In früheren Ausgaben seines Klimazustandsberichts hatte der IPCC eine rasante weltweite Ausbreitung der Malariaverseuchung prognostiziert. Die damals verwendete simple Überlegung: Wärmere Temperaturen würden den Lebensraum der Malaria-Mücken stetig vergrößern. Diese Vorstellung gefiel Al Gore so gut, dass er die Malaria-Drohkulisse gerne in seinen Klimaalarm-Streifen „Eine unbequeme Wahrheit“ aufnahm.
Allerdings wurde schnell klar, dass IPCC und Gore nur die halbe „unbequeme“ Wahrheit berichteten. Der Hamburger Bildungsserver erinnert an Malariavorkommen, die so gar nicht in das simple Modell zu passen scheinen:
Bis ins 19. Jahrhundert war Malaria auch in Deutschland und Europa weit verbreitet. Sogar während der sog. „Kleinen Eiszeit“ im 16. und 17. Jahrhundert, der kältesten Periode in Europa seit dem Mittelalter, gab es Malaria-Epidemien in weiten Teilen Europas, so z. B. auch in Skandinavien und Großbritannien. In Deutschland erreichte die Malariaverbreitung ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte de 19. Jahrhunderts. Die Vorkommen lagen vor allem im Küstengebiet, aber auch entlang von Rhein und Donau. 1826 z.B. kam es an der Nordsee zu einer Epidemie mit ca. 10 000 Krankheitsfällen und vielen Toten. Außer im Mittelmeerraum war die Malaria in Europa Ende des 19. Jahrhunderts dann weitgehend verschwunden.
Die Gründe für die weitgehende Ausrottung der Malaria in Europa lagen nicht in klimatischen Änderungen, die durch die allmähliche Erwärmung eher das Gegenteil hätten bewirken sollen. Vielmehr wurden die Lebensbedingungen der Anopheles-Mücken durch menschliche Maßnahmen zunehmend eingeschränkt. Eine entscheidende Rolle spielten die Trockenlegung von Feuchtgebieten, die Begradigung von Flüssen und der Ausbau von Kanalisationssystemen, durch die Mückenbrutplätze erheblich reduziert wurden. Außerdem lebten die Menschen durch Migration in die Städte oder durch verbesserte Wohnbedingungen auf dem Land zunehmend weniger in enger Gemeinschaft mit Nutztieren, die vielen Mücken als Wirt dienten. Hinzu kam ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Vernichtung der Anophelesmücken durch das Insektenbekämpfungsmittel DDT. Von 1900 bis 2002 wurden auf diese Weise die Risikogebiete von 53 % der globalen Landoberfläche auf 27 % verringert.
Zu einem gewissen Wiederaufleben von Malariaerkrankungen in Deutschland kam es im und unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg. Die Kriegsereignisse begünstigten die Verbreitung der Malariaerreger durch Flüchtlings- und Truppenbewegungen und die Brutbedingungen der Anopheles-Mücken durch Bombentrichter u.a. Landschaftszerstörungen. Seit Mitte der 1950er Jahre gilt die Malaria in Deutschland als ausgerottet. Entscheidend war die Verwendung des Insektizids DDT.
Historisch gesehen hat die Malariaverbreitung also wenig mit der Temperatur zu tun. Andere Faktoren spielten eine viel größere Rolle. Dies hatte bereits der Malariaexperte Paul Reiter moniert. Er hatte zunächst an den IPCC-Berichten mitgewirkt, sich dann aber zurückgezogen, als er die einseitig und politisch getriebene Malariaberichterstattung des Weltklimarats bemerkte. Trotzdem führte der IPCC ihn damals als offiziellen Autor im Bericht, wogegen Reiter vehement protestierte. Reiters Kritik am IPCC ist im folgenden Ausschnitt der Doku „The Great Global Warming Swindle“ dargestellt:
Al Gore hatte in seinem Film behauptet, die Klimaerwärmung würde heute die Malaria langsam in die afrikanischen Hochgebiete, z.B. ins kenianische Nairobi, bringen. Reiter weist jedoch darauf hin, dass Nairobi zur Zeit seiner Gründung Anfang des 20. Jahrhunderts ein malariaverseuchtes Nest war (siehe Bericht im Spectator). Im Jahr 2005 erläuterte Reiter dem britischen House of Lords auch seine IPCC-Malaria-Kritik in Form eines lesenswerten Memorandums.
Im Oktober 2012 erschien nun in den Ecology Letters eine neue Studie eines US-amerikanischen Forscherteams um Erin Mordecai von der University of California, Santa Barbara (UCSB). Darin konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die früheren Malaria-Schreckensszenarien einer ungehemmten weltweiten Ausbreitung der Krankheit keine wissenschaftliche Grundlage haben. Frühere Modelle hatten angenommen, dass Malaria bei einer Temperatur von etwa 31°C am effektivsten übertragen würde. Die neuen Ergebnisse der University of California zeigen nun jedoch, dass dieser Wert deutlich zu hoch angesetzt wurde und eher bei 25°C liegt. Bei einem Fortschreiten der globalen Erwärmung würden sich also heutige Malariaproblemgebiete in Afrika von der optimalen Verbreitungstemperatur wieder entfernen, die Malariagefahr hier also wieder abnehmen. Die Autoren überprüften ihr neues Modell mit realen Malaria-Fallzahlen in 14 Ländern Afrikas und fanden eine gute Übereinstimmung (siehe auch Bericht im New Scientist).