In schöner Regelmäßigkeit meldet sich das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit einer neuen Klimahorrorstory. Noch im Juni 2011 versuchte das PIK uns mit einer Sintflutwarnung zu schocken („Meeresspiegel steigt heute schneller als je zuvor in den letzten 2000 Jahren“), aktuell versucht man uns mit extremen Regenfällen, Hitzewellen und anderem Extremwetterunbill in Angst und Schrecken zu versetzen. Pikant am Rande: Bereits 2011 kooperierte das PIK mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer Studie, die eine signifikante Zunahme von Sturm-, Hagel- und Überschwemmungsschäden suggerierte. Schön dass man sich dagegen versichern kann. Interessenskonflikte sah hier keiner der beteiligten Partner (siehe „Die kalte Sonne“ Seite 274-275). In diesen Kontext passen auch gut die kürzlichen Versuche des PIK, den Menschen für einzelne heiße Sommer und kalte Winter verantwortlich zu machen (Rahmstorf & Coumou 2011), obwohl andere Forschungsinstitutionen zu ganz anderen Ergebnissen gelangt sind (siehe S. 96-98 in „Die kalte Sonne“). Es ist geradezu auffällig, dass die Arbeiten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung stets nur das Klimakatastrophenszenario weiter verschärfen. Ausgewogenere Studien, die die Rolle natürlicher Klimafaktoren hervorheben, werden in der Regel an anderen Forschungsstätten erarbeitet. Gibt es hierfür eine Erklärung?
Vor wenigen Wochen durfte die Potsdamer Presseabteilung endlich wieder schreckliche Nachrichten verbreiten. Im März 2012 ratterte die PIK-Meldung „Grönlands Eismassen könnten komplett schmelzen bei 1,6 Grad globaler Erwärmung“ über die Ticker der Nachrichtenagenturen. Es gäbe eine neue Studie „mit einer neuartigen Computer-Simulation“, die der PIK-Doktorand Alexander Robinson zusammen mit zwei weiteren Instituts-Kollegen ersonnen hat. Und in dieser virtuellen Computerwelt konnten die Forscher beobachten, dass die grönländischen Eismassen „unumkehrbar“ abschmelzen würden, wenn sich die Erde um ein weiteres knappes Grad erwärmte. Dann wäre eine Art Lawineneffekt gestartet, aus dem es kein Entrinnen mehr gäbe. Eine Einbahnstraße ohne Wiederkehr. Im Gegensatz zu vorangegangenen Studien setzte das PIK dabei den Temperaturwert dieser verhängnisvollen Weggabelung um anderthalb Grad herab und steigerte damit das vermeintliche Gefahrenpotential dramatisch. Das PIK schlussfolgert daraus:
„Die Eismassen Grönlands sind wahrscheinlich viel verletzlicher durch die Erderwärmung als bislang gedacht.“ […] „Wenn die Menschheit ihren Ausstoß an Treibhausgasen ungemindert fortsetzt, steuert sie langfristig auf acht Grad globaler Erwärmung zu. Dies würde innerhalb von 500 Jahren zu einem Abschmelzen von einem Fünftel der Eisdecke Grönlands führen, und zu einem fast vollständigen Eisverlust in 2000 Jahren, so die Studie. ‚Das würde man nicht als raschen Zusammenbruch bezeichnen‘, erklärt Robinson. ‚Allerdings ist es rasch, wenn man es vergleicht mit dem, was bislang in der Erdgeschichte passiert ist. Und wir nähern uns wahrscheinlich bereits der kritischen Grenze‘.“
Die deutsche Presse war entzückt und frohlockte über den großen Unterhaltungswert der Meldung. Ohne den Inhalt kritisch zu hinterfragen, wurde der Inhalte der Pressemitteilung praktisch im copy-paste-Verfahren übernommen (z.B. Spiegel Online, Augsburger Allgemeine, Stern, wissenschaft-aktuell.de). Endlich konnten die Redakteure das Feld „Katastrophe der Woche“ in ihrem Pflichtenheft abhaken.
weiter lesenKipp-Element auf wackeliger fachlicher Grundlage: Grönlands Eismassen lassen sich vom Potsdam-Institut keine Angst einjagen