Elegant flattert er im angenehmen Sonnenschein von Blüte zu Blüte und gönnt sich dann und wann einen kleinen Schluck Nektar. Er trägt ein atemberaubendes Kleid, dessen orange-schwarze Musterung mit arabischen Schriftzeichen aus der neuen Kollektion eines Fashion-Designers stammen könnte. Und dazu noch dieser wohlklingende Name, den man am liebsten viermal hintereinander sagen würde: Es geht um den Sumpfwiesen-Perlmuttfalter.
Eben dieser hat vor kurzem den ersten Platz in einem Wettbewerb des BUND errungen. Der süße Falter ist zum Schmetterling des Jahres 2013 gewählt worden, sozusagen Miss Schmetterling 2013. Dafür möchten wir dem Perlmuttfalter von der Sumpfwiese einen herzlichen Glückwunsch aussprechen. Bei einer solchen Schönheit ist der Titel wohlverdient. Es ist gut, dass der BUND uns in der kalten Jahreszeit mit dieser Aktion die einzigartige Welt der Schmetterlinge in Erinnerung ruft. Es gibt in der Natur viel zu entdecken.
Da überrascht es etwas, wenn man die offizielle Begründung des BUND zur Preisverleihung liest. Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter soll akut bedroht sein, und Schuld daran ist laut BUND die böse Klimakatastrophe. Nun nimmt uns der Klimawandel auch noch das letzte Gute und Schöne in dieser Welt. Wie kann er uns dies nur antun. Einfach abscheulich. Gerade in Deutschland schlägt die Klimaerwärmung ganz heftig zu, suggeriert der BUND. Lesen wir einmal, was genau in der entsprechenden Pressemitteilung der Umwelt-Organisation vom 22. November 2012 steht:
Sumpfwiesen-Perlmuttfalter ist Schmetterling des Jahres 2013 — und ein Verlierer des Klimawandels
Düsseldorf/Berlin: Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Boloria selene) ist zum Schmetterling des Jahres 2013 gekürt worden. Dies gaben die Naturschutzstiftung des nordrhein-westfälischen BUND-Landesverbandes und der BUND bekannt. Anhand dieser Art ließe sich besonders gut zeigen, wie sich der Klimawandel auf die biologische Vielfalt in Deutschland auswirke, begründeten die Organisationen ihre Wahl. […] Jochen Behrmann, Geschäftsleiter im BUND Nordrhein-Westfalen: „Der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter gehört zu den Verlierern des Klimawandels. Er lebt vor allem auf Feuchtwiesen, an Moorrändern und in Sümpfen, da seine Raupen hier Sumpfveilchen finden, ihre Hauptfutterpflanzen. Durch die Erderwärmung werden diese Feuchtgebiete im Sommer jedoch immer häufiger austrocknen und die Raupen finden nichts mehr zu fressen.“ In Deutschland stehe der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter zurzeit auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere. Nach Voraussagen werde er aber in den nächsten Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels einen Großteil seines Lebensraums einbüßen.
Die WAZ, Rheinische Post und viele andere Zeitungen fanden die Pressemitteilung so gut, dass sie die traurige Botschaft sogleich ihren Lesern weitererzählten. Die Reaktionen beim Leser waren vorhersehbar: Nachdem die erste Träne vergossen war, stieg der Wutpegel. Das ist wirklich unfair, was der elendige Klimawandel da macht. Er zerstört dem lieblichen Falter die Heimat !
Aber halt. Hatte der BUND da nicht einige Kleinigkeiten übersehen? Wer sich in der Materie ein bisschen auskennt, wurde schnell stutzig. So ging es wohl auch dem Mitbegründer der BUND-Ortsgruppe Aalen, Josef Kowatsch, der daraufhin an den erwähnten Jochen Behrmann vom BUND Nordrhein-Westfalen schrieb. Kowatsch war u.a. Leiter der Bürgerbewegung gegen die 2. Sondermüllverbrennungsanlage Baden-Württembergs und auch an der BUND „Aktion Schmetterling“ des BUND vor über 20 Jahren beteiligt. Für seine vielfältigen Aktivitäten zum Schutze der Natur ist er mit etwa 50 Natur- und Umweltschutzpreisen ausgezeichnet worden. Kowatsch:
Mit dem Klimawandel hat der Rückgang dieses Schmetterlinges/der Schmetterlinge nichts zu tun. […] Warum Schmetterlinge in Mitteleuropa in den letzten 50 Jahren abgenommen haben und vom Aussterben bedroht sind, können Sie sehr gut im Buch des BUND von 1992 „Aktion Schmetterling – So können wir sie retten“ nachlesen, das wir damals zur Aktion herausgegeben haben. Dass nun Feuchtgebiete wegen des Klimawandels in Mitteleuropa im Sommer mehr austrocknen als in meiner Kindheit, ist mir neu […] Und wenn sie austrocknen, dann geschieht dies durch gezielte Trockenlegung und nicht durch ein „Klimakillergas“ CO2.