Klimawandel lässt Kartoffeln, Zuckerrüben und Soja üppig sprießen

Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte gelernt, zur Versorgung der Bevölkerung eine große Anzahl von Nutzpflanzen anzubauen. Das Gedeihen der Pflanzen und die hieraus gewonnene Ernte hängen von vielen Faktoren ab, wozu auch in hohem Maße das Wetter bzw. auf langfristige Sicht klimatische Faktoren gehören. Wir wollen uns im heutigen Beitrag anschauen, inwieweit der CO2-Anstieg in der Atmosphäre sowie klimatische Veränderungen das Wachstum bereits beeinflusst haben bzw. beeinflussen werden.

Zunächst zu den Tomaten. Eine deutsche Forschergruppe hat eine Versuchsreihe zum Gedeihen von Tomaten durchgeführt und herausgefunden, dass eine Verdopplung des natürlichen CO2-Gehalts der Erdatmosphäre unter Gewächshausbedingungen auf 700-900 ppm eine deutliche Zunahme der Größe des Gemüses bewirkt und zudem Faulprozesse gehemmt werden. Auch würden sich vermehrt gesundheitsfördernde Stoffe in den Tomaten bilden. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift Scientia Horticulturae.

Weg von den Tomaten und rein in die Kartoffeln. Im Oktober 2012 erschien im Webportal Naturheilkunde & Naturheilverfahren die aufrüttelnde Nachricht mit dem Titel „Erschwerter Kartoffelanbau durch den Klimawandel“:

Im Zuge des Klimawandels werden sich nach Ansicht von Agrarexperten die Anbaubedingungen für Kartoffeln in Norddeutschland deutlich verschlechtern. Vor allem die Trockenheit während der Sommermonate könne den Ertrag der Kartoffelbauern nachhaltig beeinträchtigen, erklärte die Diplom Geographin Monika von Haaren von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.

Das hört sich ziemlich schlimm an. Der Deutsche liebt seine Kartoffeln, wie soll es jetzt weitergehen? Kommt es bald zu ersten Kartoffelkrisen? Nun, wer sich ein bisschen in der Kartoffelkunde auskennt, der wird sich wundern, warum die Naturheiler ein wichtiges Detail in ihrer Nachricht ausgespart haben. Wenige Wochen zuvor war nämlich in der taz ein Artikel erschienen, der das Schicksal der Kartoffeln in Deutschland in einem ganz anderen Lichte erscheinen lässt. Und die taz steht bekanntlich nun wirklich nicht im Verdacht, den Klimawandel zu verharmlosen. Die taz schrieb im September 2012:

Deutsche Bauern im Glück. Die Bodentemperaturen sind in den vergangenen 50 Jahren um fünf Grad gestiegen. Die deutschen Landwirte freut’s – die Erträge fallen üppiger aus. Die deutschen Landwirte dürften dank höherer Erträge unter dem Strich vom Klimawandel profitieren. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) präsentierte am Mittwoch Berechnungen, nach denen die mittlere Bodentemperatur im Aussaatmonat April in den letzten 50 Jahren um fünf Grad auf 16 zugenommen hat. „Dieser Trend wird sich bis 2100 fortsetzen“, prognostizierte DWD-Vize Paul Becker. Ende des Jahrhunderts könne dann drei Wochen früher gesät werden als in den 60ern. 

Das sind momentan bereits sieben Tage früher als noch vor einigen Jahrzehnten. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, geht laut taz davon aus, dass die Erträge durch die Erwärmung um 30 bis 40 Prozent ansteigen werden. Daher könnte sich eine zweite Ernte im Jahr zukünftig für viele Landwirte wohl lohnen, genau wie der verstärkte Anbau von Zuckerrüben. Die taz weiter:

„Auch der Mais dürfte in Deutschland zu den Gewinnerpflanzen des Klimawandels gehören“, sagte Becker. Auch der Anbau von Hirse wird mit wärmeren Temperaturen deutlich attraktiver. Soja, bislang zu empfindlich für hiesige Breitengrade, wird derzeit in Bayern bereits erprobt. 

Die guten Perspektiven für den Sojaanbau in Deutschland thematisierte im November 2012 auch das Webportal agrarheute.com:

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Drei neue Studien dokumentieren: Der Amazonas Regenwald würde sogar die IPCC-Hitzeprognosen gut meistern

In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder Gruselstories über den Amazonas Regenwald gehört. Der Klimawandel trockne den Regenwald aus, er hätte nur noch wenige Jahre zu leben, unzählige Arten würden aussterben und vieles mehr. Steht es wirklich so schlimm um die grüne Lunge am Amazonas? Wie würde es dem Amazonas Regenwald im Jahr 2100 ergehen, falls die Temperaturen der IPCC Hitzeszenarien Wirklichkeit werden sollten?

Eine neue im Dezember 2012 im Fachmagazin Ecology & Evolution erschienene Studie hat diese Frage untersucht und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Der Amazonas Regenwald hat in der Vergangenheit ähnliche Warmperioden wie für 2100 vom IPCC prognostiziert gut überstanden, so dass ein massenhaftes Artensterben unwahrscheinlich ist. Hauptautor der Untersuchung ist Christopher Dick vom Department of Ecology and Evolutionary Biology an der University of Michigan in Ann Arbor.

Diese Ergebnisse wurden im März 2013 durch eine neue Publikation im Fachmagazin Nature Geoscience weiter erhärtet. Eine Forschergruppe um Chris Huntingford vom britischen Centre for Ecology and Hydrology in Wallingford fand, dass der Amazonas Regenwald auch unter Annahme der IPCC-Erwärmungsprognosen bis 2100 wohl nicht austrocknen wird, und dass der Regenwald viel toleranter und resistenter auf Temperaturanstiege reagiert als zuvor angenommen.

Bereits im Februar 2013 war eine Studie im Fachblatt Nature erschienen, in der eine Wissenschaftlergruppe um Peter Cox von der University of Exeter über neue Modellierungsergebnisse berichtet, die den Amazonas Regenwald als CO2-Senke über das gesamte 21. Jahrhundert hinweg identifiziert haben.

Vielleicht sollte der WWF allmählich seine Webseite auf den neuesten Forschungsstand bringen. Leider müssen wir dort noch immer folgende nun wissenschaftlich als abwegig einzustufende Schreckensszenarien lesen:

In 15 bis 20 Jahren könnte so über die Hälfte des Amazonasregenwaldes verschwinden oder vertrocknen und sich unwiederbringlich in ödes Buschland verwandeln – ein Prozess, den man als „Savannization“ oder „Verbuschung“ bezeichnet. Dies hätte verheerende Konsequenzen. Zehntausende von Tier- und Pflanzenarten würden ihren Lebensraum verlieren und schließlich aussterben. Die rund 300 indigenen Bevölkerungsgruppen, deren Lebensgrundlage der Regenwald ist, wären in ihrer Existenz bedroht.

Vielleicht hat einer unserer Leser einmal Lust, dem WWF hier mit den neuen Studienresultaten auszuhelfen. Anfragen nimmt WWF Deutschland gerne hier entgegen. Die wahre Gefahr scheint dem Amazonas Regenwald daher eher von ganz anderer Seite zu drohen, nämlich durch fragwürdige Maßnahmen zum Klimaschutz. Für Staudämme und als Folge des Anbaus von Biokraftstoffen werden stetig neue, große Flächen des Amazonas Regenwaldes abgeholzt. Kann dies noch im Sinne des Erfinders sein?

Worauf basiert bloß die fehlgegangene Einschätzung des WWF zum Amazonas? Die FAZ erinnerte am 20. März 2013 in einem lesenswerten und ungewohnt IPCC-kritischen Artikel mit dem Titel „Wer die Welt simuliert, hat die Wahrheit nicht gepachtet“ an die historischen Urheber der angeblichen Klimakatastrophe im Amazonas:

Was aber, wenn die Öffentlichkeit die Modellergebnisse genau so sehen will, wie es die Wissenschaftler zu vermeiden versuchen: als simulierte Realität? Oder schlimmer: Wenn die Wissenschafter selbst ihre Prognosen mit einer Selbstverständlichkeit vorgetragen haben wie vor viereinhalb Jahren vom führenden deutschen Klimaforscher, Hans-Joachim Schellnhuber, in dieser Zeitung: „Gelingt die Abgas-Trendwende bis 2020 nicht, dann dürfte eine Erderwärmung mit verheerenden Folgen, etwa dem Abschmelzen des Grönland-Eisschildes und dem Kollaps des Amazonas-Regenwaldes, kaum noch zu vermeiden sein.“ Bis 2080 könnte es zu einem „vollkommenen Zusammenbruch des Amazonasregenwaldes kommen“, schrieb der Potsdamer Klimaforscher in einem anderen Aufsatz über die neun „Kippelemente“ des Weltklimas, die er zusammen mit anderen Forschern definiert hatte. Die Versteppung eines Großteils des Amazonas war auch im vierten IPCC-Bericht eines der wahrscheinlicheren Szenarien. Vor zwei Jahren kam schließlich ein Manifest von 19 renommierten Klimaforschern heraus, in dem ist zu lesen: „Es gibt zahlreiche Belege aus den Messungen in den Wäldern, die zeigen, dass der Amazonas tatsächlich sehr empfindlich auf Trockenstress infolge der Erderwärmung reagiert.“

Die FAZ weist umsichtig auf die neuen Amazonas-Studien hin und identifiziert die Schellnhuberschen Regenwald-Katastrophenszenarien als das was sie in Wirklichkeit sind – nämlich (wörtlich FAZ:) „Makulatur.“

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Die Nachricht die keine Zeitung im Titel sehen will: Dem deutschen Wald geht es wieder besser

Heute wollen wir uns mit dem Wald beschäftigen und wie sich der Klimawandel wohl darauf auswirken könnte. Der Wald hat die Deutschen bereits in den 1980er Jahren beschäftigt. Man war fest davon überzeugt, dass die letzte Stunde für den Wald geschlagen hätte und unsere grüne Lunge im Sterben liegt. Heute, mit einigen Jahrzehnten Abstand, wissen wir, was von der Hypothese des Waldsterbens zu halten ist. Die Bäume kümmerten sich nicht um die von klugen Köpfen erschaffenen Untergangsmodelle und erholten sich wieder. Zu dieser wenig ruhmreichen Episode der deutschen Wissenschaft gibt es eine ausgezeichnete Arte-Doku, über die der Focus folgendes schrieb:

Es gibt einen englischen Begriff für das typisch deutsche Zaudern. Er heißt German Angst. Nach „Und ewig sterben die Wälder“ kommt die German Hysterie dazu. […] Der Arte-Film von Michael Miersch und Tobias Streck entlarvt die German Hysterie von einst. Und Miersch, Wissenschaftsjournalist bei FOCUS, überführt die eigene Zunft der Panikmache. Es titelte der „Spiegel“ Mitte der 80er mit dem Sterben des Waldes. Wenig später legte der „Stern“ noch sein Schippchen Hysterie drauf. Höchstens drei Jahre würden es die deutschen Bäume noch machen. Dann, so stützte sich das Blatt auf zwei Wissenschaftler von vielen, werde durch den so genannten sauren Regen die letzte Nadel, das letzte Blatt gefallen sein. Und weil die Leser schlechte Nachrichten besonders gern kaufen, legte die Hamburger Zeitschrift nach: Vom „Todeskampf des Waldes“ war zu lesen. Und auch das: „Wenn die Bäume schreien könnten“.

Nachdem sich das 1980er Jahre Konzept des Waldsterbens nicht bewahrheitet hat, erleben wir momentan den nächsten Versuch, dem Wald den Gar auszumachen, diesmal nicht über sauren Regen, sondern über den Klimawandel. Die Webplattform Forschung und Wissen hat den Klimakiller bereits ausgemacht, es sollen die Dürren sein:

Klimawandel gefährdet einen Großteil aller Baumarten. Mit der zunehmenden Dürre, ausgelöst durch den immer fortschreitenden Klimawandel, kommen über 70 Prozent der weltweiten Baumarten nicht zurecht. Als direkte Folge bricht der Wassertransport in den Baumgefäßen ab, was zum Austrocknen und anschließend zum Absterben des Baumes führt.

Zu ärgerlich nur, dass Dürren in den letzten 60 Jahren gar nicht häufiger geworden sind (siehe unseren Blogartikel „Entspannung an der Extremwetterfront: Dürren sind in den letzten 60 Jahren nicht häufiger geworden“).

Ein Forscherteam unter Beteiligung der Universität Ulm setzt noch einen oben drauf. Der Klimawandel à la IPCC mache die Bäume angeblich insgesamt für Trockenheit anfälliger. Die Webplattform Mittelstandswiki.de schreibt, dass trockenheitsbedingtes Waldsterben daher bald auch verstärkt in feuchten Gebieten auftreten wird. Das hört sich so ein bisschen an wie eine Warnung vor Sonnenstich im Winter.

Auch Hannover will nicht auf seinen klimakatastrophalen Baumschaden verzichten. Die HAZ schrieb:

Die Folgen des Klimawandels belasten den Straßenbaumbestand Hannovers. Die gestiegenen Temperaturen begünstigen die Vermehrung von Schädlingen wie Insekten und Pilzen, die die Gesundheit der Bäume gefährden.

Hätte es die HAZ bereits vor tausend Jahren gegeben, dann hätte man sicher einen ähnlichen Artikel im Archiv als Vorlage für diesen Artikel verwenden können.

Die Thüringer Allgemeine hätte im Dezember 2012 eigentlich Grund zum Jubeln gehabt, denn die Thüringer Wälder sind auf dem Wege der Besserung. Der Anteil an geschädigten Bäumen ist um etwa vier Prozent gesunken. Forstminister Jürgen Reinholz ist darüber erfreut, lesen wir in der Zeitung. Dennoch wählte man eine ganz andere Überschrift, wohl um die sensations- und katastrophenlüstere Leserschaft gruselig zu unterhalten:

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