Geologen sind gute Beobachter. Im Laufe ihrer beruflichen Laufbahn durchstreifen sie die Welt, fertigen Skizzen an, sammeln Gesteinsproben, messen tektonische Werte und notieren auch sonst alles, was ihnen Aufschluss über die viereinhalb Milliarden Jahre lange Erdgeschichte geben könnte. Wie Detektive puzzeln Geologen das Bild unseres Heimatplaneten aus einer Unzahl von Details zusammen. Wie Historiker versuchen sie den Ablauf der Ereignisse minutiös zu rekonstruieren. Die Tätigkeit erfordert besondere Fähigkeiten im Abstrahieren, Extra- und Interpolieren, ausdauernden Kompilieren, räumlichen und zeitlichen Denken sowie kritischen Hinterfragen.
Ein ganz großer dieses Faches ist Peter Ziegler. Es gibt kaum einen Geologen, der im Laufe seiner Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit nicht mit Zieglers größtem Werk, dem Geological Atlas of Western and Central Europe, in Kontakt gekommen wäre. Dieser Atlas erschien erstmals 1982 und enthält ein detailliertes Landkartenwerk zur geologischen Entwicklung Europas. Fein säuberlich markierten Ziegler und Kollegen die Verteilung von Meeren, Flussdeltas, Hochgebieten sowie vielen anderen Merkmalen und wie sie sich im Laufe der Jahrmillionen verschoben haben. Ein faszinierendes Navigationssystem durch die Tiefen der Zeit.
Der Schweizer Peter Alfred Ziegler wurde im Laufe seiner Karriere vielfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter die Foumarier-Medaille der Belgischen Geologischen Gesellschaft, die Van-Waterschot-van-der-Gracht-Medaille der Königlichen Geologischen und Bergbau-Gesellschaft der Niederlande, die William Smith Medal der Geological Society of London sowie die Leopold-von-Buch-Plakette der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Peter Ziegler ist Vorbild einer ganzen Generation von Geologen.
Es gibt kaum eine Naturwissenschaft, die interdisziplinärer ist als die Geologie. Der flüssige Umgang mit allen Basisfächern wie Physik, Chemie, Biologie und Mathematik ist allen Geologen gemein. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass sich Ziegler auch ausführliche Gedanken über die Klimadiskussion gemacht hat. In einer bemerkenswerten Präsentation fasste er im Februar 2013 eine Vielzahl von wichtigen Graphiken zusammen, die die Klimaerwärmung der letzten 150 Jahre im Anschluss an die Kleine Eiszeit als natürlichen Prozess kennzeichnet, für den ein Einfluss des Menschen nicht zwingend notwendig ist. Die Präsentation kann auf der Webseite der Friends of Science heruntergeladen werden.
Der wissenschaftliche Gedankengang von Zieglers Ausarbeitung deckt sich in großen Zügen mit dem Konzept, das wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ dargestellt haben: Die Rolle der Sonne sowie pulsierender Ozeanzyklen spielen eine viel wichtigere Rolle als vom IPCC derzeit angenommen. Und es gibt interessanterweise eine weitere Gemeinsamkeit: Der Co-Autor der kalten Sonne, Sebastian Lüning, ist ebenfalls Geologe. Alles nur Zufall? Wohl eher nicht. Die Zeit ist reif für einen realistischeren, geologischen Blick auf die Zusammenhänge.
Im Juli 2013 erschien ein Sonderband der Fachzeitschrift Energy & Environment zur Klimadiskussion, der von Peter Ziegler in Zusammenarbeit mit Arthur Rösch herausgegeben wurde. Als Autor war Ziegler neben dem ‚Editorial‚ an den Kapiteln ‚IPCC Underestimates the Sun’s Role in Climate Change‚ sowie ‚Why Scientists are ‘Sceptical’ About the AGW Concept‚ (pdf hier) beteiligt. Im Folgenden die Kurzfassung des Editorials, das Ziegler mit Arthur Rösch verfasste:
The strong climate-forcing effect of rising atmospheric CO2 concentrations advocated by the IPCC, is at odds with climate developments during geological, historical and recent times. Although atmospheric CO2 concentrations continuously increased during industrial times, temperatures did not increase continuously to the present level but stagnated or even declined slightly during 1880 to 1900, 1945 to1977 and again since 1998. Total solar irradiation rose from a low in 1890 to a first peak in 1950 that was followed by a sharp decline ending in 1977, giving way to a period of rapidly increasing radiation peaking in 2002 when solar activity started to decrease, possibly declining to a new Little-Ice-Age type low. The Greenhouse Effect of increasing atmospheric CO2 concentrations, claimed and widely propagated by IPCC, is particularly vexing as it is widely over-estimated without adequate scientific justification. Large observed climate variations documented for geological and historical times, as well as the lack of insight into the behaviour of complex systems, seriously question the Anthropogenic Global Warming (AGW) concept propagated by the IPCC. The climate variability during industrial times was essentially governed by changes in solar activity with increasing atmospheric CO2 content playing a subordinate role. The climate controlling effect attributed by the IPCC to increasing atmospheric CO2 concentrations is rejected since supporting models are not compatible with observations. Lastly, the authors consider from a historical and philosophical science point of view why current mainstream climate change research and IPCC assessments may have been on an erring way for several decades.
Kurz nach Vollendung des Sonderbandes starb Ziegler im Alter von 84 Jahren. Ein produktives, erfülltes Leben ging zu Ende. Eine Prognose aus Zieglers Präsentation vom Februar 2013 lebt jedoch weiter:
Galileo Galilei wurde dafür verurteilt, dass er den damaligen Konsens der Kirche bestritten hat, dem zufolge sich die Sonne um die Erde dreht. Die Wissenschaft hat Galilei Recht gegeben und der Kirche Unrecht! Den IPCC-Konsens zur anthropogenen globalen Erwärmung wird unweigerlich das gleiche Schicksal ereilen.
Alles deutet darauf hin, dass Peter Ziegler auch in dieser Frage den richtigen Riecher hatte. Ruhe in Frieden, Peter Ziegler. Und vielen Dank für alles.
Foto von Peter Ziegler: Ziegler family Archive / Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later version