Im März 2014 erschien im Fachjournal GAiA eine Arbeit, die sich mit klimaskeptischen Ansichten auseinandersetzt. Autoren sind Jens Soentgen und Helena Bilandzic von der Universität Augsburg:
Die Struktur klimaskeptischer Argumente. Verschwörungstheorie als Wissenschaftskritik
Klimaskeptiker(innen) stellen sich gegen den Mainstream und behaupten, dass der wissenschaftliche Konsens über die Ursachen der globalen Erwärmung nicht nur falsch, sondern gefälscht sei. Sie gehen von einer Verschwörungder Klimaforscher(innen) aus. Die folgende Analyse klimaskeptischer Argumentation beruht auf einer Auswertung deutsch- und englischsprachiger Sachbücher. Sie legt Funktion und Begründung der klimaskeptischen Emotionalisierungsstrategie offen.
Kurzfassung:
Questioning and rejecting the scientific consensus on climate change causes, climate skeptics argue that climate science is involved in a global conspiracy, guided by self-interest and aspirations of societal change. On the basis of 97 climate skeptical non-fiction books, this article reconstructs the logical structure of climate skeptical (or denialist) arguments, with a special focus on the construction of the causes for climate change. The analysis shows that climate skeptical arguments are made on three levels: on the level of insight from climate science, on the level of an intuitive sociology of science and on a political/economic level, thus achieving the desired effect of moving the audience emotionally. The reconstruction of arguments may serve as a basis for more quantitative research, but it is also useful for entering the debate with climate skeptics as it allows anticipating climate skeptical objections.
Das pdf der (deutschsprachigen Arbeit) ist kostenlos als download verfügbar. Praktischerweise ist Soentgen auch gleich Mitherausgeber der Zeitschrift. Gerne würde man erfahren, wie hier das Begutachtungsverfahren gelaufen ist. In der Arbeit diskutieren die Autoren auch unser Buch „Die kalte Sonne“. Fritz Vahrenholt hat sich einmal die Mühe gemacht, und dem Hauptautor einen Brief geschrieben:
Sehr geehrter Herr Soentgen,
ich habe Ihren Beitrag mit dem Untertitel „Verschwörungstheorie als Wissenschaftskritik“ gelesen. Mit den wissenschaftlichen Aussagen unseres Buches haben Sie sich ja nicht lange aufgehalten. So war es auch nicht nötig, darauf hinzuweisen, dass wir dem CO2 eine klimabeeinflussende Wirkung zuschreiben, die allerdings maximal halb so groß ist, wie im IPCC Bericht von 2007 dargelegt. Seit dieser Zeit ist die Abschätzung der Klimasensitivität in zahlreichen peer-reviewed Publikationen deutlich reduziert worden – bis auf die Hälfte und weniger. Selbst der IPCC reduzierte die untere Grenze der Klimasensitivität auf 1,5 Grad C in seinem letzten Bericht und sah sich außerstande, einen belastbaren wahrscheinlichsten Wert anzugeben. Sollte dies uns nicht alle skeptisch machen gegenüber Klimamodellen, die zu 95 % die Entwicklung der globalen Mitteltemperatur in den letzten 15 Jahren falsch prognostiziert haben ? Denn diese Modelle, die 15 Jahre nicht sicher vorausberechnen können, geben uns den Rahmen für eine 100 jährige Prognose, die zu politischen Handeln führt, dessen Ergebnisse in Deutschland bereits heute zu beobachten sind.
Am Schluss schreiben Sie: “Denn wenn die weltweiten Durchschnittstemperaturen in der nächsten Dekade trotz kontinuierlich steigender CO2 Emissionen stabil bleiben oder gar fallen, dürfte die Offenheit für klimaskeptische Positionen wachsen“. Ist das Ihre einzige Schlussfolgerung ? Könnte man dann nicht auch auch zum Schluss kommen, dass offensichtlich die Klimamodelle die Wirklichkeit nicht zutreffend abbilden, weil sie natürliche Effekte (Wolken, Sonne, ozeanische Strömungen) nicht einmal annähernd numerisch erfassen können? Müsste dies nicht Folgen haben für das Tempo und das Ausmaß einer unbestritten notwendigen globalen CO2 Minderung haben, die weniger dramatische soziale, wirtschaftliche und naturschützerische Fehlentwicklungen zur Folge haben ?
Aber das wäre ja Skepsis, und die ist ja verboten, weil Teil einer Verschwörungstheorie.
Mit freundlichen Grüßen
Fritz Vahrenholt