Immer wieder heisst es aus der Solarskeptiker-Ecke, dass die Schwankungen der solaren Aktivität ja viel zu gering wären, um spürbare Klimaveränderungen auszulösen. Geologen bekommen bei diesen Einwürfen regelmäßig Magengrummeln, denn der geowissenschaftliche Befund ist eigentlich klar: Die Sonne hat in der Vergangenheit eindeutig eine wichtige Rolle im Klimageschehen gespielt. Nur weil der IPCC diesen Effekt in seinen simplistischen Modellen nicht reproduzieren kann, heißt dies noch lange nicht, dass es einen spürbaren solaren Klimaeffekt heute nicht geben kann.
Die Forschung lässt sich von der fragwürdigen IPCC-Sichtweise zum Glück nicht bremsen und fahndet weiter nach den Mechanismen der solar-klimatischen Verknüpfung. Im November 2012 erschien im Fachmagazin Atmospheric Chemistry and Physics Discussions eine Arbeit eines schweizerisch-deutschen Teams um Yuri Brugnara von der Universität Bern, in der die Autoren den Einfluss des 11-Jahres-Sonnenaktivitätszyklus auf die atmosphärische Zirkulation der nödlichen Hemisphäre untersucht haben. Beteiligt ist unter anderem auch Jürg Luterbacher, Professor am Institut für Geographie der Justus-Liebig-Universität Gießen im Bereich Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel.
Die Wissenschaftler fanden in ihren Untersuchungen für die letzten 100 Jahre einen statistisch robusten Zusammenhang zwischen dem 11-Jahres-Sonnenzyklus und der spätwinterlichen Zirkulation der unteren Atmosphärenschichten. Besonders ausgeprägt war dieser Zusammenhang über Europa. Die solar-beeinflussten atmosphärischen Strömungsmodifikationen führten dabei lokal zu Temperaturänderungen von mehr als einem Grad. Auch für längere Zeiträume scheint der gefundene Zusammenhang generell zu gelten, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, wie eine Datenüberprüfung der letzten 250 Jahre ergab.
Das pdf der Publikation kann kostenlos auf der Webseite der Zeitschrift heruntergeladen werden, da es sich um ein Open Access Format handelt. Hier die Kurzfasssung der interessanten Arbeit im englischen Original:
Here we present a study of the 11-yr sunspot cycle’s imprint in the Northern Hemisphere atmospheric circulation, using three recently developed gridded upper-air data sets which extend back to the early twentieth century. We find a robust response of the tropospheric late-wintertime circulation to the sunspot cycle, independent from the data set. This response is particularly significant over Europe, but results show that it is not directly related to a North Atlantic Oscillation modulation; instead, it reveals a significant connection to the more meridional Eurasian pattern. The magnitude of mean seasonal temperature changes over the European land areas locally exceeds 1 K in the lower troposphere over a sunspot cycle.We also analyse surface data to address the question whether the solar signal over Europe is temporally stable for a longer 250 yr period. The results increase our confidence on the existence of an influence of the 11-yr cycle on the European climate, although the signal is much weaker in the first half of the period compared to the second half. The last solar minimum (2005 to 2010), which was not included in our analysis, shows anomalies that are consistent with our statistical results for earlier solar minima.
Mit Dank an The Hockey Schtick für den Hinweis.
Siehe auch unseren Blogbeitrag "Langfristiger Abkühlungstrend Nordeuropas über die letzten Jahrtausende erstmals präzise berechnet: Temperaturen zur Römerzeit und im Mittelalter wurden bis dato als zu kühl eingeschätzt" über ein Nature Climate Change Paper aus Mitte 2012, an dem Jürg Luterbacher ebenfalls als Coautor beteiligt war.
Abbildung oben rechts zum 11-Jahres-Sonnenzyklus: David Chenette, Joseph B. Gurman, Loren W. Acton / Lizenz: This file is made available under the Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication