Neues Kinderbuch zum Klimawandel vom Umweltbundesamt im Faktencheck: Sind die wilden Zeiten jetzt vorbei?

Claudia Mäder vom Umweltbundesamt hat wieder zugeschlagen. Im Januar 2016 erschien ihr neues Kinderbuch „Klimafieber“ auf der UBA-Webseite, wo es kostenlos heruntergeladen werden kann:

Klimafieber
Geschichten, Rätsel und Fragen rund um das Klima – Wecke den Klimaprofi in dir!

In diesem Heft findet ihr Geschichten, Rätsel, ein Quiz, Lückentexte sowie eine Vielzahl von Informationen zur globalen Klimaerwärmung. Dieses Thema wird euch sicher ein Leben lang begleiten. Denn die Auswirkungen der globalen Erwärmung werden sich mit der Zeit verstärken. Wir hoffen, dass ihr aus unserem Heft auf kurzweilige und spannende Art viel Neues erfahrt. Die Texte sind so gestaltet, dass sie in den Unterricht – sowohl in den Geografie- als auch in den Deutschunterricht – Abwechslung bringen können.

 

Mäders letztes Buch „Pia, Alex und das Klimaprojekt“ war 2012 im selben „Verlag“ erschienen. In unserer damaligen Analyse fiel die Geschichte fachlich glatt durch. Lupenreine Klimapropaganda, die direkt auf Kinder abzielte (siehe unseren Blogartikel „Abenteuerliches Kinderbuch vom Umweltbundesamt eignet sich nicht als Gute-Nacht-Geschichte„). Hat sich die Autorin unsere Kritik von damals vielleicht zu Herzen genommen und ihren aktivistischen Übereifer diesmal etwas bändigen können?

Bevor wir in die Lektüre des neuen Buches einsteigen, noch kurz ein Wort zur Autorin und ihrem Hintergund. Claudia Mäder ist promoviert, in welchem Fach ist jedoch unbekannt. Eine Google-Suche in der klimatischen Fachliteratur ergab keine Treffer.* Im Jahr 2013 fiel Claudia Mäder als Mitautorin einer in den Medien heftig kritisierten UBA-Klimabroschüre auf, die sogar eine Schwarze Liste mit Namen von Akademikern und Journalisten enthielt, die von der Klimaalarmlinie von UBA und PIK abwichen (siehe „Überraschende Wendung: Keiner der Autoren der fragwürdigen UBA-Klimabroschüre ist ausgewiesener Klimawissenschaftler„).

Die ersten Seiten von Klimafieber enthalten harmlose Lückentexte und Buchstabensuchspiele. Schön. Dann geht es in eine Beschreibung der Erde durch Außerirdische. Sie unterhalten sich über die Erwärmung der letzten 150 Jahre, den CO2-Anstieg, das schmelzende Grönlandeis – alles gut. Bei der Antarktis tritt die erste leichte Ungenauigkeit auf. Die Gesamtmasse des antarktischen Eises nimmt aktuell bekanntlich zu („NASA-Studie mit überraschendem Befund: Antarktische Eiskappe wächst derzeit und bremst globalen Meeresspiegelanstieg„). Im UBA-Kinderbuch heißt es hingegen:

Pak: Rega, hol mal den Südpol auf den Bildschirm. Dort befindet sich der antarktische Kontinent, der vom größten Eisschild der Erde bedeckt ist. Die Menschen haben an der dicksten Stelle über 4700 Meter mächtiges Eis gemessen. Auch bei diesem Eisschild haben Schmelzprozesse begonnen.

Alles bleibt weiter recht harmlos und nett. Erst auf Seite 19 gibt es wieder etwas zu meckern. Dort findet sich ein fiktives Interview von ‚Alex‘ mit der Klimaforscherin ‚Frau Dr. Ricarda Schnee‘.

Frau Dr. Schnee: Ich kann Dir sagen, wie sich das Klima unter bestimmten Voraussetzungen wahrscheinlich verändern wird. Denn die künftige Entwicklung des Klimas hängt in starkem Maße von der Menge der Treibhausgase ab, die wir Menschen in Zukunft in die Atmosphäre freisetzen.

Dabei versäumt Frau Dr. Schnee doch glatt zu erwähnen, dass die Klimaprognose zu einem großen Teil auch von der Frage der CO2-Klimasensitivität abhängt. Eine schlimme Auslassung, die mittlerweile bei dieser Art Volksbildung offenbar Methode hat. Bereits der WWF-Online-MOOC-Kurs hat das gleiche Defizit (siehe „Fragen ins Leere: WWF-Klimakurs enttäuscht„).Weshalb verschweigen Mäder und das UBA dieses wichtige Fakt? Haben sie Angst, dass die Bevölkerung es als Schwäche auslegen könnte, wenn bekannt würde, dass die verschiedenen Schätzungen der Klimawirkung des CO2 um den Faktor 3 voneinander abweichen? Mehr dazu hier.

Gerne hätte Frau Dr. Schnee auch über Eisbohrkerne in Grönland und der Antarktis sprechen können, die wichtige Belege dafür geliefert haben, dass die Mittelalterliche Wärmeperiode auch in den Polarregionen ausgebildet und es vor 1000 Jahren damals so warm wie heute war – das Ganze bei einem niedrigen vorindustriellen CO2-Wert. Überhaupt fällt auf, dass das gesamte Heft einen großen Bogen um das Thema Paläoklima macht. Vielleicht wäre es für die Schüler interessant gewesen zu lernen, dass der grönländische Eisschild vor 5000 Jahre deutlich weniger Masse hatte als heute? Oder dass  der Ostantarktischer Eisschild stabiler als gedacht ist und selbst die extreme Wärme des Pliozäns vor 4 Millionen Jahren überstand?

Insgesamt ist das neue UBA-Klima-Kinderbuch jedoch viel gemäßigter als das Vorgängerwerk. Sind die wilden Klimazeiten im UBA jetzt vorbei? Man möchte es hoffen.

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*Nachtrag 30.1.2016, 20:30h: Unser Leser Dr. Hans-Walter Leonhard ist im „Katalog der Deutschen Nationalbibliothek“ doch noch fündig geworden und hat die meteorologische Dissertationsschrift von Claudia Mäder aufgespürt:

Link zu diesem Datensatz http://d-nb.info/900675632
Titel/Bezeichnung Ein Beitrag zur Korrektur und Vervollkommnung der numerischen Mesoanalysen der bodennahen Felder von Luftdruck, -temperatur und Wind
Person(en) Mäder, Claudia
Erscheinungsjahr 1989
Umfang/Format Getr. Zählung : graph. Darst. ; 30 cm
Anmerkungen Erscheint in 2 Bd.
Hochschulschrift Berlin, Humboldt-Univ., Diss. A, 1989 (Nicht f.d. Austausch)
Sachgruppe(n) 31 Geowissenschaften ; 29 Physik, Astronomie

Frankfurt Signatur: H 90b/4677
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Leipzig Signatur: Di 1990 B 2364-1+2
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