Endlich ist es so weit: Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 30. Januar 2014:
Wissenschaftliche Beratung: Ban Ki Moon richtet Sachverständigenrat ein
[…] Am Donnerstag war [UN-Generalsekretär Ban Ki Moon] vor allem nach Berlin gekommen, um an der Seite von Außenminister Steinmeier einen neuen wissenschaftlichen Sachverständigenrat der Vereinten Nationen in sein Amt eingzuführen. Das Gremium soll vor allem bei der Bewältigung des Klimawandels helfen und die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung armer Länder definieren, sagte Ban während eines Festakts. „Wir müssen die Bänder zwischen der Wissenschaft und den Vereinten Nationen stärken, damit die Wissenschaft besser gefördert und benutzt werden kann.“ Steinmeier betonte, die Mitglieder des Beirats sollten helfen, „die Erkenntnisse der Wissenschaft in realisierbare Politik zu überführen“. Zu dem Beirat gehören 26 Wissenschaftler aus aller Welt. Jeweils fünf kommen aus Europa und Amerika, sechs aus Asien, je vier aus Afrika und dem Nahen Osten, einer aus Russland und eine aus Australien. Frauen und Männer sind in gleicher Anzahl vertreten. Zu der Riege gehören drei Nobelpreisträger: Ada Yonath aus Israel ist genauso wie der Ägypter Ahmed Zewail für chemische Entdeckungen ausgezeichnet worden.
Die Mitglieder des Gremiums wollen wir uns gerne etwas genauer ansehen. Hat die UN endlich eingesehen, dass der IPCC aufgrund seiner Voreingenommenheit immer mehr zum Problem wird und daher nun ein wahrhaftig unabhängiges wissenschaftliches Gremium vorgeschaltet werden muss? Eine Übersicht der Mitglieder des wissenschaftlichen Sachverständigenrats der Vereinten Nationen gibt es hier. Klickt man die entsprechenden Namen an, erscheint ein kurzer Lebenslauf. Die Experten stammen aus den folgenden Fachrichtungen:
Biologie (Abrahamse), Physik (Avery), Wirtschaftsgeschichte McDonald Beckles), Menschrechtsaktivistin (Cariño), Biodiversität (Cooney), Medizin (Daar), Landwirtschaft (Ejeta), Plasmaphysik (Fortov), Teilchenphysik (Gianotti), Ingenieurswesen (Gong), Molekularbiologie (Hacker), internationale Beziehungen (Ivanova), Klimamodellierung (Kalnay), Biologie (Kondorosi), Biophysik (Kuroda), theoretische Physik (Min), Klimawissenschaften (IPCC-Mitglied Carlos Nobre), Eisenbahningenieurswesen (IPCC-Chef Pachauri), Ingenieurswesen (Sastry), Biotechnologie (Sindi), Materialwissenschaften (Soboyejo), internationale Beziehungen (Tubiana), Erdölgeologie (Wakhungu), Kristallographie (Yonath), physikalische Biologie (Zewail), Landwirtschaft (Zakri).
Lediglich vier der 26 Mitglieder hatten in der Vergangenheit mit den Klimawissenschaften zu tun. Dies ist gut, denn es gibt die notwendige Distanz, um die Dinge hoffentlich rationaler zu sehen, als es vielen Klimaforschern möglich ist. Die Berufung von Eisenbahningenieur Rajendra Pachauri ist überraschend. Erstens versteht er wenig von der Klimamaterie (oder war dies sein Berufungsgrund?), zweiten hat er keine besonders gute Figur in seiner Zeit als IPCC-Chef gemacht (siehe unseren Blogartikel „Wer ist Rajendra Pachauri?„). Mit in das Gremium bringt Pachauri seinen IPCC-Kollegen Carlos Nobre aus Brasilien. Allerdings ist sein Spezialgebiet das Amazonas-Ökosystem, für dessen Erhalt er sich einsetzt. Eine wichtige Stimme der Vernunft gegen das Abholzen dieses einzigartigen Naturraums. Susan Avery ist Direktorin der Woods Hole Oceanic Institution. Im Jahr 1978 promovierte sie in Atmosphärenwissenschaften. Aus dem berühmten Woods Hole Institut kamen in den letzten Jahren eine Reihe wichtiger klimarealistischer Arbeiten (Übersicht siehe hier). Dies gibt Hoffnung. Schließlich bleibt noch die Klimamodelliererin Eugenia Kalnay. Wie ist sie einzuordnen? Die Modellierer haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Keines der IPCC-Modelle hatte den seit nunmehr 16 Jahren anhaltenden Erwärmungsstopp vorhergesehen. Allerdings scheint Kalnay ein eher gespanntes Verhältnis mit dem harten Alarmisten-Kern des IPCC zu besitzen, wie diese Episode aus dem Jahr 2004 zeigt (via WUWT):
In July 2004, referring to Climate Research having published a paper by “MM”, thought to be Ross McKitrick and Pat Michaels, and another paper by Eugenia Kalnay and Ming Cai, Phil Jones emailed his colleagues saying:
“I can’t see either of these papers being in the next IPCC report. Kevin [TRENBERTH] and I will keep them out somehow – even if we have to redefine what the peer-review literature is!”
Vielleicht ist es naiv zu glauben, dieses Gremium könnte mithelfen, einen Neuanfang in den Klimawissenschaften einzuläuten. Aber die Hoffnung ist da. Und Pachauri wird von den Kollegen hoffentlich die ein oder andere kritische Nachfrage zur Alarmhistorie des IPCC bekommen.
Gremiumsmitglied Ada Yonath hingegen ist skeptisch. In Science wird er zitiert, dass er keine großartigen Resultate aus dieser divers zusammengesetzten Gruppe erwartet. Außer Spesen nichts gewesen? Das wäre schade.