanausbrüchen und die Vermessung des Meeresspiegels. Allerdings hat die Auswertung letzterer Daten bislang zu Ergebnissen geführt, die weder mit den Aussagen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs, noch mit den Messungen der amerikanischen Jason Satelliten in Einklang standen. 

Der von Envisat gemessene Anstieg des Meeresspiegels betrug im Zeitraum von Ende 2003 bis Ende 2011 lediglich 0,48 mm/Jahr, was 4,8 cm in 100 Jahren entsprechen würde [Abbildung 1]. Die Messungen des Jason-1 Satelliten haben für den gleichen Zeitraum einen Anstieg von 2,05 mm pro Jahr gefunden. Um diesem Umstand zu begegnen wurden bei der ESA bereits im letzten Jahr Methoden diskutiert, wie man die Envisat Daten rechnerisch an die Ergebnisse der Messungen der Jason Satelliten angleichen kann. Diese Anpassung wurde jetzt beim Umstellen auf die neueste Version der Envisat Daten (Version 2.1) offensichtlich vorgenommen. Aus dem bisherigen minimalen Anstieg von 0,48 mm/Jahr wurde dadurch quasi über Nacht ein Anstieg von 2,32 mm/Jahr [Abbildung 2]. 

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