Mojib Latifs Klimazirkus zu Gast in der Schalterhalle der Leverkusener Sparkasse

Der Göttinger Copernicus Verlag griff  im Januar 2014 zu fragwürdigen Mitteln und machte kurzerhand die von ihm verlegte Fachzeitschrift Pattern Recognition in Physics einfach dicht. Als Grund nannte der geschäftsführende Direktor des Verlags, Martin Rasmussen, dass die Herausgeber der Zeitschrift die fortwährende und beschleunigte Erderwärmung nicht anerkennen:

Recently, a special issue was compiled entitled „Pattern in solar variability, their planetary origin and terrestrial impacts“. Besides papers dealing with the observed patterns in the heliosphere, the special issue editors ultimately submitted their conclusions in which they “doubt the continued, even accelerated, warming as claimed by the IPCC project” (Pattern Recogn. Phys., 1, 205–206, 2013). […] In addition, the editors selected the referees on a nepotistic basis, which we regard as malpractice in scientific publishing and not in accordance with our  publication ethics we expect to be followed by the editors.

Dies ist eine recht seltsame Begründung. Denn die Messdaten zeigen, dass es seit 16 Jahren wirklich nicht mehr wärmer geworden ist, von einer gesteigerten Erwärmung ganz zu schweigen. Es wird weiter bemängelt, dass die Herausgeber das Begutachtungssystem unterlaufen hätten, indem sie nur wohlgesonnene Reviewer einluden. Dieser Vorwurf ist möglicherweise stichhaltig, ist jedoch auf das gesamte Begutachtungssystem in den Klimawissenschaften auszudehnen, da leider auch IPCC-nahe Forscherseilschaften dieses Verfahren viel zu oft anwenden. Weshalb wird nun das Vorgehen in diesem Fall kritisiert, bei den klimaalarmistischen Publikationen (z.B. in Nature) aber nicht? Es ist klar, dass das Begutachtungssystem so nicht funktionieren kann und auf jeden Fall stets kritische Stimmen gehört werden sollten.

Schauen wir uns daher kurz an, um was für einen Verlag es sich handelt. Copernicus wurde 1988 von Direktoren und Wissenschaftlern des Max-Planck-Insituts für Aeronomie – heute umbenannt in Sonnensystemsforschung – gegründet. Die Max-Planck-Institute sind bekannt dafür, dass sie sich streng an die IPCC-Thesen halten. Man denke nur an Sami Solanki, der im Gegensatz zum solarphysikalischen internationalen Konsens die heraufziehende Solarflaute aus unerfindlichen Gründen abstreitet. Oder denken wir an Jochem Marotzke vom Hamburger Max-Planck-Institut, dessen Klimamodelle die Erwärmungspause der letzten anderthalb Jahrzhente nicht haben kommen sehen. Die IPCC-Nähe der Max-Planck-Institute ist natürlich nicht verwunderlich, haben die MPI-Forscher doch von der Klimaalarmwelle der letzten 20 Jahre enorm profitiert. Offenbar wurde nun seitens Max-Planck Druck auf Copernicus ausgeübt, dem jetzt nachgegeben werden musste.

Siehe auch Beiträge auf JoNova, Tallbloke, Notrickszone und WUWT.

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Klimaprofessor Mojib Latif trat Mitte Januar 2014 mit seinem Klimazirkus in der Schalterhalle der Sparkasse Leverkusen auf und erklärte dort dem Publikum, warum die Erderwärmung so gefährlich ist. Vermutlich war der Besuch wieder einmal nicht ganz ehrenamtlich. Der Leverkusener Anzeiger war bei der Veranstaltung dabei:

Der Kieler Klimaprofessor schaffte es zum Schluss sogar, die bequeme Mär von den bösen Chinesen zu zerstreuen, die absurd viel Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen und die Klimakatastrophe befeuern. Denn es sei ja so: Der Westen habe große Teile seiner Produktion dorthin ausgelagert – und damit eben große Teile seines Kohlendioxid-Ausstoßes. Diese „grauen Emissionen“ machten zum Beispiel in Deutschland 18 Prozent aus. Stelle man dann noch in Rechnung, dass 1990 als Basisjahr für die Berechnung der Entwicklung beim CO2 -Ausstoß genommen werde, sehe das Ergebnis so aus: „Wir haben eigentlich nichts gemacht.“

China scheint Latif offenbar zu lieben. Bereits in der Vergangenheit hatte er sich freundlich über die (fehlenden) Klimaschutzbemühungen des Reiches der Mitte in einem chinesischem Lobbyblatt geäußert („Mojib Latif in chinesischem Lobbyblatt: China hat nur geringen Anteil an der Klimakatastrophe„). Schade dass Latif nicht erwähnt, dass in China noch immer jede zweite Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht. Und offenbar ist ihm auch nicht bekannt, dass ständig neue Kohleabbaulizenzen genehmigt werden. In China lacht man sich ins Fäustchen. Björn Lomborg hat mal ausgerechnet, was die kostspieligen und einseitige Klimaschutzbemühungen der kleinen europäischen Ländergruppe an Klimaerwärmung einsparen werden: Er errechnete, dass die EU bis zum Ende des Jahrhunderts 7 Trillionen-Dollar für Maßnahmen ausgeben wird. Folgt man den IPCC-Modellen, würde die Erwärmung aufgrund der getroffenen Maßnahmen allerdings nur um 0,05°C abgebremst werden, was vernachlässigbar ist. Auch der Meeresspiegel würde nur um 9 mm aufgehalten, also etwa 1 mm pro Trillionen Dollar.

Zurück in die Leverkusener Schalterhalle:

Zwar ist es nicht mehr umstritten, dass sich der Kohlendioxid-Gehalt der Luft seit Beginn der Industrialisierung beträchtlich erhöht hat. Und auch, dass es eben CO2 ist, das letztlich die Erwärmung der Erde forciert – übrigens um 0,7 Grad in den vergangenen 150 Jahren.

Das hat „Klimaprofesor Latif“ auf keinen Fall so gesagt, da irrt der Leverkusener Anzeiger. Latif ist viel vorsichtiger und schreibt dem CO2 „mehr als die Hälfte“ der 0,7 Grad Erwärmung zu (siehe z.B. hier), nicht den ganzen Betrag. Schalten wir jetzt noch ein letztes Mal zurück in die Leverkusener Schalterhalle:

Das damit einhergehende Phänomen schmelzender Polkappen lasse sich vor der Haustür messen: Seit 1900 sei der Wasserspiegel der Nordsee um 20 Zentimeter gestiegen, berichtete der Mann, der vor reichlich fünf Jahren mit Kollegen ein Klimaszenario bis 2025 vorgestellt hatte und spätestens seit dieser Zeit zu den großen Klima-Erklärern des Landes gehört. „Damit liegen wir im Mittel der Entwicklung.“

Dass der Meeresspiegel im Übergang von einer Kalt- in eine Warmphase steigt, ist keine Überraschung. Das war stets so und ist kein Argument für einen menschengemachten Klimawandel. Interessanter ist Latifs Klimaszenario, das hier angesprochen wird. Gemeint ist wohl die Studie von Keenlyside et al. aus 2008, an der Latif beteiligt war. Damals sagten die Forscher voraus, dass es wohl bis 2018 nicht wärmer wird, da Ozeanzyklen die Erwärmung verhindern (siehe „Mojib Latif hatte Recht: Wohl keine Erwärmung in den nächsten Jahren„). Vieles deutet darauf hin, dass diese Prognose zutreffen wird. Allerdings soll dann bis 2025 die Temperatur ruckhaft um ein halbes Grad nach oben schnellen (Abbildung 1). Dies ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, da die Ozeanzyklen (PDO & AMO) noch bis in die 2030er Jahre hinein kühlen werden (siehe z.B. „Judith Curry prognostiziert Erwärmungspause bis in die 2030er Jahre„). Dem Leverkusener Leser werden diese interessanten Details leider vorenthalten und mit „damit liegen wir im Mittel der Entwicklung“ im Dunkeln gelassen.  Dabei hat Latif kürzlich selber eingestanden, dass man dem CO2 wohl jahrelang eine zu starke Klimawirkung zugerechnet hatte (siehe „Mojib Latif im Fachvortrag in den USA: Die CO2-Klimasensitivität ist vom IPCC zu hoch angesetzt worden„).

 

Abbildung 1: Prognosen des Latif-Teams bis 2025. Abbildung 4 aus Keenlyside et al. 2008.