Ozeanzyklen spielen auch im Atlantik und Mittelmeer eine wichtige Rolle für die Meeresspiegelentwicklung: Wer die Zyklen nicht berücksichtigt oder mit zu kurzen Datensätzen operiert, argumentiert unseriös

Vor einigen Tagen berichteten wir an dieser Stelle über einen starken Einfluss von Ozeanzyklen im Maßstab von mehreren Jahrzehnten auf die Meeresspiegelentwicklung im Pazifik (siehe unseren Blogbeitrag „Neue Studien belegen: Meeresspiegelentwicklung im Pazifik ist eng an Ozeanzyklen gekoppelt“). Die Lehre hieraus: Es ist nicht zulässig, regional beobachtete Beschleunigungsphasen im  Meeresspiegelanstieg einfach in die Zukunft fortzuschreiben. Oftmals schlägt der Zyklus nach mehreren Jahren oder wenigen Jahrzehnten wieder ins Gegenteil und der Anstieg verlangsamt sich wieder bzw. der Meeresspiegel kann sogar fallen.

Einen ähnlich starken Einfluss der Ozeanzyklen können wir übrigens auch im Atlantik und sogar im Mittelmeer beobachten. So veröffentlichte eine Forschergruppe um Francisco Calafat vom National Oceanography Centre in Southampton im September 2012 im Fachmagazin Journal of Geophysical Research eine Studie, in der eine bedeutende Beteiligung der Nordatlantischen Oszillation (NAO) an der Meeresspiegelentwicklung in den beiden Ozeanen festgestellt wurde. Die Variabilität tritt im Jahrzehntmaßstab auf und beträgt bis zu 15 Zentimeter. Auch Li et al. fanden eine Meeresspiegelbeeinflussung im Nordatlantik durch die NAO und AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation, den polwärts gerichteten Wärmestrom des nördlichen Atlantiks). Das Paper erschien im August 2012 in den Geophysical Research Letters.

Für das Mittelmeer bestätigte im Februar 2013 eine Forschergruppe um Mikis Tsimplis vom National Oceanography Centre in Southampton den Einfluss der NAO. In der im Journal of Geophysical Research veröffentlichten Arbeit untersuchte das Team den Meeresspiegel der letzten 20 Jahre anhand von GRACE-Satellitendaten. Während dieser Zeit stieg der Meeresspiegel um 3,0 Millimeter pro Jahr an. Dabei hob sich der Meeresspiegel nicht etwa linear, sondern in 2-3 Jahresschüben, während derer der Wasserstand um 2 bis 3 Zentimeter ruckhaft nach oben schnellte.

In den Wintermonaten 2009/2010 sowie 2010/2011 stieg der Meeresspiegel im Mittelmeer um gleich 10 cm über den normalen Pegel. Felix Landerer vom Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena und Denis Volkov von der University of California Los Angeles fanden jetzt, dass diese ungewöhnlichen saisonalen Höchststände ebenfalls an die NAO gekoppelt sind. Die beiden Forscher publizierten ihren Fund im Februar 2013 in den Geophysical Research Letters. Marinella Masina und Alberto Lamberti von der University of Bologna fanden die NAO auch in der Adria wieder. Ihre entsprechende Studie erschien im September 2013 im Journal of Geophysical Research.

Erneut wird klar, wie wichtig langfristige Beobachtungsreihen des Meeresspiegels sind, die über die 20 Jahre hinausreichen, für die Satellitendaten vorliegen. Bei Zyklendauern von typischerweise 60 Jahren (PDO, AMO) müssen Daten entsprechend über mindestens diesen Zeitraum gemittelt werden. Es ist zudem wichtig zu berücksichtigen, in welcher Phase des Ozeanzyklus der regionale Meeresspiegel nach oben gedrückt wird, und wann die verlangsamende Phase aktiv ist.

 

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