Emotionen statt Fakten: Harald Lesch’s ZDF-Doku „Tatort Erde – Das Klima im Visier“

Harald Lesch ist gelernter Astrophysiker und obendrauf noch ein äußerst begabter Vortragender, der komplexe Sachverhalte in verständlicher Weise  erklären kann. Wenn Lesch gut in Form ist, macht es richtig Spass, ihm bei seinen Ausführungen zu lauschen. Seine mitreißende Art hat wohl 2008 auch das ZDF bewogen, ihm die Führung des Wissenschaftsmagazins Abenteuer Forschung zu übertragen. Das Nachsehen hatte damals der etwas steifere Joachim Bublath, der diese Sendung viele Jahre moderierte und kurzerhand in Rente geschickt wurde. Bublath hatte 2007 eine bemerkenswerte Sendung zum Klimawandel gemacht, die durchaus kritisch mit den Visionen des IPCC zur Klimakatastrophe umging. Die Sendung wird dem Weltklimarat nicht so recht gefallen haben. Es war sicher nur Zufall, dass Bublath kurz darauf gehen musste.

Mit Nachfolger Lesch müssten die deutschen IPCC-Vertreter nun jedoch sehr zufrieden sein. Der Pfeifenraucher des Jahres 2009 setzt sich vehement für die mediale Verbreitung des Katastrophengedankens ein und lässt keine Gelegenheit aus, die moralische Überlegenheit des Klimaalarmismus herauszustellen. So auch am 22. Mai 2012, als Lesch im Rahmen seiner Forschungs-Reihe die Folge „Tatort Erde: Das Klima im Visier“ kredenzte. Zur Einstimmung in das Thema produzierte der Moderator auch eine 11-minütige Standup-Lecture, die auf der Webseite des Senders abgerufen werden kann. Hier geht Lesch sehr viel deutlicher zu Werke als in der eigentlichen Sendung. Zunächst versucht er das „Klimaskeptiker-Phänomen“ psychologisch zu erklären. Es handele sich um Menschen mit einer irrigen Ansicht, die nur noch Webseiten ähnlich denkender Zeitgenossen lesen und sich da gegenseitig bestätigen. Lesch hat dafür eine schöne Formulierung: „Klimaskepsis die sich im Netz rumtreibt“. Weil alle anderen, mit denen man zu tun hat, das Gleiche denken, glauben die Skeptiker am Ende, dass sie wohl Recht haben müssen. Eine interessante Theorie.

Leider versäumt Lesch zu erwähnen, dass man genau das Gleiche auch über die klimaalarmistische Seite sagen könnte. Auch dort wird überwiegend auf den eigenen Webseiten gesurft und unbequeme Gegenargumente mit wackeligen Hilfsannahmen beiseite gewischt. Und noch schlimmer: Man richtet Konferenzen aus, zu denen Klimaskeptiker als Vortragende keinen Zugang haben. Die Skeptiker hingegen laden die Gegenseite regelmäßig zu ihren Veranstaltungen ein. Leider sagen jedoch die Klimaalarmisten Ihre Teilnahme fast immer ab, so dass offenbar kein Interesse an einem wissenschaftlichen Diskurs seitens der IPCC-Vertreter besteht. Auch diesen Umstand lässt Lesch in seiner Mini-Vorlesung leider aus. Er wirbt zwar für fachliche Diskussionen der beiden Gruppen, da Argumentation das Wesen der Wissenschaft darstellt, macht aber selbst keine Anstalten, eine solche Diskussion in seinen Filmen ernsthaft zuzulassen. Auch im gleich noch zu besprechenden Abenteuer-Forschung-Film werden wichtige Gegenargumente meist einfach ignoriert.

In seinem kleinen Appetitanreger erläutert Lesch dann, dass sich im Grunde alles um „Drends“ handelt. Für Zuschauer außerhalb von Hessen buchstabiert der Moderator das Wort dann nochmal „T, R, E, N, D, S“, womit nun klar sein sollte, dass die Erwärmung der vergangenen 150 Jahre gemeint ist. Richtig, die Erwärmung zweifelt ja auch gar keiner an.

Der zweite Teil des Vortrags wird der Komplexität des Themas jedoch in keiner Weise gerecht und führt die Zuschauer kräftig in die Irre. Lesch versucht den Wasserdampfverstärker zu erklären, ohne den das CO2 nur ein zahnloser Tiger wäre. Vom IPCC favorisierte ominöse Verstärker über Wasserdampf und Wolken sollen die Klimawirkung des angeblich CO2 vervielfachen, wobei die Prozesse selber jedoch noch kaum verstanden sind. Mit diesen eklatanten Verständnislücken der Verstärker will Lesch die Zuschauer aber offenbar nicht behelligen und lässt sie bewusst in dem Glauben, dass hier schon alles bestens wissenschaftlich unter Kontrolle wäre. Ein fragwürdiges Vorgehen. Der Moderator spricht dagegen von einem Teufelskreis von Verstärkungsfaktoren, auf den es in den aktuellen Messdaten jedoch noch keinerlei Hinweis gibt. Warum erwähnt Lesch nicht, dass der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre seit nunmehr 14 Jahre gar nicht mehr angestiegen ist (siehe unser Blogartikel „Der ominöse Wasserdampfverstärker für das CO2 spielt weiter Versteck: Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre in den letzten 14 Jahren offenbar nicht angestiegen“)?

Nein, das würde wohl der simplistischen Kernbotschaft der kommenden Klimakatastrophe widersprechen. Also lieber die großen Unsicherheiten weglassen. The Science is settled. Zumindest in der abenteuerlichen Lesch-Forschungswelt. Daher kann er an seiner These munter weiter fabulieren und stellt allerlei langweilige Dinge fest:

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Filmkritik zu „Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay“: Interessante Gespräche am Ende der Welt mit fachlichen Defiziten

Mitte Juli 2012 lief auf Arte der neue Dokumentarfilm “Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay”. Autor des Films ist die Soziologin und Filmemacherin Tink Diaz. Auf ihrer Webseite schreibt Diaz über den Film:

Eine Gruppe von jungen Sozial- und Kulturwissenschaftlern erforscht zurzeit [die] „menschlichen“ Folgen des Klimawandels an ausgewählten Küstenorten der vier Weltmeere. Die Doktoranden sammeln Daten, die für die Entwicklung von Klimaschutzstrategien weltweit dringend benötigt werden. Wir begleiten zwei dieser jungen Forscher mit unserer Kamera – die Ethnologinnen Jelena Adeli und Claudia Grill. Sie forschen an den denkbar unterschiedlichsten Orten der Welt: die eine in West Afrika, die andere am Rand der kanadischen Arktis. Die beiden wollen wissen, ob die lokalen Bevölkerungen die Zunahme von verheerenden Stürmen, Dürre und schmelzendem Eis wahrnehmen, und wenn ja: wie sie diese Veränderungen deuten. Als Strafe Gottes? Oder – ähnlich wie vielerorts in der westlichen Welt – als eine Art von Wetterkapriole, wie es sie immer schon mal gegeben hat? Jelenas und Claudias Forschungsmethode ist die teilnehmende Beobachtung. Und so tauchen auch wir mit unserer Kamera für eine Weile hinein in die Lebenswelt von dürregeplagten afrikanischen Bauern und Fischern. Ebenso lernen wir sub-arktische Jäger und Fallensteller kennen, die das schmelzende Eis weder als von Menschen verursacht interpretieren, noch als Bedrohung empfinden. Doch nur 300 km weiter nördlich treffen wir zusammen mit Claudia auf Inuit, die das alles wiederum anders sehen….

Der Film ist auf youtube anschaubar. Auch auf der Arte-Webseite wird er demnächst möglicherweise zur Verfügung gestellt.

Ziel des Films ist es herauszufinden, was die Menschen in den beiden Studiengebieten über den Klimawandel denken. Es geht explizit nicht darum, die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels darzustellen und zu diskutieren, sagt die Filmemacherin in ihrer Doku. Den Ball nehmen wir daher gerne auf und wollen im Folgenden überprüfen, ob die im Film enthaltenen Aussagen zum Klimawandel plausibel sind und in welchem Kontext sie zu sehen sind.

Der erste Teil des Films spielt in Churchill an der kanadischen Hudson Bay, wo die Österreicherin Claudia Grill ihre soziologischen Forschungen durchführt. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich das arktische Meereis in der Bucht in den letzten Jahrzehnten immer später im Jahr bildet und im Frühling dann auch wieder früher aufbricht. Dadurch haben die Eisbären in der kalten Jahreszeit weniger Zeit, um auf dem Eis herumzulaufen und nach Robben zu jagen. Stattdessen lungern die Bären nun verstärkt in Churchill herum. Eine erste Anpassung an den Klimawandel wäre, dass die Leute in Churchill jetzt den Schlüssel im Auto stecken lassen, damit sich die Bevölkerung im Falle eines Eisbärenangriffs im jeweils nächstgelegenen Wagen in Sicherheit bringen können. Im Film wird zudem die These aufgestellt, dass die Eisbären daher in 30 Jahren ausgestorben sein werden und ihre Zahl angeblich bereits abgenommen hätte. Dies würde dann zu einem ökonomischen Desaster führen, da die Leute in Churchill momentan noch viel Geld mit dem Eisbärtourismus verdienen.

Wir wollen dies kurz überprüfen. Die Meereisbedeckung hat in den vergangenen 30 Jahren in der Tat abgenommen (Abbildung 1), was gut zu einer insgesamt kürzeren Meereis-Saison in der Hudson Bay passen würde. Dabei sollte man jedoch auch beachten, dass die Meereisbedeckung in den letzten 5 Jahren relativ stabil geblieben ist.

Warum hat die Meereisbedeckung in den letzten Jahrzehnten eigentlich abgenommen? Klar, es ist 1977-2000 wärmer geworden, da ist es normal, dass auch das arktische Meereis schmilzt, bis wieder ein Gleichgewicht erreicht ist. Da dies aufgrund der Trägheit des Systems nur zeitverzögert passiert, erklärt sich auch das Schmelzen bis 2007. Was im Film leider überhaupt nicht angesprochen wurde, ist der Umstand, dass diese Meereisschmelze keinesfalls ein „noch niemals dagewesenes Ereignis“ darstellt. Vor etwa tausend Jahren, zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode gab es nämlich bereits ähnlich meereisarme Bedingungen im arktischen Raum. Die Wikinger nutzten die Situation aus und kreuzten mit ihren Schiffen munter durch das eisarme Nordpolarmeer, auf dem Weg nach Island, Grönland und Neufundland. Die damals in der Hudson Bay lebenden Inuit und Cree-Indianer mussten ganz ähnliche Dinge erlebt haben wie sie sich heute abspielen. Leider konnten die Naturvölker ihre Erfahrungen nicht schriftlich festhalten, so dass man die Eisarmut in der Hudson Bay während der Mittelalterlichen Wärmeperiode gerne übersieht. Auch der Film ignoriert dies leider, so dass ein verzerrter Kontext entsteht. Die Möglichkeit, dass die heutige Eisschmelze vielleicht nur Teil der natürlichen Klimazyklik ist, bleibt unerwähnt. 

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TV-Tipp: „Waldbrände, die Geißel der Zukunft?“ (Arte, 26.7.2012)

Am 26.7.2012 zeigt Arte um 22:25-23:20 Uhr den Dokumentarfilm „Waldbrände, die Geißel der Zukunft?“. Ankündigung der Sendung: Waldbrände treten in den letzten Jahren weltweit immer häufiger auf. Erderwärmung in Folge des Klimawandels und großflächige Brände scheinen eine fatale Wechselwirkung einzugehen. Die Dokumentation berichtet nicht nur von der aktuellen Situation, sondern zeigt auch Wissenschaftler auf der … weiter lesen