Rührende Alarmgeschichte im Klimaretter-Blog entpuppt sich als Murks: Gambischer Minister muss zur klimatischen Nachschulung

In einem Bericht in den Potsdamer Neuesten Nachrichten hatte der ehemalige PIK-Mitarbeiter Friedrich Wilhelm Gerstengarbe Ende Mai 2014 behauptet, dass EIKE-Mitglied Michael Limburg und kalte-Sonne-Autor Fritz Vahrenholt Temperaturgraphiken fälschen würden. Limburg ging daraufhin gegen diese falsche und ehrenrührige Aussage juristisch vor. Am Ende der Auseinandersetzung musste Gerstengarbe die Behauptung jetzt wieder zurücknehmen. Anfang September 2014 unterschrieb er eine mit Konventionalstrafe und Kostenübernahme versehene Unterlassungsverpflichtung. Lesen Sie hierzu den Beitrag von Michael Limburg „Ex-PIK-Professor Gerstengarbe gibt Konventionalstrafen bewehrte Unterlassungserklärung ab. Fälschungsvorwurf gegen EIKE VP Michael Limburg vom Tisch“ auf EIKE.

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Nature Geoscience brachte im Juli 2014 eine IPCC-Katastrophenstory von Thomas Delworth und Fanrong Zeng:

Regional rainfall decline in Australia attributed to anthropogenic greenhouse gases and ozone levels
Precipitation in austral autumn and winter has declined over parts of southern and especially southwestern Australia in the past few decades. […] Here we use a high-resolution global climate model to analyse the causes of this rainfall decline. In our simulations, many aspects of the observed regional rainfall decline over southern and southwest Australia are reproduced in response to anthropogenic changes in levels of greenhouse gases and ozone in the atmosphere, whereas anthropogenic aerosols do not contribute to the simulated precipitation decline. Simulations of future climate with this model suggest amplified winter drying over most parts of southern Australia in the coming decades in response to a high-end scenario of changes in radiative forcing. The drying is most pronounced over southwest Australia, with total reductions in austral autumn and winter precipitation of approximately 40% by the late twenty-first century.

Australien wird immer trockener wegen des CO2-Anstiegs. Ein schönes Ergebnis, das viele IPCC-Punkte und saftige neue Forschungsgelder einspielt. Aber halt: Haben die beiden Forscher vielleicht dieselben Klimamodelle verwendet, die auch den Erwärmungsstopp der letzten 15 Jahre nicht hatten kommen sehen? Haben Sie! Und würden die selben Klimamodelle eigentlich die zahlreichen Trockenphasen der letzten Jahrtausende nachvollziehen können (siehe unseren Blogbeitrag „Überraschung: Feucht- und Trockenphasen wechselten im Südpazifik in vorindustrieller Zeit stets ab„)? Nein können sie nicht. Ein weiteres Paper für die runde Ablage auf dem Fußboden. Schade um die verschwendeten Forschungsressourcen.

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Rührige Geschichte am 1. August 2014 im Klimaretter-Blog. Ein Afrikanischer Minister schildert, wie der Klimawandel angeblich sein Land ruiniert und weshalb die westlichen Staaten ganz schnell Klimareparationen zahlen müssen:

„UNSERE HAUPTSTADT VERSCHWINDET“:

Auf zwei Grad Celsius will die Staatengemeinschaft die Erderwärmung begrenzen. Für Afrika bedeuten zwei Grad mehr globale Durchschnitts­temperatur aber ein Plus von bis zu vier Grad. Pa Ousman Jarju, Gambias Minister für Umwelt und Klimawandel, über die Auswirkungen des Klimawandels in seinem Land und über die Chancen für ein neues Klimaabkommen im nächsten Jahr.

klimaretter.info: Herr Minister, der Weltklimarat schreibt in seinem neuen Sachstandsbericht, dass der Klimawandel Afrika besonders hart trifft. Ist das wirklich so?

Pa Ousman Jarju: Früher dauerte bei uns in Gambia die Regenzeit fünf bis sechs Monate. Heute haben wir allenfalls noch drei Monate Regenzeit. Und die ist zunehmend unpünktlich: Der Beginn verschiebt sich immer mehr nach hinten. Das hat enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Einige Böden vertrocknen. Die Fischerei ist betroffen, die touristische Infrastruktur verschwindet. Dabei ist der Tourismus sehr wichtig für unser Land, auch viele Deutsche machen in Gambia Urlaub.

Weniger Regen durch den Klimawandel in Gambia sagt der Herr Minister. Dies bleibt ersteinmal eine Behauptung, denn wissenschaftliche Quellen nennt er natürlich im Interview nicht. Wir haben uns auf Spurensuche gemacht. Hat Jarju mit seiner Geschichte recht oder hat er sich den Regenmangel einfach ausgedacht, um an die internationalen Klimagelder heranzukommen?

Zunächst einmal wollen wir nachschauen, wo Gambia eigentlich klimatisch liegt. Wikipedia weiß:

Die geographische Position des Landes, kombiniert mit den umfangreichen Feuchtgebieten, sorgt für eine große Anzahl verschiedenster Pflanzenarten. Ungefähr 530 verschiedene Pflanzenarten sind in Gambia bekannt. Der nördliche Teil des angrenzenden Senegal liegt in der Sahelzone, weiter im Süden Westafrikas schließt sich der tropische Regenwald (Guineazone) an.

Gambia liegt also im Grenzberich der Sahelzone zum tropischen Regenwald. Gerade in der Sahelzone ist der Regen sehr wichtig. Aber irgendetwas kann hier nicht stimmen. War da nicht gerade eine neue Studie, die den Sahel im Aufwärtstrend sah? Genau, diese hier: „Satellitenbildauswertung der Universität Bayreuth: Vegetationsdichte im westafrikanischen Sahel hat in den letzten 30 Jahren zugenommen„. Die Regenmengen haben im Sahel in den letzten Jahrzehnten eher zugenommen. Das will so gar nicht zur Behauptung des gambischen Ministers passen. Aber es kommt noch besser. Andere Arbeiten sagen sogar eine weitere Verbesserung vorher (siehe „Klimawandel in Afrika: Frankfurter Studie prognostiziert für die kommenden Jahrzehnte ein Ergrünen Westafrikas“ und „Klimamodelle des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie geben Grund zur Hoffnung: Große Teile des Sahels werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ergrünen„).

Das sieht doch ganz so aus, als wenn Minister Jarju ziemlich danebenliegt und den Klimateufel an die Wand malt, um als klimageschädigt und zu erscheinen. Aber vielleicht ist in Gambia alles ganz anders als im Gesamt-Sahel? Unwahrscheinlich, aber wir geben der Idee eine Chance. Blättern wir in einer Broschüre der UNEP, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen aus dem Jahre 2006:

Climate Change and Variability in the Sahel Region:
Impacts and Adaptation Strategies in the Agricultural Sector

Auf Seite 17 finden wir eine spezielle Niederschlagsprognose bis 2100 für das kleine Gambia. Aus irgendeinem Grund werden vier landwirtschaftliche Sektoren unterschieden, wobei jeder mit einer anderen Regenvorhersage versehen ist. Fazit: In allen Fällen rechnet die UNEP mit einer Zunahme der Niederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts. Nur beim Mais will man sich noch nicht so recht festlegen.

5.2.4.  Gambia

The government of the Gambia used the 1950–1990 period as baseline. […] For the vulnerability assessment, the agricultural
sector has been divided into 4 sub-sectors and modelling exercises carried out for each of them:

for rainfall, some GCM models show a decrease of (-59 to -15 percent) while others show an increase of 15 to 29 percent by 2100. In general, increased runoff (58–98 percent) and drainage (48–84 percent) are expected. Total maize biomass production is likely to decrease by 19 to 35 percent compared to baseline even in the case of increased rainfall due to massive leaching of nitrogen.

Late millet system: rainfall is expected to increase by 28–69 percent depending on GCM outputs. Runoff (2–26 percent), drainage (3–31 percent) and extractable water (9–36 percent) will also increase. A total biomass decrease of 25 to 44 percent is expected.

Early millet system: a 5–59 percent increase in rainfall is expected inducing an increase in runoff (8–56 percent), drainage (4–57 percent) and extractable water (4–30 percent). Total early millet biomass will decrease by 1 to 21 percent.

Groundnut system: rainfall is expected to increase by 13–25 percent, runoff by 8–23 percent and drainage by 9–21 percent. A higher nitrogen uptake is expected resulting in a total biomass increase of 15–47 percent compared to a situation without climate change.

Ob der Klimaretter die Schummelei schon erahnte? Es wird ungewohnt hart nachgefragt:

klimaretter.info: Unregelmäßigkeiten bei Wetterphänomenen hat es immer gegeben. Warum sollte die Erderwärmung schuld sein?

Pa Ousman Jarju: Gambia hat vor einigen Jahren 20 Millionen Dollar investiert, um die Strände zu befestigen. Die sind für den Tourismus natürlich wichtig. Wir hatten den Sand so aufgeschüttet, dass der Strand wieder traumhafte 100 Meter breit war. Und wir hatten Küstenschutzanlagen gebaut, um das Ergebnis zu schützen. Von den 100 Metern Strand sind nach wenigen Jahren Erosion teilweise nur noch drei Meter übrig geblieben. Durch den Anstieg des Pegels hat sich das Meer Gambias Land zurückgeholt. Wenn der Meeresspiegel nur um einen Meter steigt – was der Weltklimarat nicht mehr ausschließt –, verschwindet unsere Hauptstadt Banjul in den Fluten. Was uns morgen existenziell bedrohen wird, schadet uns aber auch heute schon sehr real. Die touristische Infrastruktur, eine wichtige Einnahmequelle für uns, verschwindet.

Sand aufgeschüttet, der danach wieder vom Meer zurückgeholt wurde. Mein lieber Herr Minister, lassen Sie sich mal nach Sylt oder Helgoland einladen. Da passiert das jeden Sommer. Ständig muss der Sand aus dem Meer zurück an den Strand gepumpt werden. Schuld hat aber nicht der Klimawandel, sondern die Strömungen an der Küste, die die Sande ständig weitertransportieren. In ähnlicher Weise hat sich die ostfriesische Küste in den letzten Jahrhunderten signifikant verändert. Vielleicht könnte Ihnen einmal der Klimaretter ein Buch über Küstenmorphologie und -prozesse zukommen lassen.

Gerade die gambische Hauptstadt Banjul unterliegt diesen natürlichen Prozessen in bedeutender Weise, wie Wikipedia schreibt:

Die Siedlung wurde auf einer flachen Sandbank-Insel (St. Mary’s Island), die sich im Laufe der Zeit in der Mündung gebildet hatte, angelegt. Vor der Besiedlung wuchsen auf der Sandbank außer Baobabs (Affenbrotbäume) auch Bambuswälder. Banjul bedeutet in der Mande-Sprache „Bambusinsel“.

Sandverschiebungen durch Strömungen gehören zur Natur Gambias. Sich hier auf den Klimawandel zu beziehen ist absoluter Unsinn. Das Problem ist auch in Gambia bestens bekannt, wie auf allafrica.com in einem Artikel zu Banjul nachzulesen ist:

Coastal erosion along the highway is more of a natural problem because Cape Point, which lies perpendicular to the direction of the waves, causes longshore drift by waves and tidal currents. The yet uncontrollable erosion which is affecting the road network is caused by a very small sand supply to the eroding coastline and suffer significant sand loss from the coast due to sea level rise, longshore sand transport, and sandmining. Among the many causes of erosion in Banjul is the action of current at Oyster Creek, which creates sand spit and a point of discontinuity, which reduces the energy (wave refraction) and forced sand particles to settle in a form of sandpit. Waves recollects sand at around Radio Syd, Mile 11 water tank, and the Moslem cemetery and due to the structural development at the Albert Market, Ferry Terminal and ports, sedimentation takes place there of particles eroded groom round Radio Syd and the cemetery. Structures or heavy buildings near the cemetery aid the picking of particles. In coastal erosion, when longshore transport by waves and tidal currents, all locations along the coastline are connected and interruption of the clean at one location has effect an other locations.

Küstenparallele Strömungen, Sandentnahme für Bauzwecke, sowie Bauten an der Küstenlinie spielen vermutlich eine viel größere Rolle bei der Stranderosion als der geringe Meeresspiegelanstieg. Zudem darf man nicht vergessen, dass Deltas sich durchaus an einen Meeresspiegelanstieg anpassen können, indem sie einfach anwachsen, wenn genug Sediment nachgeliefert wird.

Nein, das war kein Glanzstück, Herr Jarju. Schnell entuppt sich das Ganze als Masche, um möglichst schnell an die Klimageldtöpfe zu gelangen. Ein zugegebenermaßen verlockendes Ziel. Man kann es den Gambiern nicht verdenken.