Michael Odenwald zeigte am 24. Februar 2014 im Focus wieder sein ganzes Talent im Verfassen von Klimaalarm-Klamauk, der den Fachleuten Schauer über den Rücken laufen läßt:
Ende des Temperaturstillstands? Fataler Wärmeschub: El Niño könnte das Weltklima auf den Kopf stellen
Deutsche Forscher prognostizieren, dass noch in diesem Jahr ein El Niño einsetzen könnte. Damit hätte die Stagnation der Klimaerwärmung wahrscheinlich ein Ende. Die Folgen für die Erde wären katastrophal.
Ende des Temperaturstillstands, nur weil eine kleine El Nino-Temperaturspitze aus dem Temperaturplateau herausragt? Scherz lass nach. Was soll am El Nino fatal sein? Fatal ist hier allein die Dramatisierung eines natürlichen Wetterphänomens zu eigenen, fragwürdigen Zwecken. „Ende des Halbmondes? Fataler Vollmond im Anmarsch!“. Klimaforscher schütteln den Kopf. Ein einziges wärmeres Jahr gehört ganz klar in die Kategorie Wetter, nicht Klima. Katastrophal ist hier nur die schlimme Fehlinterpretation des aktivistischen Focus-Redakteurs. Odenwald sollte sich dringend einmal bei seiner lokalen Volkshochschule erkundigen, wann das nächste Nachschulungsseminar zu den Grundlagen des Klimawandels stattfindet. Falls er es einrichten kann, könnte er auch gerne zum Klimaseminar in Mannheim am 10. April 2014 kommen, um sich den aktuellen Stand der klimarealistischen Forschung anzuhören. Kalte-Sonne-Coautor ist übrigens auch als Vortragender mit dabei.
Unabhängig davon ist es gar nicht gewiss, dass der nächste El Nino wie eine Rakete den Temperaturrekord an sich reißt. Dazu schauen wir uns die Satellitentemperaturdaten seit 1979 an (mit Dank an Ole Humlum / Climate4you für die UAH-Basisgraphik).
El Ninos treten alle 2-7 Jahre auf. Ihre Stärke ist unterschiedlich und es wird in schwache, moderate und starke El Ninos unterschieden. Der El Nino von 1998 gehört in die Kategorie „stark“ und besitzt noch immer den Temperaturrekord. Der El Nino von 2009/2010 war „moderat“. Die Temperatur lag nach UAH-Datensatz um satte 0,25°C unter der von 1998. Der vorletzte starke El Nino datiert von 1982. So richtig häufig kommen die also nicht vor. Ein moderater oder schwacher El Nino wird daher wohl keine Goldmedaille einbringen. Richtig interessant wird es, falls ein starker El Nino auftreten sollte und trotzdem kein neuer Temperaturrekord aufgestellt wird. Dies wäre ein Indiz dafür, dass das Temperaturplateau langsam abknickt, da Ozeanzyklen und Sonnenaktivität sich auf dem absteigenden Ast befinden. Es wird spannend, denn dass ein El Nino irgendwann wieder einmal auftreten wird, ist kein Geheimnis.
In seinem Beitrag räumt Odenwald dann klammheimlich ein, dass wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ die Rolle der Pazifisch Dekadischen Oszillation (PDO) richtig vorhergesagt haben. Stück für Stück holt die Realität die Akteure ein. Lesen wir ein wenig weiter im Focus-Artikel:
Im vergangenen Jahrzehnt häuften sich die kalten La-Niña-Ereignisse, der wärmere El Niño trat dagegen seltener auf – zuletzt von Juli 2009 bis Ende April 2010. Er ging mit einem kräftigen Anstieg der Temperaturen im Pazifik einher, was dazu beitrug, dass 2010 zum neuen Wärme-Rekordjahr wurde. Seither herrscht ein La Niña, der zu den ausgeprägtesten seit Aufzeichnungsbeginn zählt.
Naja, den angeblichen Wärmerekord von 2010 haben die Satelliten aber leider nicht dokumentieren können. Siehe Graphik oben. Man spürt geradezu, wie sich hier ein Autor die Realität zurechtbiegt, damit sie in seine Sichtweise passt. Odenwald weiter:
[Eine] Forschergruppe um die Physiker Armin Bunde und Josef Ludescher von der Universität Gießen vermeldete unlängst diesbezüglichen einen methodischen Durchbruch. Sie entwickelten ein statistisches Verfahren, das Prognosen über einen recht langen Zeitraum gestattet. So soll sich ein El Niño künftig zwölf bis 18 Monate vor seinem Auftreten vorhersagen lassen, statt wie bisher gerade sechs Monate. Gleichzeitig, so die Gießener, habe sich die Treffsicherheit der Warnungen deutlich verbessert. […] [Die Forscher konnten jetzt] die Quote falscher Alarme auf unter zehn Prozent senken und 70 Prozent der [El Nino-] Ereignisse zutreffend ankündigen. Jetzt gehen die Gießener Physiker einen Schritt weiter: In einer Studie, veröffentlicht im US-Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ In einer Studie, veröffentlicht im US-Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ verkünden sie, die Wahrscheinlichkeit, mit der ein El Niño noch in diesem Jahr eintritt, liege bei 76 Prozent. „Wir können zeigen dass unsere Methode das Fehlen von El-Niño-Ereignissen in den Jahren 2012 und 2013 bis zur Gegenwart korrekt vorher sagte“, schreiben sie in ihrer Arbeit. „Jetzt geben wir bekannt, dass unser Verfahren bereits im September 2013 die Wiederkehr von El Niño im Spätjahr 2014 erkennen ließ.“
Endlich kommt der El Nino, jubeln die Klimaalarmisten. Wir haben ihn uns redlich verdient! Letztes Jahr hatte man schon auf ihn gewartet, dann wurde die Mission „El Nino 2012/2013“ aber in letzter Minute abgebrochen. Es hatte nicht sollen sein. Interessant die religiös anmutende Wortwahl von Odenwald:
Träfe die Prophezeiung ein, könnte der Erwärmungsstillstand mit einem Schlag enden und die Erdtemperatur deutlich nach oben schnellen.
Die fatale Klimaprophezeiung stürzt die Welt in ein katastrophales Unglück! Wäre Odenwald im Mittelalter großgeworden, hätte er möglicherweise über bevorstehende Weltuntergänge orakelt. Schnell zaubert der Focus-Mann noch ein paar Vulkane aus dem Hut und behauptet kurzerhand, dass diese die unerwartete Erwärmungspause erklären könnten. Dass das entsprechende Paper auch nur wieder von einer IPCC-Lobbygruppe geschrieben ist, verschweigt der Redakteur. Auch lässt er das kleine, feine Detail aus, dass es in der Tiefsee noch gar kein verlässliches Messnetz gibt, das eine Versenkung der Wärme in die tiefen Wasserschichten belegen könnte.
Wenn Michael Odenwald in ein paar Jahren einmal die Rezensionen seiner gesammelten Werke im Kalte-Sonne-Blog nachliest, wird ihm sicher das eine oder andere recht peinlich sein. Wie konnte die Wissenschaftsberichterstattung derart aus dem Ruder laufen? Wie konnten die journalistischen Kontrollmechanismen untergraben werden, und weshalb gab es aus der Wissenschaft selber kaum Proteste? Ein ergiebiges Thema für zukünftige Wissenschaftshistoriker.
Lust auf weitere Stücke von Michael Odenwald? Hier gibts mehr.