Der Klimaprophet

Gerd Ganteför ist Professor für Clusterphysik an der Universität Konstanz und Autor des lesenswerten Buches „Klima – Der Weltuntergang findet nicht statt„. Ganteför teilt die Meinung des IPCC, dass das CO2 ein starkes Treibhausgas ist. Trotzdem ist er ein entschiedener Gegner des Klimaalarmismus und weist auf die Vielzahl gesellschaftlicher Probleme hin, die alle unsere Aufmerksamkeit verlangen. Eine alleinige Fokussierung auf die CO2-Frage wird der Komplexität unserer Welt nicht gerecht.

Die Klimalounge-Truppe um Stefan Rahmstorf kann Ganteför verständlicherweise nicht leiden. Dort war man über Ganteförs Buch sichtlich empört, beschimpfte es als „Machwerk“ und machte sich über mögliche Reputationsschäden des Physikers Sorgen.

Ganteför ließ sich nicht beirren. In einem kürzlichen Satirebeitrag in seinem Blog faszinationphysik.ch ließ er es mal wieder so richtig krachen:

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Der Klimaprophet

Von Gerd Ganteför

Schon morgens beim Frühstück wird man nicht in Ruhe gelassen. Aber ich hätte den Fernseher ja auch nicht einschalten müssen. Im Morgenmagazin wurde ein asketisch aussehender älterer Herr mit strenger Miene interviewt. Ein Klimaforscher. Die junge Dame, die ihn interviewen sollte, machte den Eindruck einer schlecht vorbereiteten Studentin. Sie verhaspelte sich und in einer Prüfung bei dem Herrn wäre sie wohl durchgefallen. Aber sie machte tapfer weiter. Der Klimaforscher wandte sich unvermittelt an uns und ich vergaß zu kauen. Wenn wir nicht sofort unsere Lebensgewohnheiten drastisch änderten und auf unseren Komfort verzichteten, würde die Welt untergehen. Unser maßloser Konsum produziere zu viel Kohlendioxid und das bewirke die Erderwärmung. Ich blickte schuldbewusst auf das Brötchen. Wie viel Kohlendioxid war wohl für seine Herstellung freigesetzt worden? Ich beschloss, morgens nur noch Müsli zu essen.

Nun tadelte der Klimaforscher unseren hohen Energieverbrauch für das Heizen und das Autofahren. Da hatte er Recht, aber was sollte ich tun? Ohne Heizung ist es kalt und ohne Auto komme ich nicht zur Arbeit. Die Moderatorin wagte es, den Propheten zu unterbrechen. Sie wies darauf hin, dass es in den letzten 15 Jahren gar nicht mehr wärmer geworden sei und ob nicht die Möglichkeit bestünde, dass die Klimamodelle fehlerhaft seien. Nach der Miene des Propheten zu schließen war ihr mit dieser Frage ein Langzeitaufenthalt in der Hölle der Klimaforscher sicher. Der Prophet knurrte, dass es das Klima auf die Dauer nicht wagen würde, von seinen Vorhersagen abzuweichen. Es würde bald auf den rechten Weg zurückfinden und dann würde es sehr warm werden. Jetzt konzentrierte er sich wieder auf mich, so schien es mir jedenfalls. Es ginge uns viel zu gut, donnerte er, und wir müssten vom Luxusleben abschwören. Klimaschädliches wie Autos, Fernseher und Plastiktüten müsse vernichtet werden.

Die Stimme hypnotisierte mich und die Umgebung verschwamm. Auch bunte Kleider seien nicht klimagefällig. Klimagefällig? Oder hatte er gerade gottgefällig gesagt? Die Reichen müssten gezwungen werden mit ihrem klimaschädlichen Tun aufzuhören. Er habe daher eine Klimapolizei gegründet, die in den Häusern der Reichen nach Klimaschädlichem suchten. Den Bürgern, die nicht genau wüssten, was klimaschädlich sei und was nicht, könne er mit einer einfachen Regel helfen: Alles, was schön ist und Spaß macht, sei klimaschädlich. Auch Lachen erhöhe die Kohlendioxidproduktion. Er schaute böse auf die junge Interviewerin, aber sie hatte gar nicht gelacht. Der Prophet erklärte weiter, dass nun auch die Häuser der Armen durchsucht werden müssten, denn auch dort habe man bei Stichproben Klimaschädliches entdeckt.

Die eingesammelten Güter wurden auf dem Marktplatz gesammelt und nach einigen Wochen entstand ein beeindruckend großer Scheiterhaufen. Am Nationalfeiertag sollte alles verbrannt werden und so geschah es auch. Die meisten Reichen hatten die Stadt verlassen und plötzlich gab es viele Arbeitslose. Eine Hungersnot brach aus. Die Armen wurden nachdenklich. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Der Prophet war indessen zufrieden, denn nun lebten alle Menschen ein klimagefälliges Leben ohne Treibhausgasemissionen. Dem Volk jedoch gefiel es nicht. In den Nachbarstädten ging es den Leuten viel besser und dort feierten sie bis in die Nacht in hell erleuchteten Sälen. Helle Lichter hatte der Prophet schon ganz am Anfang verboten. Und weil sie gerade so geübt waren im Verbrennen, verbrannten sie nun den Propheten. Danach wurde das Leben wieder fröhlicher.

Ich wachte auf und inzwischen lief Werbung. Irgendwie hatte ich im Traum unseren gestrengen Herrn Klimaforscher mit der Titelfigur meiner Seminararbeit, Girolamo Savonarola, vermischt. Herr Savonarola war vor 500 Jahren ein Bußprediger im Florenz. Für einige Jahre herrschte er über den reichen Stadtstaat und prangerte das verschwenderische Leben der Adeligen und Kaufleute an. Die Häuser wurden durchsucht und alle Reichtümer auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Nach wenigen Jahren seiner Herrschaft gab es eine Wirtschaftskrise und eine Hungersnot. Der Spuck war zu Ende, als das Volk schließlich den Bußprediger verbrannte. Wie konnte ich das nur durcheinanderbringen?

Hinweise

Das Interview mit Herrn Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung im Morgenmagazin der ARD am 30.5.2013 hat mich zu dieser Glosse inspiriert. Ich hatte tatsächlich kurz vorher ein Buch über Girolamo Savonarola gelesen. (link).

Girolama Savonarola ist eine historische Persönlichkeit. Er hat tatsächlich die Reichtümer der Stadt Florenz verbrennen lassen und wurde später selber verbrannt. (link).

Die Glosse wurde auf der Homepage von EIKE veröffentlicht (link). Ich teile nicht alle Positionen von EIKE, aber was mich mit EIKE verbindet ist die Überzeugung, dass Politiker, Umweltaktivisten und Wissenschaftler die Angst der Bürger nicht dazu ausnutzen dürfen, um ihre ideologischen Ziele durchzusetzen.

 

Weitere Satiren von Gerd Ganteför finden Sie auf seiner Webseite faszinationphysik.ch.
Den Mitschnitt eines Vortrags von Gerd Ganteför an der Universität Konstanz am 19. März 2015 gibt es hier: