CO2 ist ein Treibhausgas, das erwärmend wirkt. Ein Anstieg des CO2 sollte also mit einiger Verzögerung einen Temperaturanstieg verursachen. Wenn man sich jedoch die Temperaturgeschichte der letzten 400.000 Jahre anschaut, so muss man erstaunt feststellen, dass in der Realität zuerst die Temperatur anstieg und das CO2 erst einige hundert Jahre später folgt. Einen guten Grund hierfür gibt es auch: Warmes Ozeanwasser kann nicht so viel CO2 speichern wie kaltes Wasser. Daher gast ein Teil des zuvor gelösten CO2 bei der Erwärmung aus und reichert sich in der Atmosphäre an.
Dies gilt für lange Zeiträume, also den Wechsel von Eiszeiten und Warmzeiten. Wie sieht es nun in kürzeren Zeitmaßstäben aus, zum Beispiel die letzten Jahrzehnte? Bereits vor einigen Monaten berichteten wir an dieser Stelle über eine interessante Beobachtung, die der in der Fachwelt anerkannte australische Klimawissenschaftler Murry Salby 2011 gemacht hat (siehe unser Blogartikel „CO2-Anstieg der letzten 160 Jahre durch Entgasung aus dem Ozean?“):
Murry Salby hat 2011 in einem Vortrag das gängige Modell zum CO2-Anstieg seit 1850 angezweifelt. Eine Videoaufzeichnung seines sehenswerten Vortrages vom 3. August 2011 am Sydney Institute ist seit kurzem auf youtube verfügbar. Salby ist Professor und Leiter der Klimawissenschaften an der Macquarie University in Sydney, Autor des bekannten Buches “Physics of the Atmosphere and Climate” und ehemaliger Gutachter des IPCC. Salby sagt, dass ein sehr großer Teil des atmosphärischen CO2-Anstiegs durch den Temperaturanstieg der letzten zwei Jahrhunderte verursacht worden sein könnte. Durch Erwärmung des Ozeans verringert sich hierbei das Löslichkeitsvermögen für CO2, das in der Folge ausgast. Im Klartext würde dies bedeuten, dass neu produziertes, anthropogenes CO2 im System weitgehend abgepuffert wird, die Gesamtkonzentration der Atmosphäre jedoch vielmehr von der globalen Durchschnittstemperatur abhängen würde. Ähnliches hatte bereits Roy Spencer 2008 vorgeschlagen.
Ende August 2012 erschien nun im Fachmagazin Global and Planetary Change eine neue Arbeit einer norwegischen Forschergruppe um Ole Humlum von der Universität Oslo. Darin untersuchten sie die zeitliche Abfolge der globalen Temperaturentwicklung und der CO2-Veränderung in der Atmosphäre. Dabei fanden sie ein hohes Maß an Korrelation, wobei Änderungen im Kohlendioxidgehalt stets der Temperaturkurve hinterherhinkten (Abbildung 1). Ole Humlum und seine Kollegen stellten fest:
„Die beste positive Korrelation zwischen CO2 und der Temperatur besteht, wenn man eine Verzögerung des CO2 von 11-12 Monaten gegenüber der Meeresoberflächentemperatur ansetzt, 9,5-10 Monate gegenüber der bodennahen Lufttemperatur und etwa 9 Monate gegenüber der Temperatur der unteren Troposphäre. Der Grad der Korrelation zwischen diesen Temperaturveränderungen im Ozean und in der Atmosphäre ist hoch, erklärt jedoch nicht alle beobachteten Änderungen.“
Die Frage liegt auf der Hand: Wie kann CO2 der wichtigste Treiber der Temperatur sein, wenn die CO2-Entwicklung den Temperaturänderungen hinterherhinkt. So ein bisschen ist das, als wenn der Donner vor dem Blitz zu hören wäre. Irgendetwas scheint hier nicht ganz zu stimmen.